Der König der Kicker

WITTLICH. (fgg) Dieter Thiele, der siebenfache Weltmeister im Tischfußball, zeigte in Wittlich sein Können: "El Diabolo" machte das Kickerturnier zu einer recht einseitigen Angelegenheit.

Da kann sein Gegner noch so raffiniert Abwehrspieler und Torwart an den Stangen tänzeln lassen: Der Ball, den Dieter Thiele eben noch mit dem Fuß des mittleren Stürmers eingeklemmt hielt, ist nach einem schnellen Zucken seiner behandschuhten Hand plötzlich nicht mehr da - und eigentlich verrät nur ein lautes, unbarmherziges "Klonk!", dass er gerade mit locker 60 Stundenkilomtern alle Verteidigungslinien hinter sich gelassen hat. Wer ernsthaft gegen Dieter Thiele antreten möchte, der sollte schon ein wenig üben - der Mann spielt schließlich seit 1978 Tischfußball auf Turnieren und ist eine Legende in der Szene. Die Titelliste von "El Diabolo" ist ehrfurchtgebietend: sieben mal Weltmeister, 23 mal Europameister und 43 mal deutscher Meister. Oder doch 45 mal? "So genau weiß ich das nicht", sagt der 45-Jährige. Thiele fing schon mit 13 mit dem Kickern an, aus der Not heraus, wie er sagt: "Die anderen Jungs wollten mich beim Fußball nicht mitmachen lassen, weil ich denen zu schlecht war, da habe ich eben am Kicker angefangen." An den vier Stangen war der Ehrgeiz um so größer: Thiele trainierte unermüdlich, und bald war er nicht nur in der deutschen Kickerszene eine feste Größe, sondern konnte auch auf internationalen Turnieren, vor allem in den USA, abräumen. Thieles ständige Begleiterin ist Ehefrau Brigitte, mit der der Weltmeister auch so manches Doppelspiel absolviert hat. Sie ist in der Szene erfolgreich und außerdem zehnfache Deutsche Meisterin im Dart. Das Geheimnis des Erfolges ist natürlich die richtige Schusstechnik, die Thiele auch gerne dem Publikum vorführt: Der Fuß der Figur befindet sich bei ihm prinzipiell vor dem Ball, die Stange liegt an der Wurzel des Daumens und wird dann ruckartig hochgezogen, bis die Stange von den gebeugten Fingern gehalten wird: Die Figur dreht sich rückwärts gegen den Ball - aber nicht mehr als um 360 Grad, bitte - das "Trillern" ist laut offiziellem Verbandsregelwerk verboten. Heute spielt Thiele neben Turnieren gerne auch bei Veranstaltungen, wie zum Beispiel neulich auf der Cebit gegen eine Auswahl von Bayern München - die mit einem Torverhältnis von 24 zu 1 vom Platz gefegt wurden. In Wittlich war das Publikum recht überschaubar. Immerhin hatte so jeder Gelegenheit, mehrmals gegen den zigfachen Meister zu spielen - nur die in der regionalen Szene aktiven Spieler Nico Thiel und Sven Stroscher können dabei selber einmal ein paar Tore verbuchen - gefährden können sie Thieles Sieg nicht mal ansatzweise.

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