Bernkastel-Wittlich. (sos) Der Gabentisch in der Raiffeisenbank (Raiba) Wittlich war lang. Drauf und darunter lagen dicke, bunte Buchpakete. Daneben saßen Damen und ein Herr aus 40 Kindergärten im Einzugsgebiet des genossenschaftlichen Kreditinstituts und hörten Werner Kemmer, Prokurist der Raiba, zu. Er sagte: "Wir verdienen unser Geld hier, und wenn wir etwas übrig haben, investieren wir auch gerne, wenn irgendwo der Schuh drückt."Persönliche Wunschliste für jede Einrichtung

Man habe sich entschlossen, die Kindergärten bei ihrer Arbeit zu unterstützen, und sich dafür bei einer Expertin aus deren Reihen Ratschläge geholt. Die "Kindergarten-Bankberaterin" war Michaela Habscheid von der Kita Jahnplatz. Sie hat eine Übersicht von Fachliteratur erstellt, aus der sich die 40 Einrichtungen ihre persönliche Wunschliste auswählen durften. Sie erhielten dann alle ein Info-Schreiben von der Bank, und die Resonanz hat den Prokuristen überzeugt: "Wir haben 42 Einrichtungen angeschrieben und 40 haben geantwortet. Es war sehr erfreulich, als die ersten Bögen zurückkamen. Da standen liebe Sätze drauf, und wir sagten uns: ,Okay, dann starten wir mal'."Die erste Büchersendung des auf zwei Jahre angelegten Projektes konnten die Erzieherinnen und der Erzieher jetzt in der Raiba entgegen nehmen. Insgesamt soll jede Einrichtung 30 Titel erhalten. Wer davon welche schon besitze, erhalte der Gleichbehandlung halber einen finanziellen Ausgleich, versprach der Prokurist. Dass das Benefizprojekt ankommt, bestätigten die, die sich nach der Ansprache Kemmers zu Wort meldeten. "Das ist eine super Idee. Wir haben zwar auch einen festen Etat für Fortbildung, aber eine Liste, wo wir einfach ankreuzen können, was fehlt, hilft uns", kommentierte eine Erzieherin. Eine ihrer Kolleginnen merkte an: "Unsere Bedürfnisse sind sicher unterschiedlich. Aber was die Bank hier macht, ist eine Basis, mit der wir Geld sparen, das wir dann einsetzen können, wo es gerade individuell brennt." Angeregt wurde bei einem möglichen Nachfolgeprojekt auch Lernspiele zu stiften, die in der Regel sehr teuer seien, den Kindern aber sehr zugute kämen. Eine Dame blickte Richtung Bücherpakete und meinte: "Ich bin überwältigt, was ich hier an Fachliteratur sehe. Das ist schon eine Leistung." Und die Kilo schweren Geschenke wurden gerne nach Hause geschleppt. Eine kleine Last wollte dann eine Dame doch noch loswerden. Sie sagte: "Wir haben neulich ein Schreiben zur Korruptionsprävention bekommen. Darin stand, dass wir eigentlich keine Geschenke und Spenden annehmen sollen." Doch zum Raiba-Projekt, das das Motto "Bildung von Anfang an" trägt, beruhigte Werner Kemmer: "Wenn Ihnen da jemand einen Strick draus drehen wollte, schicken Sie ihn zu mir. Und fühlen Sie sich einfach nicht bestochen." Zur Not findet sich ja dazu auch eine Information in einem der Titel der Buchpakete, entweder dem "Rechtshandbuch für Erzieherinnen" oder dem "Weltwissen".