Der Streit um das richtige Verkehrsszenario

Wittlich/Longkamp · Aktuell existieren drei Prognosen über das Verkehrsaufkommen auf der im Bau befindlichen B 50 neu zwischen Wittlich und Longkamp. Die Zahlen schwanken je nach Sichtweise und je nach Haltung zum Projekt zwischen 13 000 und 25 000 Fahrzeugen.

 Fest steht, dass am Kreisel bei Platten der Verkehr im Wittlicher Tal verteilt werden soll. Strittig ist, wie viel. TV-Foto: Bernhard Heller

Fest steht, dass am Kreisel bei Platten der Verkehr im Wittlicher Tal verteilt werden soll. Strittig ist, wie viel. TV-Foto: Bernhard Heller

13 000, 19 000 oder 25 000. Diese drei Antworten gibt es auf die Frage, wie viele Fahrzeuge auf der geplanten B 50 neu zwischen der Autobahn bei Wittlich und der Hunsrückhöhenstraße unterwegs sein werden oder würden. Es kommt immer nur darauf an, wen man fragt.

Seit mehreren Wochen berichten Gegner der neuen Straße, dass laut Prognose durchschnittlich 13 000 Fahrzeuge täglich auf der Strecke unterwegs sein würden. Das sind knapp 2000 mehr als aktuell auf der A 60 bei Spangdahlem gemessen werden. Die Bürgerinitiative Pro Mosel argumentiert mit der Zahl, die der Berechnung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses (NKV) des Vorhabens zugrunde liegt (der TV berichtete). Das Bundesverkehrsministerium hat ausgerechnet, dass das NKV bei diesem als konservativ bezeichneten Szenario 1,8 ist. Ab dem Wert 1 werden Projekte fortgeführt. Der Rechenwert 1,8 besagt, dass den auf Jahre umgerechneten Kosten des Gesamtprojekts von jährlich 13,31 Millionen Euro ein Nutzen von 23,44 Millionen Euro jährlich gegenübersteht. Sind mehr Fahrzeuge unterwegs, steigt der Nutzen.

13 000 Fahrzeuge sind der Wert, der im Jahr 2025 erreicht wird, falls 3000 Menschen auf dem Flughafen Hahn im Hunsrück arbeiten. Derzeit sind nach Angaben des Flughafen-Betreibers bei 99 Firmen mehr als 3100 Menschen beschäftigt.

Doch es gibt noch ein weiteres Szenario, das der Landesbetrieb Mobilität 2008 hat erstellen lassen. Damals gingen die Planer davon aus, dass in 14 Jahren rund elf Millionen Menschen auf dem Hunsrück-Airport abgefertigt werden. 2010 waren es rund 3,5 Millionen - Tendenz fallend. Sollte der Flugplatz in den kommenden Jahren doch einen Zulauf an Passagieren haben, würden durchschnittlich rund 21 000 Fahrzeuge auf den 25 Kilometern zwischen Eifel und Hunsrück unterwegs sein. Das entspricht dem aktuellen Verkehr auf der B 51 bei Bitburg oder der A 1 bei Laufeld.

Noch mehr Personen- und Lastwagen sind unterwegs, wenn ein drittes Szenario eintrifft. Das geht davon aus, dass der Flughafen boomt und sich entlang der neuen Straße auch noch Gewerbe ansiedelt. Für diesen Fall hat ein Aachener Fachbüro errechnet, dass 25 000 Autos pro Tag auf der Hochmoselbrücke unterwegs sind. Von dieser optimistischen Zahl gingen die Landräte aus Trier-Saarburg, Bitburg-Prüm sowie Alexander Licht als erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Bernkastel-Wittlich bei ihrem Treffen vor einigen Tagen in Platten aus. Die Zahl von rund 25 000 ist auch die, die aktuell vom Landesbetrieb Mobilität angegeben wird.

Meinung

Reine Auslegungssache

Weder werden 2025 elf Millionen Passagiere auf dem Hahn abgefertigt, noch wird sich entlang der B 50 neu ein neuer Betrieb ansiedeln. Deshalb sind die von Befürwortern genannten 25 000 Fahrzeuge pro Tag auf der neuen Strecke das, was die 13 000 von Gegnern genannten sind: Ein Argument, um die eigene Position zu untermauern. Mehr auch nicht. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Ob diese Zahl ausreicht, ist Auslegungssache. Dem Bund würden angesichts des Ergebnisses der Kosten-Nutzen-Rechnung weniger als 13 000 Fahrzeuge reichen. Das ist der aktuelle Sachstand. Egal, was bei Koalitionsverhandlungen in Mainz herauskommt.

Harald Jansen

h.jansen@volksfreund.de

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