Serie Gedenken hinter einem eisernen Tor – Der jüdische Friedhof Brauneberg hat 560 Quadratmeter und 57 Grabsteine

Brauneberg · Serie jüdische Friedhöfe im Kreis: Der jüdische Friedhof Brauneberg hat 560 Quadratmeter, und 57 Grabsteine stehen dort. Neben Braunebergern wurden auch Menschen jüdischen Glaubens aus Mülheim zwischen 1864 und 1941 hier beerdigt.

 Auf dem jüdische Friedhof in Brauneberg stehen noch sehr viele Grabsteine. Einige, die nicht mehr standfest sind, werden noch in diesem Jahr befestigt.

Auf dem jüdische Friedhof in Brauneberg stehen noch sehr viele Grabsteine. Einige, die nicht mehr standfest sind, werden noch in diesem Jahr befestigt.

Foto: Christina Bents

Um zum jüdischen Friedhof Brauneberg zu kommen, fährt man am besten die K 87 Richtung Burgen. Von dort aus ist der Friedhof, der „Vor Blaen“ liegt, sehr gut ausgeschildert. In einem Hanggrundstück, das 560 Quadratmeter groß und von einem Zaun eingefasst ist, liegt der Friedhof. Ein großes Eisentor bietet den Besuchern Einlass. 1853 hat der Vorstand der jüdischen Gemeinde die Anlage des Friedhofs beantragt. 1856 stellte die Gemeinde Brauneberg die Parzelle zur Verfügung. Die erste Beerdigung war im August 1864. Der Handelsmann Michael Strauß war der erste, der hier die ewige Ruhe gefunden hat. Er ist 60 Jahre alt geworden. Die letzte Beisetzung fand am 15. November 1941 statt, Moses Roos wurde an diesem Tag beigesetzt.

Der Friedhof, der bis heute sehr gepflegt ist und auf dem momentan Grabsteine auf ihre Standfestigkeit geprüft werden, hat noch 57 Grabsteine, die sehr unterschiedlich gestaltet sind. Es gibt einige, die wie eine Steinanhäufung aussehen, andere sind schlicht und dezent. Manche sind aufwendiger verziert, Steine in Form abgebrochener Baumstämme findet man und etwas monumentalere Grabsteine gibt es auch. Bei vielen Steinen fehlen die Platten mit den Inschriften.

Geschändet wurde der Friedhof 1936, nach 1950 wurde er wiederhergestellt.

Bevor die Brauneberger Juden einen eigenen Friedhof hatten, wurden ihre Toten in Wintrich beerdigt. Das Verhältnis zwischen den Juden und Christen sei, so Paul Mentges, der in Brauneberg aufgewachsen ist, und inzwischen in Bitburg lebt, gut gewesen. Er hat seine Erinnerungen an die jüdischen Mitbürger aufgeschrieben. In seiner Niederschrift heißt es: „Die Juden lebten bis zum Naziterror friedlich mit der Dorfbevölkerung zusammen.“ Er erinnert sich noch an Einige, beispielsweise an Arthur Strauß, der als Offizier im Ersten Weltkrieg den rechten Arm verloren hatte. Er war Weinhändler und lebte mit seinen zwei Schwestern in der Moselweinstraße. In ihrem Vorgarten waren zwei Beete angelegt, mit kopfüber in den Boden gesteckten Flaschen. In diesen Beeten wuchsen Tulpen. Im Dorf gab es damals nur in diesem Vorgarten Tulpen. Familie Strauß wanderte nach Amerika aus und konnte so dem Naziterror und der Deportation entgehen.  

Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wohnten Juden in Brauneberg. Die meisten wurden 1895 gezählt. Damals lebten 42 im Ort.

Neben dem Friedhof gab es auch eine Synagoge im Ort. Das Gebäude steht heute noch und ist eine Gaststätte. Eine Tafel an der Hauswand erinnert an die Geschichte des Hauses. In die Synagoge kamen gläubige Juden aus Mülheim, Lieser, Veldenz und Wintrich zusammen. In Mühlheim lebte der jüdische Weinhändler Alfred Allmeier. Er verkaufte über einen Zwischenhändler Wein aus der Produktion von   Luise Schmitt an die Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen, der auf der Zeppelinweltfahrt ausgeschenkt wurde. Im Winter 1939 verkaufte Alfred Allmeier seine Weinhandlung.

In Mülheim wurde vor Kurzem eine Gedenktafel in Erweiterung des Mahnmals für die gefallenen Soldaten der Weltkriege und der Ziviltoten des Zweiten Weltkrieges enthüllt, um an das Unrecht und das schreckliche Leid der Menschen erinnern. „Wenn wir einmal im Jahr am Volkstrauertag zusammenkommen denken wir der gefallenen Soldaten und aller Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft“, so   Friedhelm Leimbrock, Ortsbürgermeister von Mülheim. Einige der Juden beider Orte sind in größere Städte geflohen, ausgewandert oder sie sind in am 16. Oktober 1941 nach Litzmannstadt deportiert worden.

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