Der Mann aus dem Mittelalter

Wittlich · Furchtlose Helden, tapfere Ritter, lustige Spielleut\' und allerlei Gesinde geben bei Veranstaltungen vom Manderscheider Burgenfest bis zum Bernkastel-Kueser Mittelalter-Spectacel Einblicke in vergangene Zeiten. Was reizt an diesem Zeitensprung? Der Wittlicher Axel Lex erklärt es.

 zur Kampfausrüstung gehören Nasalhelm, Kettenhaube, Wappenrock mit dem Veldenzer Löwen sowie Langschwert und Dolch. Foto: privat

zur Kampfausrüstung gehören Nasalhelm, Kettenhaube, Wappenrock mit dem Veldenzer Löwen sowie Langschwert und Dolch. Foto: privat

Wittlich. Als "Gewandeter" mischt sich Axel Lex aus Wittlich seit 20 Jahren unters illustre mittelalterliche Volk. Die zahlreichen Facetten mittelalterlichen Lebens faszinieren den 55-jährigen, der fast jedes Wochenende in ganz Deutschland unterwegs ist.
Wenn er seine Alltagskleidung gegen seine Kampfausrüstung tauscht, dann taucht er ein in eine längst vergangene und doch lebendig gebliebene Zeitepoche. Aus dem modernen Menschen, der als Techniker in einem Trie rer Ingenieurbüro arbeitet, wird ein schmucker Ritter. Seit 20 Jahren ist er in Sachen Mittelalter unterwegs, kein Weg ist ihm zu weit.
Was reizt ihn an dieser Zeit? "Es erstreckte sich über mehrere Epochen vom 6. bis 15. Jahrhundert, mit Kelten, Wikingern, Rittern, Ordensleuten, Söldnern und dem normalen Bürgertum", beschreibt Lex die ganz unterschiedlichen Völkergruppen. Ihre Gewandungen, ihr Alltagsleben, ihre Sitten und Bräuche ziehen ihn immer wieder in ihren Bann. Die Mittelalterspektakel mit ihrem Lagerleben, Spielen, der Musik und den Märkten seien zudem geeignet, auch der jüngeren Generation die Zeiten der Edelleute, Ritter und Bauern näherzubringen.
Eintauchen in eine andere Welt


"Angefangen hat meine Leidenschaft beim Manderscheider Burgenfest", sagt der "Ritter". Eine Mittelalter-Zeitschrift weckte sein Interesse. So begann er zunächst als normaler Tourist, später als "Gewandeter" die Schauplätze zu besuchen. "In mittelalterlichem Gewand lernt man schnell viele Gleichgesinnte kennen", sagt Lex. "Vor allen Dingen aber kann ich bei solchen Erlebnis-Wochenenden den Alltag hinter mir lassen und mich beim Eintauchen in eine andere Welt wunderbar entspannen". Dass man das Mittelalter auch als "dunkle Zeitepoche" bezeichnet, liege dar an, dass Seuchen und Kriege allgegenwärtig und die Lebenserwartungen gering waren, betont Lex. "Schlägt man in einigen Jahrhunderten ein Geschichtsbuch über das 20. Jahrhundert auf, würde dieses mit all seinen Kriegen rund um den Globus wahrscheinlich auch als düstere Zeitepoche gelten", glaubt er. Jede Zeit habe ihre interessanten, schönen, heiteren Seiten. Das kann Florian Meurer vom Bernkastel-Kueser Verein "conductio princastell" (Gemeinschaft Bernkastel) nur bestätigen. Aus der Orga-Gruppe des Bernkastel-Kueser Mittelalter-Spectacels hat sich 2007 der Verein gegründet, der alle zwei Jahre dieses farbenfrohe Spektakel am Kueser Moselufer veranstaltet. Der Verein ist auf 40 Mitglieder angewachsen, darunter auch ganze Familien mit "Kind und Kegel". "Wir wollen mit unseren Veranstaltungen gerade hier in der Region mit ihren ehemaligen Fürstbischöfen und Burgen auf die frühere Zeitepoche aufmerksam machen, denn dort gibt es viel zu erleben und darüber viel zu erzählen." Sänger und Gaukler, Handwerker und Ritter, Bäcker und Erzähler geben sich gerne in der Region ein Stelldichein. "Beliebt sind auch zur Weihnachtsmarktzeit der Märchen- und Geschichtenabend sowie das Kurfürstliche Rittermahl im ehemaligen Pfarrkeller St. Michael", sagt Meurer.
So heißt es auch in Zukunft: "Kommet und staunet, was geboten wird, und gehabt euch wohl beim Mittelalter". mbl

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