Der kleine Nick

Wir sind Großeltern geworden. Unser Enkel ist jetzt zehn Wochen alt. Er hat uns zum ersten Mal mit seinen Eltern in der Eifel besucht. Er lag mit seinen großen dunklen Augen in seinem Körbchen, hat mich angelacht, mit den Händen gestikuliert und gegurrt, als ob er mit mir sprechen wollte.

Vielleicht wollte er mich fragen: In welche Welt bin ich denn da gekommen? Was hätte ich ihm dann gesagt? Dass es eine Wohlstandswelt ist und dass trotzdem viele nur jammern? Dass es aber auch Menschen gibt, die große Sorgen haben, um ihren Arbeitsplatz, um ihre Existenz bangen? Dass wir dabei sind, unsere Grundorientierung zu verlieren? Dass für viele alles beliebig geworden ist? Dass Familien kaputt gehen und Kinder ihre Geborgenheit verlieren? Dass viele "Lebenserfolg" nur noch materiell verstehen? Dass es in der Welt noch viel Not gibt - auch Not von Kindern? Noch hätte er das alles natürlich nicht verstanden. Er freut sich seines Lebens. Er spürt, dass er geliebt wird. Ich hätte ihm aber auch gesagt, dass er für uns ein großes Wunder ist - das Wunder des Lebens. Ich hätte ihm gesagt: Die Welt ist weder ein Schlaraffenland noch ein Jammertal. Sie ist unser Schicksal und unsere Aufgabe. Ich hätte ihm gesagt, dass jeder in welchem Beruf auch immer mithelfen kann, die Welt besser zu machen. Dass es darauf ankommt, seine Begabungen zu entfalten, seine Lebensaufgabe zu finden, sich mit voller Seele einzusetzen. Nicht Probleme zu machen, sondern sie zu lösen. Nicht zu sagen: "Es geht nicht!", sondern "Wir kriegen das schon hin." Nicht nur zu motzen, sondern anzupacken. Und ich hätte ihm gesagt, dass seine wichtigste Aufgabe, wenn er einmal groß ist, darin besteht, am ewigen Schöpfungsplan Gottes mitzuarbeiten und das Gedeihen des Lebens in seiner ungeheuren Vielfalt und Fülle zu fördern. Dr. oec. Manfred Sliwka Niederscheidweiler

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