Der Kaiser stiftete 3000 Mark für das Schulhaus

Vor genau einem Jahrhundert, im November 1908, wurde in dem kleinen Hunsrückdorf Hochscheid eine neue Volksschule eröffnet. Die erst vor kurzem entdeckte Schulchronik berichtet ausführlich über das Dorfgeschehen und den Werdegang der Schule, die 1966 geschlossen wurde. Heute wird das Gebäude von der Lebenshilfe e.V. genutzt.

Hochscheid. (red) Im März 1908 konnte unter Leitung des Kreisbaumeisters Koch der Grundstein für die neue evangelische Volksschule in Hochscheid gelegt werden. Bis dahin war es ein langer Weg. Nachdem die alte Winterschule (1784-1818) eingegangen war, versuchten die Hochscheider, wieder zu einer Schule zu kommen. Wegen der knappen finanziellen Mittel der Gemeinde lehnte die Regierung den Wunsch ab. Unterstützung fanden die Hochscheider jedoch bei der Königlichen Eisenbahndirektion in Saarbrücken. 1902 war die Hunsrückbahn bis Morbach verlängert worden. In Hochscheid wurde ein Bahnhof eingerichtet, was zum Anstieg der Einwohnerzahlen führte. Am 21. April 1906 konnte der Hochscheider Gemeinderat endlich die Gründung einer Schulstelle beschließen. Im Oktober 1908 war das Schulgebäude bezugsfertig. Die Baukosten beliefen sich auf 22 000 Mark. Zur Finanzierung stand die Abfindung zur Verfügung, die der Schulverband Kleinich gezahlt hatte. Sie betrug 5200 Mark. Hinzu kam eine Staatsbeihilfe von 4300 Mark. Und außerdem stiftete der preußische König und deutsche Kaiser Wilhelm II. (1888-1918) 3000 Mark für den Schulbau. Die Restsumme von 9500 Mark trug die Gemeinde selbst.

Am 2. November 1908 "erschien zur Freude aller Bürger Hochscheids ein Lehrer; es war der Schulamtsbewerber Emil Krauß..." Als Krauß die Stelle antrat, hatte er 33 Schüler, auf acht Schuljahre verteilt, zu unterrichten. Die Schulchronik berichtet, dass 1910 noch einige Restarbeiten an der Schule in der Fronde erledigt werden mussten: Man bekieste den Schulhof, fertigte Bann und Reck für den Turnunterricht an und zäunte den Lehrergarten ein.

Im November 1918 diente die Schule als Unterkunft für die deutschen Truppen, die nach dem verlorenen Krieg zum Rhein marschierten. Von 1939 bis 1950 gingen auch die Kinder von Oberkleinich nach Hochscheid zur Schule. Im Herbst 1944 wurde sie wie alle Schulen im Trierer Raum wegen ständiger Bedrohung durch feindliche Flieger geschlossen. Als im Oktober 1945 der Unterricht wieder aufgenommen wurde, befand sich die Schule in einem trostlosen Zustand: Auf der Westseite waren alle Fenster zerstört und das Dach teilweise abgedeckt. Trotzdem konnten die Schäden zügig behoben werden. Die weitere Entwicklung ging aber in eine andere Richtung: Die vielen kleinen Dorfschulen wurden zu größeren Schulsystem zusammengefasst. Am 1. Juni 1964 läutete man mit der Änderung des Schulartikels in der Landesverfassung das Ende der einklassigen Volksschulen ein. Seit 1966 werden die Hochscheider Schüler mit dem Schulbus nach Kleinich gefahren. In der ehemaligen Schule richtete zunächst der Kleinicher Lebensmittelhändler Hans Kessel eine Filiale ein. Dann stand das Gebäude längere Zeit leer, bis es die Lebenshilfe e.V. als Landschulheim erwarb.

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