Der Postillion und die Wittlicher Revolutionäre

Klaus Schmitz aus Hof Hau wohnt im "Lex-Haus", benannt nach dem Erbauer, seinem Urgroßvater Alexius Schmitz. Der war Postillion in den unruhigen Zeiten der 1848er-Revolution und musste eine politische Nachricht nach Wittlich bringen.

Landscheid-Hof Hau. Das Foto seines Urgroßvaters aus der Zeit vor 1860 ist nicht nur eines der ältesten Fotos, die in der Frühzeit der Fotografie von Menschen der Region gefertigt wurden.

Klaus Schmitz aus Hof Hau hat zudem die mündlichen Überlieferungen über das abwechslungsreiche Leben des Postillions Alexius Schmitz bis heute behalten.

"Das kommt daher, weil mein Opa, der Sohn des Postillions, uns in der Familie viel erzählt hat", berichtet der 79-jährige Schmitz. Der 1819 in Landscheid geborene Alexius, Rufname Lex, war zunächst Postillion in Bernkastel, danach in Hetzerath. Etwa 1845 wechselte er als Postkutscher zur damals bedeutenden Postexpedition in Schwarzenborn und fuhr täglich mit der Postkutsche nach Wittlich.

Seine Ortskenntnis kam Alexius im Revolutionsjahr 1848 zugute. Er hatte den Auftrag, per Pferd ein Schriftstück politischen Inhalts in die Kreisstadt zu bringen. Als Lex nach Wittlich hineinreiten wollte, stoppten in der Himmeroder Gasse etliche Revolutionäre seinen Ritt. "Aha, der Lex, wo willst Du hin?," fragten sie ihn. Alexius erkannte die für ihn brenzlige Situation, denn er arbeitete für die Post des preußischen Staates, dem Staat, den die Rebellen revolutionieren wollten. Daher riss er sein Pferd herum und ritt zurück. Aber nur scheinbar. Weit genug vom Stadteingang entfernt, schlug sich Lex über den Rommelsbach zur außerhalb der Stadtmauern gelegenen Lieser an der Ohling durch. Als er merkte, dass niemand ihn verfolgte, machte Lex einen Schlenker hoch zur heutigen Schlossstraße und ritt von dort nach Wittlich hinein. Beim Einritt in die Burgstraße blies er ins Posthorn. Er wollte die Bediensteten der Postexpedition, damals am Marktplatz, auf sein Kommen aufmerksam machen, damit er seine Nachricht abgeben konnte, ehe ein Revolutionär ihn erwischte. "Da kommt der Lex", hätten die Postangestellten gerufen, berichtet Klaus Schmitz. Sie öffneten das Fenster, so dass Lex den Brief im Vorbeireiten vom Pferd aus durch das geöffnete Fenster in die Postexpedition hineinwerfen konnte. Damit war sein Auftrag ausgeführt.

Schleunigst ritt er nach Schwarzenborn zurück. Dort wurde er wenige Jahre später als Landbriefträger eingesetzt. Tag für Tag stellte der mittlerweile in Hof Hau wohnende Alexius Schmitz zu Fuß die Post in den Dörfern Eisenschmitt, Oberkail, Seinsfeld und Steinborn zu. In Hof Hau baute er sich e in Haus, das heute noch "Lex" heißt.

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