Der Herrscher aus der "Stadtmitte"

Manderscheid · Lange Jahre haben Edgar und Margareta Durchdewald beim Manderscheider Burgenfest das Grafenpaar gespielt. In diesem Jahr zieht das Paar sich aber altersbedingt aus diesem Amt zurück. Reimund Schmitz übernimmt am Wochenende die Rolle des Grafen. Schmitz erzählt im TV-Interview, wie er sich auf die Aufgabe vorbereitet.

 Der neue Graf: Dietrich III. von Manderscheid mit seiner Gemahlin, Gräfin Elisabeth von Schleiden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Der neue Graf: Dietrich III. von Manderscheid mit seiner Gemahlin, Gräfin Elisabeth von Schleiden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Manderscheid. Als Dietrich III. wird Reimund Schmitz an diesem Wochenende der Herrscher von Manderscheid sein. Er spielt die Rolle des Burggrafen bei dem am Samstag und Sonntag zum 29. Mal stattfindenden Burgenfest. Die Veranstalter erwarten 20 000 Besucher. TV-Redakteur Hans-Peter Linz sprach mit ihm.
Wie muss ich Sie eigentlich korrekt als Graf anreden - muss ich dabei auch niederknien?
Schmitz: Nein, niederknien müssen Sie nicht. Aber wenn Sie von geringerem Rang als ich sind, müssen Sie das Haupt senken und mich als Herr Graf von Manderscheid anreden.

Stammen Sie denn auch aus der Eifel?
Schmitz: Ja, ich bin ein Kind der Eifel und wurde 1962 im Nachbarort Bettenfeld geboren und lebe schon über 20 Jahre in Manderscheid "Stadtmitte". Ich habe einen Sohn und bereits einen Enkelsohn. Mein Geschlecht ist damit für die nächsten zwei Generationen gesichert!

Was machen Sie in Ihrem bürgerlichen Leben?
Schmitz: Nach einer kaufmännischen Ausbildung und anschließender Erlangung der Fachhochschulreife wurde ich Soldat auf Zeit bei der Bundeswehr. Anschließend habe ich eine Fachausbildung zum Betriebswirt und Controller absolviert. In diesem Beruf habe ich mehr als 20 Jahre lang gearbeitet. Im vergangenen Jahr habe ich eine achtmonatige Ausbildung zum IHK-zertifizierten Gästeführer Eifel absolviert. Diese Ausbildung beinhaltete unter anderem die Geschichte der Eifel.

Hatten Sie schon immer ein Faible für das Mittelalter?
Schmitz: Eigentlich ja. Ich habe mir als Kind schon "Prinz Eisenherz"-Bücher und Filme angeschaut, und Bücher zum Thema Mittelalter gelesen.
Sie sind in einer Region aufgewachsen, in der auch viele alte Schlösser und Burgen stehen. Hat das auch das Interesse für die Geschichte geweckt?
Schmitz: Ja. In der Eifel kommt man zwangsläufig mit Zeugnissen der Geschichte in Berührung. Wenn man eine alte Burg sieht, fragt man sich doch automatisch: Wie haben die damals wohl darin gelebt?

Wie wird man Graf von Manderscheid?
Schmitz: Ich wurde von der "Obrigkeit" gefragt. Das heißt, der Stadtbürgermeister sprach mich an. Das war schon im vergangenen Winter, als klar war, dass Edgar Durchdewald, der den Grafen seit über 20 Jahren gespielt hat, dies nicht mehr machen kann und möchte.

Wie haben Sie sich auf die Rolle des Grafen vorbereitet?
Schmitz: Ich habe viel über die Zeit und Person, die ich verkörpere, gelesen und mir dadurch viel Hintergrundwissen angeeignet. Außerdem habe ich mich oft mit dem Altgrafen Edgar Durchdewald ausgetauscht und mich von Harald Peinzke von der Ehrenburg beraten lassen. (Harald Peinzke ist seit 2000 künstlerischer Leiter des Burgenfests. Im Hauptberuf ist er Geschäftsführer der Ehrenburg an der Untermosel, wo es sehr viele an das Mittelalter erinnernde Veranstaltungen gibt (Anmerkung der Redaktion).
Welche Aufgaben haben Sie während des Festes?
Schmitz: Zu meinen Aufgaben gehört die feierliche Festeröffnung am Samstag und Sonntag sowie die Repräsentation als "Graf Dietrich III. mit Gräfin Elisabeth von Schleiden" an beiden Tagen des Burgenfestes im Umfeld des Grafen-Zeltes auf dem Turnierplatz sowie auf der Niederburg.

Ist der Graf Dietrich III. eine neue Figur - bislang spielte Durchdewald immer Wilhelm VI?
Schmitz: Ja, der Graf Dietrich III. lebte rund 100 Jahre nach Wilhelm VI. Er war mit Elisabeth von Sponheim Schleiden verheiratet und war der Ur-Urenkel von Wilhelm VI. Der Vater von Graf Dietrich III. liegt in Himmerod mitsamt Gemahlin begraben. Nach der Heirat mit Elisabeth im Jahr 1443 konnte ich das Territorium von Manderscheid ausweiten. Elisabeth brachte Schleiden und Blankenheim mit in die Ehe. Weitere Territorien kamen nach und nach dazu, so dass Manderscheid zu einer bedeutenden Grafschaft wurde.

Waren Sie in Ihrer Rolle ein friedvoller Herrscher?
Schmitz: Im Gegenteil. Dietrich III. war der Gegenpart zu seinem Vater Dietrich II., der als Vermittler und friedvoller Regent galt. Dietrich III. hat während seiner Regentschaft mehrere Fehden begonnen und ausgefochten, um das Manderscheider Herrschaftsgebiet zu behaupten und auszuweiten. Es wurde später auf seine drei Söhne Konrad, Johann und Wilhelm aufgeteilt.

Sie haben ja ein spezielles Grafenzelt. Übernachten Sie auch darin?
Schmitz: Geplant ist dies nicht. Vielleicht im nächsten Jahr.

Werden Sie neben dem Burgenfest auch an anderen Terminen als Graf von Manderscheid auftreten?
Schmitz: Ja, das werde ich. Es gibt immer Anlässe, an denen ein gewandeter Graf die Stadt repräsentieren muss. Dazu zählen Empfänge von Besuchergruppen oder auch historische Führungen durch die Stadt und historische Burgen-Wanderungen. In dieses Feld will ich mich als zertifizierter Eifel-Gästeführer in Zukunft auch stärker einbringen beziehungsweise einarbeiten.

Wie lange werden Sie Graf bleiben?
Schmitz: Das ist ein Titel auf Lebenszeit. Solange ich es kann, will ich diese Rolle gern übernehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort