Der Kampf um den Hochmoselübergang im Internet
Hartnäckiger Protest: Während rund um das Moseltal längst schon die Bagger rollen, blasen die Gegner der Bundesstraße 50 neu und Hochmoselbrücke zum letzten Gefecht. Ihr Schlachtfeld ist vor allem das Internet.
Bernkastel-Kues. Der Hochmoselübergang ist im Bau, seine Gegner protestieren weiter: Kritiker des Projekts trafen sich am Sonntag in Berlin, mit dabei war sogar Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer (der TV berichtete).
Regelmäßig mobil gemacht wird derzeit auch unmittelbar vor Ort: Die Bürgerinitiative gegen die B 50 neu organisiert am Bernkastel-Kueser Gestade jede Woche eine "Sonntagsdemo". Doch die Teilnahmebereitschaft hält sich in Grenzen. Heftiger und größer scheint der Widerstand dagegen in der virtuellen Welt - das Internet ist für die Protestler Kommunikations- und Koordinationswerkzeug Nummer eins: Straßengegner präsentieren auf zahlreichen Seiten ihre Sicht der Dinge, sammeln Argumente, Daten, Karten und Presseberichte.
Im Netzwerk Facebook wird protestiert, bei Wer-kennt-wen schon lange, und auch im StudiVZ regt sich Widerstand. Gekämpft wird dabei zum Teil mit harten Bandagen: Mit grammatikalischen Mängeln sind über die Seite Myspace auf einem Plakat "wegen schweren Verbrechen gegen unsere Kinder und Enkel" Ministerpräsident Kurt Beck, Bundesverkehrsminister a. D. Wolfgang Tiefensee, der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Hendrik Hering und der Bundestagsabgeordnete Peter Bleser sind als "die Mosel-Mörder" zur Fahndung ausgeschrieben. Thema ist der Hochmoselübergang auch auf den Seiten der freien Enzyklopädie Wikipedia. Gegner und Befürworter der Brücke führen dort seit langem einen sogenannten Edit-War (wörtlich: Bearbeitungskrieg): Was darf im Nachschlagewerk stehen? Was ist enzyklopädisch irrelevant?
Kampagne der Greenpeace-Aktivisten
Im Streit werfen die einen den anderen vor, gegen den Neutralitätsgrundsatz des Lexikons zu verstoßen, und revertieren oder überschreiben ihre Änderungen regelmäßig. Greenpeace-Aktivisten haben darüber hinaus auf "greenaction.de" die Kampagne "Stoppt die Hochmoselbrücke" ins Leben gerufen, durch die seit dem 31. März auf den Internetseiten des Deutschen Bundestags eine Online-Petition läuft.
Die Unterzeichner fordern "einen sofortigen Baustopp zur Verhinderung irreversibler Schäden und materieller Einbußen in der Wein- und Ferienregion". Rund 1890 Menschen unterstützen das Anliegen bislang - damit sich der Petitionsausschuss im Bundestag mit der Sache befasst, sind allerdings innerhalb der ersten drei Wochen nach Start des Verfahrens mehr als 50 000 Unterschriften erforderlich.