Der Mai inspiriert Dreiser Männer

DREIS. (red) In Wittlich beraten Stadtmarketing-Orga-Gruppen über mögliche Aktionen. In Dreis gibt es eine Gruppe "17. Juni", die fackelt nicht lange und macht Nägel mit Köpfen: Ein Zunftbaum und ein zünftiges Maifest stellen die Männer auf die Beine.

 Ziemlich ausgeschlafen: Die Mitglieder des 17. Juni mit Kunstmaler Georg Follmann (rechts). Gearbeitet wird regelmäßig in der Halle der Firma Holzbau Stoffel, damit der Zunftbaum sich auch sehen lassen kann.Foto: Petra Geisbüsch

Ziemlich ausgeschlafen: Die Mitglieder des 17. Juni mit Kunstmaler Georg Follmann (rechts). Gearbeitet wird regelmäßig in der Halle der Firma Holzbau Stoffel, damit der Zunftbaum sich auch sehen lassen kann.Foto: Petra Geisbüsch

Wie eszur Idee kam, hat ein Mit-Organisator der Dreiser demTrierischen Volksfreund aufgeschrieben: Wie in fast allenDörfern in unserer Gegend wird natürlich auch in Dreis in jedemJahr ein Maibaum aufgestellt, und zwar traditionell vonMitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr. Der Baum stand frühereinmal im Zentrum des Ortes, auf dem Dorfplatz. Nachdem ein neuesGerätehaus der Feuerwehr neben der Dreys-Halle errichtet wordenwar, wurde dann auch der Maibaum dort aufgestellt, außerhalb deseigentlichen Dorfzentrums. In der \\'Hexennacht\\\' des Jahres 2002 kamen einige Dreiser Mitglieder der so genannten Gruppe des "17. Juni" auf die Idee, die alte Tradition wieder zu beleben und den Baum heimlich zu versetzen. In reiner Handarbeit wurde der Maibaum \\'umgepflanzt, auf so leisen Sohlen, dass selbst die Mitglieder der Feuerwehr sich verwundert die Augen rieben, als der stolze Baum, seine Spitze nun plötzlich auf dem Dorfplatz in den Himmel reckte.

Natürlich wurde die nächtliche Aktion zum Dorfgespräch. Den Vorschlag der Freiwilligen Feuerwehr, zukünftig sollten die heimlichen Täter den Dreiser Maibaum dann auch ganz offiziell aufstellen, begriffen diese als sportliche Herausforderung, und so entwickelten sie als zumeist gestandene Handwerker die Idee, einen - im Wortsinne - "zünftigen Maibaum" zu errichten. Zunftbäume gelten bis heute als Glücksbringer für eine Gemeinde. Also sagten sich die Initiatoren, das auch finanziell aufwändige Projekt dürfe der Gemeinde Dreis keine Kosten verursachen und suchten nach anderen Wegen der Finanzierung: Eigenarbeit, Werbung, Sponsoring. Inzwischen steht der Finanzplan auf sicherem Fundament und auch die Zustimmung der Gemeindeväter fiel eindeutig aus: In einer Sitzung am 13. Februar 2003 stimmte der Gemeinderat dem Projekt einstimmig und begeistert zu.

Das Projekt ist ein ehrgeiziges und hoch aufragendes: Herstellen eines 15 Meter hohen Zunftmaibaumes, Aufstellen dieses Baumes am Abend des 30. April auf dem Dorfplatz in Dreis und Organisation eines Zunftbaumfestes.

Unter das Wappen kommt der Maikranz

Am Baum selbst, einer statisch genau berechneten Stahlkonstruktion, sind 20 große Tafeln aus Alu-Metall befestigt, auf denen Arbeitsszenen dargestellt sind. Die Gestaltung der einzelnen Tafeln erfolgt durch den Dörbacher Kunstmaler Georg Follmann. An der Spitze des Baumes prangt das Wappen der Gemeinde Dreis, das von Josef Thieltges bearbeitet wurde. Es zeigt in Gold einen schwarzen doppelköpfigen Reichsadler mit rotem Nimbus, belegt mit einem silbernen Kreuz, dem eine fleischfarbene Schwurhand aufliegt. Direkt unter dem Wappen wird der prächtig gestaltete Maikranz hängen, der in jedem Jahr erneuert wird.

Die Initiatoren des ganzen Spektakels ist die Gruppe "17. Juni", der neun Mitglieder angehören. Der Namen ist keinem politischen Hintergrund zu verdanken, sondern allein der Tatsache, dass die Gruppe zu Zeiten, als der 17. Juni in Deutschland noch ein Feiertag war, immer dieses Datum zu einem Ausflug nutzte. Und da ein Kleinbus nun einmal mit neun Personen voll besetzt ist, wurden auch nie neue Mitglieder aufgenommen.

Wegen ihrer Dauerhaftigkeit genießt die Gruppe in Dreis heute praktisch einen dorfinternen Vereinsstatus. Sie wird in ihren Aktivitäten unterstützt von einigen Herren des so genannten "Gesums" (das ist neuhochdeutsch Drumherum) und den Puppenträgern der Dreiser Fasenacht. Eine in Dreis sehr geschätzte Aktivität der Gruppe ist der alljährliche Bau des größten Motivwagens im Rosenmontagszug.

Wie harmonisch im übrigen Bürger, die im täglichen Leben als Mitbewerber oder Konkurrenten auftreten, zum Wohle einer Gemeinschaft zusammenarbeiten können, demonstriert die Gruppe exemplarisch. So arbeiten am Projekt \\'Zunftbaum\\\' unter anderem Inhaber oder Mitarbeiter aus drei Zimmereien und zwei Dreiser Dachdeckerbetrieben im wahrsten Sinne Hand in Hand.

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