Der "Schwach-Stark-Tastenkasten"

BERNKASTEL-KUES. Amüsantes rund ums Klavier präsentierte Peter Friesenhahn im Rahmen der Mosel Festwochen in Bernkastel-Kues: "Klavirus - echt ansteckend" heißt das neue Programm des Kabarettisten.

 Nicht nur auf den Tasten ein Virtuose: Peter Friesenhahn spielt im Kurgastzentrum "Luft-Violine".Foto: Manuel W. Schmitt

Nicht nur auf den Tasten ein Virtuose: Peter Friesenhahn spielt im Kurgastzentrum "Luft-Violine".Foto: Manuel W. Schmitt

Der Klavierhocker knarrt etwas unter dem hageren Mann mit der bordeaux-roten Samtfliege, der virtuos in die Tasten des Flügels greift. Gebannt lauscht das Publikum der Etüde. "So könnte ich jetzt den ganzen Abend weiter machen", sagt der Pianist, während der Applaus verstummt. Stattdessen holt Peter Friesenhahn - nachdem er sich seines Sakkos und der roten Fliege entledigt hat - aus zu einer amüsanten Stunde voller Anekdoten und Kuriositäten rund um das Instrument mit den 88 Tasten.Beethoven etwa habe seinerzeit die Bezeichnung "Schwach-Stark-Tastenkasten" für das Klavier durchsetzen wollen, da ihm "Pianoforte" nicht deutsch genug war. Die "Mondscheinsonate" des schwerhörigen Komponisten berge indes ungeahnte Risiken für den "Mann am Klavier", berichtet Friesenhahn: "Da kommen alle Streptokokken und Salmonellen aus den Ritzen der Tastatur gekrochen, und man hat sich ruck-zuck was eingefangen!"Das Publikum ist schon infiziert

Mit dem Haupt-Krankheitserreger und Namensgeber seines 60-Minuten-Programms, dem "Klavirus" sei er schon seit seiner Kindheit infiziert, gesteht der Kabarettist und Liedermacher.Mit den Gedanken eines Barpianisten nachts um halb drei und einer rasanten Stummfilm-Melodie bringt der Pündericher seine Zuhörer zum Schmunzeln. Er klärt darüber auf, dass der "Flohwalzer" eigentlich ein Marsch ist und schlüpft in die Rolle eines unbeholfenen Redners bei einer Vernissage — einem der bevorzugten Einsatzbereiche für Klaviere. Auch Friesenhahns "Bundestags-Blues", "Auf e, um e und um e herum" oder seine musikalische Glosse "Samstagmorgen" kommen beim Publikum an. Dazwischen rezitiert er den "Tastenhengst" von Heinz Erhardt und liest aus "Geschichten von Herrn Sommer": Patrick Süskinds Episode über die resolute Klavierlehrerin Marie-Luise Funke, deren Popel auf der fis-Taste einen ihrer Schüler in Angst und Schrecken versetzt, sorgt für Lachanfälle im Publikum.Zum Schluss variiert Peter Friesenhahn die Melodie "Alle Vögel sind schon da" in Bach-, Mozart- und Liszt-Manier. Den "Boogie Nr. 1" entlocken die Zuschauer dem Pianisten mit anhaltendem Beifall als Zugabe.Nächste Mosel-Festwochen-Veranstaltung in Bernkastel-Kues: Chanson-Abend "Margaux und die Banditen" am Samstag, 5. Juli, 20 Uhr in der Güterhalle alter Bahnhof. Karten gibt es unter Telefon 06531/3000.

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