Porträt Vom Niederrhein in die Eifel

ECKFELD · Stein- und Holzbildhauer Michael Hussmann hat die alte Schule in Eckfeld gekauft und sich dort niedergelassen. In der Eifel findet er Raum und Zeit, seine Kreativität auszuleben.

 Auch Elektrowerkzeuge kommen manchmal zur Anwendung. Hier entfernt Hussmann mit einem Akku-Seitenschneider Nägel aus dem „Bau-Hütten-Holz“.

Auch Elektrowerkzeuge kommen manchmal zur Anwendung. Hier entfernt Hussmann mit einem Akku-Seitenschneider Nägel aus dem „Bau-Hütten-Holz“.

Foto: TV/Bernd Schlimpem

  In Eckfeld mit seinem Trockenmaar, der großen und vielbesuchten Fossillagerstätte, aus der auch das bekannte „Eckfelder Urpferdchen“ stammt, hat sich der Stein- und Holzbildhauer Michael Hussmann niedergelassen und bereichert die Kulturwelt des Ortes. Mittlerweile arbeitet er nicht mehr nur mit Stein und Holz, sondern auch mit Stahl – wie Exponate auf seinem Gelände zeigen.

Er ist von Wesel am Niederrhein nach Eckfeld gezogen, nachdem er dort die ehemalige Schule gekauft hat. Nun hat er ein geräumiges Wohnhaus mit einem großen Gelände, das er als Lager für seine Werkstoffe nutzt, zum Beispiel Sandstein und Basalt aus den umliegenden Steinbrüchen, Holz aus der Gegend und Metall.

Wie wurde er Bildhauer ? In Wesel hat er eine dreijährige Lehre zum Steinbildhauer absolviert, zwei Gesellenjahre dort verbracht, bevor er in Essen Bildhauerei studierte und an der Werkkunstschule Flensburg das Studium erfolgreich abschloss.

Seit seiner Schulzeit hat es Hussmann zu diesem Beruf hingezogen. Er erinnert sich: „Ein maßgeblicher Anlass war sicherlich der Ausflug mit einem Lehrer in den Wald, wo wir geeignete Wurzeln sammelten um kunstvolle Köpfe zu schnitzen.“ So begeisterte er sich in frühen Jahren schon für gestalterisches Tun. Viel Arbeit wird im Freien erledigt, aber er hat für Regentage auch eine Unterstellmöglichkeit geschaffen, wo man seine Werkzeuge Spitz-, Flach- und Zahneisen findet oder verschiedene Beitel und Klüpfel für die Holzgestaltung.

Dem Laien mag dieser Ort als heilloses Durcheinander erscheinen, doch jeder Hussmann-Griff sitzt. Was hier entsteht? „Das bringt meine Phantasie zum Vorschein. Das meiste Geschaffene ist abstrakt, verlangt vom Betrachter ebenso Vorstellungskraft und von mir manchmal Erläuterungen“, erklärt der 64-Jährige, der auch schon Fassaden mit ausdrucksstarker Malerei versehen hat. Ein Künstler – so will er nicht genannt werden – hat es meist schwer, eine finanzielle Grundlage zu bilden, denn Erlöse aus Aufträgen und Verkäufen kann man schwer planen. Deshalb hat sich Hussmann ein zweites Standbein geschaffen, was in der Coronazeit auch keine sicheren Einkünfte brachte, denn lange fielen seine Workshops aus. Diese Kurse macht er im Internet bekannt, (stein-holz-bildhauerei.de) aber auch Mund-zu-Mund-Propaganda hilft, dass sich diese „Lern- und Lehrtage“ herumsprechen. Im Jahr bietet er meistens fünf Workshops in Eckfeld an, auch Wochenendkurse samstags und sonntags. „Es sind begeisterte Teilnehmer von acht bis sogar 85 Jahren, und es gibt höchstens acht Teilnehmer, so dass man sich dem Einzelnen widmen kann. Jeder kann sich ein Thema für sein Werk aussuchen und wird bei der Gestaltung unterstützt. Meist entstehen ursprüngliche freie Formen wie Masken, Schnecken oder Spiralen“, sagt der Wahl-Eckfelder.

Die Workshop-Kandidaten sind meist treue „Kunden“, denn sie nehmen öfters an den Kursen teil, und eine Damengruppe aus dem Ruhrgebiet zieht es schon 20 Jahre in den Eifelort. Hussmann selbst hat sich zurzeit das Thema „Bau-Hütte“ vorgegeben. Ein Projekt, das von der „Stiftung Rheinland Pfalz für Kultur“ im Rahmen der Coronahilfe finanziell gefördert wurde.

So sieht man zwischen den anderen Ausstellungsstücken verschiedene „Hüttengebilde“ aus Latten, Brettern und Kanthölzern. Diese Holzteile füllen auch ein größeres Lager, und Hussmann befreit sie vor Gebrauch von verbliebenen Nägeln.

Besonders gerne „unterrichtet“ er an Schulen oder Jugendeinrichtungen. Ein langjähriger Hussmann-Partner ist das NaturErlebnisZentrum Darscheid, das den Stein-Holz-Bildhauer mit Unterstützung des Landesprogramms „Jedem Kind seine Kunst“ zu Erlebnistagen rief.

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