Geschichte Der „Moselkayser“ aus Trarbach

Traben-Trarbach · Vor 150 Jahren wurde der renommierte Weingroßhändler Julius Kayser geboren. Der Traben-Trarbacher Kaufmann zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des regionalen Weinhandels.

 Ein Foto links von 1910 zeigt den Weingroßhändler Julius Kayser (Zweiter von links) mit seinen Freunden Arno Krehan (Erster von links), Johannes Trojan (Dritter von links) und Walther Vulpius (rechts). Die Kellerei Julius Kayser & Co. (heutiges Buddha-Museum) wurde 1906/07 vom Jugendstilarchitekt Bruno Möhring erbaut.

Ein Foto links von 1910 zeigt den Weingroßhändler Julius Kayser (Zweiter von links) mit seinen Freunden Arno Krehan (Erster von links), Johannes Trojan (Dritter von links) und Walther Vulpius (rechts). Die Kellerei Julius Kayser & Co. (heutiges Buddha-Museum) wurde 1906/07 vom Jugendstilarchitekt Bruno Möhring erbaut.

Foto: Markus Philipps

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt die Doppelstadt Traben-Trarbach als zweitwichtigste Weinhandelsmetropole Europas nach Bordeaux. Von der glorreichen Blütezeit des Moselweinhandels zeugt noch heute ein historisches Jugendstil-Kellereigebäude im Stadtteil Trarbach. Das repräsentative Bauwerk wurde einst im Auftrag des Weingroßhändlers und Weingutsbesitzers Julius Kayser errichtet. Der mit dem Spitznamen „Moselkayser“ bezeichnete Unternehmer kam am 20. Februar 1869 als Sohn des Weinhändlers Julius Kayser und Pauline Sophie Kayser (geborene Richter) in der früheren Stadtgemeinde Trarbach auf die Welt. Sein beruflicher Werdegang begann mit einer kaufmännischen Ausbildung in der britischen Hauptstadt London. Dort gründete er 1894 einen internationalen Weingroßhandel in Zusammenarbeit mit dem Unternehmer Max Seiflow. Im selben Jahr heirate Kayser die aus Trarbach stammende Helene Hauss-

mann (1875-1903). Ab 1895 baute er das familieneigene Weinhandelsgeschäft in seiner Heimat aus. Um die Jahrhundertwende entwickelte sich die Firma Julius Kayser & Co. zu einer der größten Weinhandlungen der Region. Im Zeitraum 1906/1907 errichtete der Berliner Jugendstilarchitekt Bruno Möhring die prachtvolle Hauptkellerei des Unternehmens an der Trarbacher Moselpromenade. Die Architektur des heutigen Buddha-Museums  wurde in einem Artikel der Deutschen Bauzeitung vom 26. Oktober 1910 wie folgt beschrieben: „(…) Bisher hatte man noch nie versucht, den großen Kellereien des Mosel- und Rheinlandes eine künstlerische Form zu geben. (…) Die Aufgabe, ein solches mehrstöckiges Kellereigebäude künstlerisch  zu behandeln, war daher eine durchaus neue. Möhring hat versucht, die Wucht der großen dicken Mauern durch sich selbst wirken zu lassen und durch teilweise Verwendung des heimischen Schieferbruchsteins sowie durch zwei seitliche kupfergedeckte Turmbauten die Wirkung noch zu verstärken. (…)“.

Die festungsartige Anlage beherbergte auf drei Etagen mehrere Fass- und Gärkeller sowie Kisten- und Flaschenlager. In den beiden Obergeschossen über der großen Dachgartenterrasse befanden sich ein Büro, ein Repräsentationsraum und eine gemütlich eingerichtete Weinprobierstube. Das Unternehmen Julius Kayser & Co. belieferte seinerzeit zahlreiche Kunden in Europa und Übersee. Ab 1934 wurden Kayser-Weine vom Wein- und Whiskygroßhändler Seagram in die Vereinigten Staaten von Amerika importiert. Die Firma Kayser bereicherte auch das Getränke-Angebot auf mehreren Fahrten der berühmten Luftschiffe „Graf Zeppelin“ und „Hindenburg“. 1929 reiste ein Kayser-Riesling (1927er Graacher Himmelreich im Himmelreich) mit der legendären Zeppelin-Weltfahrt sogar um den ganzen Erdball.

Firmengründer Julius Kayser pflegte enge Freundschaften mit prominenten Kunden aus Wirtschaft, Kunst und Literatur. Mit seinen Weimarer Freunden, dem Kunstmaler Hans W. Schmidt, dem Dichter Hans Hoffmann und Walther Vulpius, einem Enkel von Goethes Schwager, veranstaltete Kayser im Mai 1909 eine Goethe-Gedenkfahrt auf der Mosel. Der Traben-Trarbacher Unternehmer engagierte sich überdies mehrere Jahre lang als Vorstands- und Ehrenmitglied für den Weinhändlerverein Mosel-Saar-Ruwer. Außerdem war Kayser Mitglied der Industrie- und Handelskammer Koblenz sowie mehrerer überregionaler Institutionen. Im Oktober 1923 heiratete der damalige Witwer und Vater von vier Kindern seine zweite Ehefrau Margaretha Elisabeth Voigt. Ein knappes Jahrzehnt später starb der bedeutende Weingroßhändler am 20. Mai 1932 im Alter von 63 Jahren im Hunsrückort Simmern.

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