Der Richter mit der Harley

WITTLICH. Hans-Joachim Hahl hat die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz verliehen bekommen. Seit 15 Jahren spricht Hahl beim Oberverwaltungsgericht in Koblenz Recht – als ehrenamtlicher Richter.

 Hans-Joachim Hahl spricht ehrenamtlich Recht in der 6. Kammer des Oberverwaltungsgerichtes und erhielt dafür jetzt die Ehrennadel des Landes. Foto: Petra Geisbüsch

Hans-Joachim Hahl spricht ehrenamtlich Recht in der 6. Kammer des Oberverwaltungsgerichtes und erhielt dafür jetzt die Ehrennadel des Landes. Foto: Petra Geisbüsch

"Das deutsche Recht ist generell ein sehr gutes", sagt Hans-Joachim Hahl. Und er muss es wissen. Zwar ist Hahl kein Jurist, doch gerade das ist seine Stärke, wenn er am Oberverwal- tungsgericht Koblenz die An- sichten der hauptamtlichen Richter ergänzt. Es ist die höchste Instanz für Verwaltungsangelegenheiten in Rheinland-Pfalz. Damit gibt es die Richtlinien für das Verwaltungsrecht vor. Hahls Aufgabe als ehrenamtlicher Richter ist also keine geringe. Als der Gesetzgeber beschloss, diese Rechtsprechung in die Hände eines ganzen Teams zu legen, sollte neben dem Sachverstand studierter Juristen auch der "gesunde Menschenverstand" mit eingebracht werden, erklärt Hahl den Grundgedanken. In der Sechsten Kammer des Oberverwaltungsgerichts geht es um Beitrags-, Satzungs- und um Asylrecht. Wobei die Fälle von Asylbewerbern deutlich zurückgegangen sind. Diese Entscheidungen seien immer die schwersten, bekennt Hahl: "Da waren schon manchmal Schicksale dabei." Wer ist in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen, und wer ist ein Verfolgter? Keiner am Gericht mache sich diese Entscheidungen leicht; die hauptamtlichen Richter scheuten keine Mühe, fundierte Informationen über die jeweiligen Herkunftsländer herauszubekommen. Ebenfalls kniffelig, jedoch weniger belastend seien die Fälle des Satzungsrechts: Wenn eine Kommune eine Straße bauen will und ein Bürger nicht mit der Satzung einverstanden ist, kann auch dieser Fall auf Hahls Tisch landen. Als gelernter Kaufmann hatte Hahl, der jahrzehntelang Leiter der Logistik beim Reifenhersteller Dunlop war, den am Gericht gewünschten gesunden Menschenverstand schon reichlich bewiesen, als er 1990 vom Kreistag für das Ehrenamt vorgeschlagen wurde. In seiner leitenden Funktion bei Dunlop hatte er gleich vier auf Deutschland verteilte Standorte zu koordinieren. Aber auch die Politik ist ihm nicht fremd: In den frühen 1980er Jahren war Hahl für die SPD im Wittlicher Stadtrat tätig, und das gleich in drei Ausschüssen. 1975 zog der geborene Monzelfelder mit seiner aus Traben-Trarbach stammenden Gattin Marlies nach Wittlich. Damals zogen viele Menschen her, die sich alle zunächst als "Fremen" zu behaupten hatten. Die Hahls taten das: als Nachbarn, Eltern, Kollegen, Vereinsmitglieder. Inzwischen ist Hans-Joachim Hahl pensioniert. Seitdem widmet er sich mehr der Familie und seinen Hobbys. Gerne arbeitet er im Garten und kümmert sich um seine Enkel Marco und Tim. Was man dem äußerst ruhig wirkenden Mann gar nicht ansieht, ist Hobby Nummer drei: seine Harley-Davidson. Wenn das Wetter schön ist, schwingt sich Hahl mit seinen Freunden Theo und Dieter auf die Maschinen, und ab geht's in die Eifel. Kürzlich ist er durch Amerika gefahren - natürlich mit der Harley. Ganz entspannt fuhr er auf zwei Rädern durch die Rocky Mountains, Los Angeles, das Death Valley und natürlich auf der legendären Route 66. Obwohl der Wittlicher das deutsche Verwaltungsrecht generell lobt, empfiehlt der Mann mit dem gesunden Menschenverstand, die zahllosen Verwaltungsvorschriften in Deutschland einmal gründlich auszumisten. Einige gehörten schlichtweg annulliert, sagt er, ganz gleich auf welchem Rechtsgebiet.

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