Der Schlüssel zur Zukunft liegt in der Eifel

Eckfeld · Es hat einen Durchmesser von 900 Metern, ist 120 Meter tief und gilt als Sensation: das Eckfelder Maar. Die heutige Grabungsstelle ist seit 200 Jahren bekannt und wurde dann vergessen. Was sich seit der zufälligen Wiederentdeckung 1985 getan hat, weiß der Geologe Martin Koziol.

 Das ist ja interessant! Das Eckfelder Maar ist eine der wichtigsten Grabungsstelle aus dem Eozän weltweit. Die Wissenschaftler erklären Besuchern am Donnerstag wieder ihre Entdeckungen und deren Bedeutung. Foto: privat

Das ist ja interessant! Das Eckfelder Maar ist eine der wichtigsten Grabungsstelle aus dem Eozän weltweit. Die Wissenschaftler erklären Besuchern am Donnerstag wieder ihre Entdeckungen und deren Bedeutung. Foto: privat

Einen Schatz heben Wissenschaftler seit 30 Jahren in der Eifel im einzigen fossilen Maar, das bislang gefunden wurde. Warum das Eckfelder Maar im Zeichen des Klimawandels noch wichtiger wird, erzählt Martin Koziol im TV-Interview Redakteurin Sonja Sünnen.

Paläontologie. Das ist ja schon ein sperriges Wort! Bitte erklären Sie, was es mit dieser Wissenschaft auf sich hat, und warum Sie deshalb in der Eifel gelandet sind sozusagen.

MARTIN KOZIOL Das ist die Wissenschaft von den Lebewesen und Lebewelten der geologischen Vergangenheit. Ich wurde 1997 als neuer Grabungsleiter von der Landessammlung für Naturkunde Rheinland auserkoren, durfte dann aber wegen personeller Probleme das Museum übernehmen.

Die Grabungsstelle liegt versteckt , und wer als Laie zu ihr kommt, sieht eigentlich ohne Hilfe: Nichts! Dennoch ist dieser Ort ein wichtiger für weitaus mehr als die Eifel …

KOZIOL Es ist eine der wichtigsten Grabungsstelle aus dem Eozän weltweit! Dieses Zeitalter ist besonders wichtig, weil es die Entwicklung der modernen Säugetiere einläutet, zu denen dann letztendlich auch der Mensch gehört.
Und hier in der Eifel ist das einzige, fossile Maar, das wir bisher gefunden haben.

Ein berühmter Fund war das Urpferdchen. Welche Schlüsse konnten gezogen werden?

KOZIOL Der Stammbaum der Pferde zählt zu den am besten dokumentierten Tierstammbäume in der Biologie. Unsere zwölf Urpferde stehen quasi an der Wurzel. Wir haben vier Lemuren-Arten, also Feuchtnasenaffen, nachweisen können, insgesamt 30 Säugetierarten. Wir haben die älteste Tierlaus der Welt in unserer Sammlung, vier Arten von Krokodilen, Honigbienen, Riesen-Eichhörnchen, Land- und Wasserschildkröten, Palmen. Es war ja auch die Zeit, als die Eifel tropisch war, die Erde letztmalig gleichförmig warm. Es gab kaum Klimazonen und Jahreszeiten. Das wird jetzt wieder interessant, da wir uns aktuell in einer globalen Klimaveränderung befinden. Und der Schlüssel für unsere Zukunft liegt in der Vergangenheit, und einer der Schlüssel ist das Eckfelder Maar.

Wären wir Zeitreisende: Wie sähe es vor 45 Millionen Jahren hier so aus?

KOZIOL Kontinentaler, subtropischer Mittelgebirgsregenwald mit Temperaturen zwischen zehn und 28 Grad und den ersten Eifel-Vulkanen!

Und was gibt's aktuell Neues aus dem Tor zur tropischen Urwaldzeit?

KOZIOL 2016 wurde ein dreidimensional erhaltenes Becken eines Krokodils gefunden und präpariert sowie noch ein unbestimmter Unterkiefer eines kleines Säugetieres. Außerdem ein großwüchsiger Barsch.
Die Grabung in der Trichtermitte ist jedes Jahr fünf Meter lang, ein Meter tief, zwei Meter hoch und befindet sich zum Schutz gegen die Sonne unter einer Zeltplane. 2016 wurden 15 Quadratmeter Ölschiefer ausschließlich mit der Hand und einem kleinen Messer abgebaut.
Es arbeiten aktuell eine Grabungsleiterin und sechs Studenten dort. Finanziert wird das von der Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz, organisiert vom Naturhistorischen Museum Mainz. Wir sind für die Ausstellung der Fossilien und die Besucherlenkung zuständig.

Wie wichtig ist denn eine informierte Öffentlichkeit und inwieweit hat man vor Ort die Möglichkeit eine einzigartige Erfahrung zu machen?

KOZIOL Die Wissenschaft braucht für solche Sachen immer eine Finanzierung und die lebt in meinen Augen von gelungener Öffentlichkeitsarbeit. Die Fossilien sind Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz, also von uns allen! Und ich halte das für enorm wichtig für den GeoTourismus, das ist ein Highlight. Es ist außerschulische Bildung, live und direkt in der Natur.

Martin Koziol ist 51 Jahre, promovierter Geologe und seit dem 1. Juli 1998 als Museumsleiter in Manderscheid tätig, seit dem 1. Juli 2017 in derselben Position für das Vulkanhaus Strohn.

TAG DER OFFENEN GRABUNG AM ECKFELDER MAAR
An der Grabungsstelle Eckfelder Maar können am Donnerstag, 10. August, 11 bis 16 Uhr, Besucher in eine Welt vor 45 Millionen Jahren eintauchen, als die Eifel mit subtropischem Urwald bedeckt war, was 40?000 Fossilien der letzten 30 Jahre beweisen. Je zur vollen Stunde gibt es Führungen. Eine direkte Zufahrt ist nicht möglich. Besucher parken am Sportplatz in Eckfeld (Ortsrand Richtung Brockscheid). Dann geht es über einen ausgeschilderten Forstweg (40 Minuten). Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Info: Telefon 06572/920310.

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