Der rote Milan und die Windkraft

Klausen · Mit Windkraft können Gemeinden Geld verdienen. Bis zu 50 000 Euro pro Jahr. Auch Osann-Monzel ist als Standort für Rotoren in Erwägung gezogen worden. Zu den Flächen zählt unter anderem der Stöppelberg an der Grenze zum benachbarten Klausen. Das missfällt den Klausenern und sie bringen den Naturschutz ins Spiel.

Klausen. "Der Stöppelberg hat einen alten Waldbestand. Bis zu 160 Jahre alte Eichen und Buchen wachsen dort. Das ist ein Biotop, in dem viele Fledermäuse, Wildkatzen und alte Käfersorten leben," erzählt Edmund Kohl aus Klausen. Zudem habe er dort bereits den Rotmilan beobachtet, einen unter Naturschutz stehenden Vogel. Genau an dieser Stelle könnten aber bald diverse Rotoren drehen, um Strom zu erzeugen.
Kohl und weitere Anwohner in Klausen sind deshalb besorgt.
Die Gemeinde Osann-Monzel plant dort nämlich, an der Grenze ihrer Gemarkung, Windkrafträder aufstellen lassen zu lassen. Ein lukratives Geschäft für die Gemeinden im Kreis. Bis 2012 war Windkraft in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land noch kein Thema, ebenso wenig wie in der VG Manderscheid. In der Einheitsgemeinde Morbach hingegen gibt es hingegen 14 Anlagen, 16 stehen in der VG Thalfang und eine in der VG Bernkastel-Kues. Nun könnten weitere Gemeinden mit zusätzlichen Einnahmen rechnen. Bis zu 50 000 Euro Jahrespacht müssen die Energiegesellschaften nämlich für Windkraftanlagen an Gemeinden zahlen.
Im Sommer vergangenen Jahres wurde auf Kreisebene ein neues Konzept beschlossen, das weitere Standorte ausweisen soll. Auch 21 Orte der VG Wittlich-Land sind nun daran interessiert, auf Windkraft zu setzen.
Zwei Standorte sind für den Betrieb bereits zugelassen, Niersbach und Hupperath, wie Günter Reis von der Verbandsgemeinde Wittlich-Land erläutert. Der Inbetriebnahme einer Windkraftanlage geht ein Genehmigungsverfahren voraus. So müsse zum Beispiel ein 1000-Meter-Schutzabstand zur Anlage eingehalten werden. Es gebe potenzielle Eignungsflächen über 20 Hektar innerhalb der Verbandsgemeinde. Zwei solche Flächen seien auch in Osann-Monzel, wozu auch der Stöppelberg zähle. Derzeit habe das Land ein Gutachten beauftragt, um herauszufinden, ob dieses Gebiet eine "historische Kulturlandschaft" ist. Sollte das der Fall sein, sei keine Windkraftanlage möglich, erklärt Reis. Der VG-Rat werde sich mit den Rückläufen aus den Gemeinden befassen, wenn eben diese "historischen Kulturlandschaften" durch die regionale Planungsgemeinschaft präzisiert sind und in die Planung übernommen werden können. Erst danach wird die landesplanerische Stellungnahme eingeholt. Dann erst können Beteiligungen der Öffentlichkeit durchgeführt werden.
Reis stellt klar: "Die Bürger haben also noch mindestens zweimal die Möglichkeit, sich zu der Planung zu äußern und Stellungnahmen abzugeben, die der VG-Rat abzuwägen hat." hpl
Extra

In Hillesheim (Vulkaneifelkreis) regt sich ebenfalls Widerstand gegen eine geplante Windkraftanlage. Dort hatten vor kurzem 439 Bürger unterschrieben, um ein Naturgutachten zu fordern. Dazu waren mindestens 300 Stimmen erforderlich. Auch dort verweisen Naturschützer auf Nistplätze des Rotmilans. Die Windkraftgegner haben sich im Verein "Sturm im Wald" zusammengeschlossen. hpl

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