Der rechten Gesinnung auf der Spur

Wittlich · Die Heinrich Böll Stiftung zeigt ihre Ausstellung Tatort Rheinland Pfalz im Wittlicher Haus der Jugend bis zum 15. Juli. Neben Informationen über die Strukturen, Ideologien und Erscheinungsformen von extrem rechten Positionen gab es Fakten zur Situation im Landkreis Bernkastel-Wittlich.

 Erni Schaaf-Peitz und Claudia Justen (von links) schauen sich gemeinsam mit der Geschäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz, Alrun Schleiff, die Ausstellung an. TV-Foto: Christina Bents

Erni Schaaf-Peitz und Claudia Justen (von links) schauen sich gemeinsam mit der Geschäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz, Alrun Schleiff, die Ausstellung an. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wittlich. Das Vier-Säulensystem der NPD oder der Aufbau der politischen rechten Musikszene sind nur zwei Themen, die die Ausstellung Tatort Rheinland-Pfalz behandelt. Bürgermeister Joachim Rodenkirch betonte, dass gerade junge Menschen von rechten Ideologien gefährdet seien, und es deshalb wichtig sei, dass die Ausstellung im Haus der Jugend stattfindet. Dazu zitierte er einen Auszug aus dem Talmud: "Achte auf deine Gedanken, sie werden zu Worten. Achte auf deine Worte, sie werden zu deinen Taten, achte auf deine Taten, sie werden zu deinem Schicksal."
Aggressionen steigen



Zahlen und erweiterte Informationen hatte Alrun Schleiff von der Heinrich-Böll-Stiftung mitgebracht. Im vergangenen Jahr sind, laut Verfassungsbericht des Landes Rheinland-Pfalz, die Zahl der rechten Straftaten um fast 35 Prozent angestiegen. Der Trend zeigt sich auch im Landkreis Bernkastel-Wittlich. 2014 gab es hier 13 rechte Straftaten, 2015 waren es 33. Zudem werden die Straftäter jünger.
Die NPD hat an Wählerstimmen deutlich eingebüßt. Dafür sind Kameradschaften und Aktionsbündnisse aktiver, die für Gewaltaktionen, Demonstrationen oder Konzerte zusammen in Erscheinung treten. Eine Abspaltung der NPD, der dritte Weg, agiert sehr öffentlichkeitswirksam, gerade bei der Flüchtlingskrise. Sie haben beispielsweise eine Onlinekarte von geplanten oder gebauten Flüchtlingsunterkünften im Internet veröffentlicht oder Flugblätter vorgefertigt, um mit wenig Aufwand, Demonstrationen vor Unterkünften zu organisieren.
Sehr aufmerksam verfolgt die Heinrich-Böll-Stiftung den Wandel im Bereich rechte Einstellungen. In ihrer Studie "Die enthemmte Mitte" hat sie festgestellt, dass die Aggressionen gegen Muslime, Homosexuelle, geflüchtete Menschen und Sinti und Roma ansteigen. Beispielsweise haben 41 Prozent der repräsentativ ausgesuchten Befragten geantwortet, dass sie dafür sind, dass Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden sollte. Gegenmittel sind, so Schleiff, im Alltag das Wort zu ergreifen, Leserbriefe zu schreiben oder zu Aktionen zu gehen. Jugendliche soll man mit Empathie, Kreativität und Selbstvertrauen stärken sowie Demokratie im Alltag, in der Familie, Beruf, Schule leben.
Die Ausstellung Tatort Rheinland-Pfalz ist bis zum 15. Juli im Haus der Jugend, Kurfürstenstraße 3, von Montag bis Freitag von 12 bis 20 Uhr zu sehen. Anfragen zu Führungen beim Kulturamt der Stadt Wittlich oder dem Haus der Jugend.Extra

Die Heinrich Böll Stiftung ist eine parteinahe Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen. Sie ist föderal organisiert und besteht aus 16 eigenständigen Landesstiftungen. Die satzungsgemäßen Aufgaben sind die politische Bildung im In- und Ausland zur Förderung der demokratischen Willensbildung, des gesellschaftspolitischen Engagements und der Völkerverständigung. Dabei orientiert sie sich an den politischen Grundwerten Ökologie, Demokratie, Solidarität und Gewaltfreiheit. Zum Verein gehören unter anderem 30 Auslandsbüros und ein Studierendenwerk, das Stipendien an Studierende vergibt. chb

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