Der Klangreichtum der Rachtiger Orgel

Zeltingen-Rachtig. Schon im vergangenen Jahr erhielt das Wein-Straßenfest in Rachtig eine eigene Note durch Orgelkonzerte in der Pfarrkirche St. Marien. In diesem Jahr konnte man mit der Organistin Sonja Kranich an dem Erfolg anknüpfen.

Es dürfte kaum eine andere Gemeinde an der Mosel geben, in der die Orgel so fest im Bewusstsein der Bürger verankert ist wie in Rachtig. Die Vielfalt, mit der das Instrument nicht nur in das religiöse, sondern auch in das kommunale Leben eingebunden wird, ist äußerst beeindruckend. Auf Grund des Erfolges gab es auch in diesem Jahr anlässlich des Rachtiger Wein-Straßenfestes einen Orgelzyklus mit insgesamt drei Konzerten. Gleichzeitig beging die Pfarrei auch die Feier zum 100. Jahrestag der Grundsteinlegung zur heutigen Pfarrkirche. Interpretin der drei Konzerte war die in Trassem wohnende Organistin Sonja Kranich, eine profilierte Musikerin, die auf einen internationalen Ruf verweisen kann. Ein wenig verwundert konnte man sich wegen des Leitthemas der drei Konzerte schon die Augen reiben, war es doch das urprotestantische Lied "Ein feste Burg ist unser Gott", das in der evangelischen Kirche gerade zum Reformationsfest immer besondere Ehren erfährt. Dazu war jedes einzelne Konzert unter das Thema eines Chorals gestellt, von denen zwei ebenfalls dem evangelischen Liedgut entnommen waren (Aus meines Herzens Grunde, Nun danket alle Gott) und nur eines aus der katholischen Literatur (Ein Haus voll Glorie schauet). Diese fast schon cusanische Einheit in der Vielfalt spiegelte sich auch in den Programmen von Kranich wieder. Sie vereinte nicht nur die Musik europäischer Meister aus England, Frankreich und Deutschland, sondern auch unterschiedlichste Stilrichtungen, bei denen man nur staunen konnte, wie gut sie sich auf dem Rachtiger Instrument verwirklichen ließen. Der englische Zeitgenosse Herbert Brewer war mit seinem "Marche Héroique" ebenso vertreten wie Johann Sebastian Bach (Choralvorspiel "Ein feste Burg"), Siegfried Karg-Elert (Nun danket alle Gott) ebenso wie der französische Romantiker Louis-James-Alfred Lefébure-Wély mit verschiedenen Kompositionen. Musikalisch stilgerecht und technisch äußerst versiert gestaltete Kranich die drei Programme, nutzte den Farbenreichtum, den die Rachtiger Orgel zu bieten hat, in vollem Umfang. Kranichs musikalische Beiträge wurden so eine wirkliche Bereicherung zum Weinfest des Ortes. Einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Gelingen der Konzerte leistete aber auch die noch junge Lucia Thiesen, Tochter des Rachtiger Organistenehepaars Theresia und Josef Thiesen, die die manchmal nicht leichte Aufgabe des Registrierens während des Spiels übernommen hatte. Auch ihr galt ein nicht unwesentlicher Teil des herzlichen und berechtigten Applauses der insgesamt zahlreichen Konzertbesucher.

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