Der schiefe Turm von Morbach

Morbach · Der Turm der Morbacher St.-Anna-Kirche steht schief. Die Spitze ist um 22 Zentimeter verrückt. Die Ursache: Der Grund ist voll mit Wasser gesogen und instabil. Der Turm lässt sich zwar stabilisieren, doch wird die Sanierung dadurch um einiges teurer. Um wie viel sie teurer wird und woher das Geld kommt, ist noch unklar.

 Schauen sich die Planung für die Kirchturmsanierung an (von links): Franz-Rudolf Schuh vom Verwaltungsrat, Pfarrer Michael Jakob, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Monika Petry, Gemeindereferentin Gerlinde Paulus-Linn und Architekt Peter Berdi. TV-Foto: Ursula Schmieder

Schauen sich die Planung für die Kirchturmsanierung an (von links): Franz-Rudolf Schuh vom Verwaltungsrat, Pfarrer Michael Jakob, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Monika Petry, Gemeindereferentin Gerlinde Paulus-Linn und Architekt Peter Berdi. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach. Die Sanierung des Turms von St. Anna kommt die Kirchengemeinde Morbach deutlich teurer, als bisher zu erwarten. Die Holzfäuleschäden des Dachstuhls sind zwar wie geplant behoben und die Neueindeckung geht zügig voran. Doch am Mauerwerk sind gravierende statische Probleme zutage getreten.
Risse und der "Schiefstand" des Turms um 22 Zentimeter sind laut Architekt Peter Berdi vom Boden aus nicht zu erkennen. Sie seien erst vom Gerüst aus zu sehen gewesen, erklärte er im Rahmen einer Pfarrversammlung.
Die Ursache dafür ist ermittelt. Bohrungen haben ergeben, dass der Turm auf instabilem Grund steht. "Unter der rechten Ecke stand der Bohrkern unter Wasser", erklärte der Denkmalpfleger. Bei vorsorglichen Bohrungen an anderen Stellen sei dies nicht der Fall gewesen.
Damit ist auch ein Makel der jüngeren Morbacher Kirchengeschichte aufgeklärt. Denn der frühe Abriss des Turms der 1834 eingeweihten Pfarrkirche hat diesem im Ort den Namen "Wackelturm" beschert. Er wurde bereits 1869, also 35 Jahre nach seiner Errichtung, durch den heutigen Bruchsteinturm ersetzt. Dass auch der neue Turm bereits Sorgen bereitete, lässt das später ergänzte Metallkorsett erahnen, das über dem Haupteingangsportal zu erkennen ist. Berdi betonte, die Bürger müssten keine Angst haben wegen der teils "eklatanten Schäden" oder des Hohlraums hinter der Turmaußenschale. Es sei heute technisch möglich, solche Türme zu stabilisieren. Was das kostet, muss noch ermittelt werden.
Vorsorglich überprüft sind die Glocken, da eine falsche Einstellung ebenfalls Mauerschäden verursachen kann. Sie sind jedoch in Ordnung. Ein weiteres Problem der Turmmauern ist der Mörtel, mit dem die Bruchsteine verfugt wurden. Er lässt eingedrungenes Wasser nicht mehr entweichen. Laut Berti muss der Mörtel daher maschinell entfernt werden, was nicht vor März angegangen werden kann. Denn dafür sind Temperaturen ab acht Grad aufwärts nötig. Der Turm bleibt daher während des Winters eingerüstet. Denn Auf- und Abbau des Gerüsts würden 25 000 Euro kosten, die längere Nutzung ist 11 000 Euro günstiger.
30 Versammlungsbesucher


Sobald die Mehrkosten kalkuliert sind, will Pfarrer Michael Jakob das Bistum um weitere Unterstützung bitten. Er räumte ein, aufgrund des Projektumfangs mit mehr als den rund 30 erschienenen Versammlungsbesuchern - darunter etliche Mitglieder der katholischen Frauengemeinschaft - gerechnet zu haben.
Für die Pfarrgemeinde bedeuten die aktuellen Arbeiten eine erhebliche Belastung. Bisher hat sie 170 400 Euro beigesteuert für die Sanierung von Turm und Pfarrhaus, das derzeit aufwendig trocken gelegt wird. Wegen falsch verlegter Regenrinnen war der Keller nass geworden.
Am Pfarrhaus hat sich die Gemeinde mit 80 400 Euro der gesamt vom Bistum investierten 333 000 Euro beteiligt. Die 292 000 Euro teure Turmsanierung hat das Bistum zu 60 Prozent übernommen. Die Finanzierung der verbleibenden 40 Prozent ist gesichert: über Grundstückspachteinnahmen der Kirchengemeinde und über Erspartes. Der Ortsbezirk Morbach steuert 29 000 Euro bei. urs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort