Der Teufel hört auf den Namen Hermann

Wittlich · Monika Hosp hat sich in einer recht ungewöhnlichen Branche selbstständig gemacht: Die Wittlicherin baut Bauchredner-Handpuppen. Wie man die lustigen und schrulligen Figuren herstellt, will sie jetzt auch anderen beibringen.

Wittlich. Die erste große Liebe von Monika Hosp hieß Bobby. Bobby durfte mit in Urlaub. Manchmal durfte er mit auf die Arbeit. Und für die Hochzeit bekam Bobby auch seinen eigenen Smoking. Aber geheiratet hat Monika Hosp natürlich einen anderen. Denn Bobby ist eine Puppe. "Meine erste Handpuppe. Das war ein Weihnachtsgeschenk", erzählt Monika Hosp. "Da war ich elf." Seitdem habe sie immer schon ihre eigenen Puppen schaffeN wollen. Jetzt hat sich die 47-Jährige diesen Traum erfüllt. Nach mehr als 30 Jahren kündigte sie ihren Job als Einzelhandelskauffrau und lernte bei Puppenspieler Norman Schneider; wie man Schaumstoff - und noch einigen Dingen mehr - Leben einhaucht. Heute bietet sie in ihrem Wittlicher Atelier selbst Kurse an.
Und so hat Bobby inzwischen Konkurrenz bekommen: zum Beispiel von Leopold, dem Leoparden, Eric, dem Wikinger, Rita, dem verrückten Schaf. Und von Rüdiger, dem Gnom. Das war die erste Puppe, die Hosp selbst gebaut hat. Das war im März dieses Jahres. "Ich durfte keins von meinen Kindern Rüdiger nennen, deshalb heißt jetzt die Puppe so." Mittlerweile hat Monika Hosp mehr als 20 selbst gemachte Puppen im Haus.
Die Ideen für ihre Puppen fielen ihr "einfach so" ein, erzählt sie, vieles passiere erst während des Arbeitsprozesses. "Dabei wird viel auf der Hand genäht, und nur wenig auf der Maschine:" Vier bis zehn Tage sitze sie an einer Puppe, oft von morgens bis abends. "Man geht überhaupt auch anders durchs Leben", erzählt sie. "In Geschäften entdeckt man oft etwas und denkt sofort, oh, das könntest du vielleicht benutzen ..."
Plastik-Ostereier für die Augen, zum Beispiel. Erst wenn die Puppe fertig ist, überlege sie sich auch einen Namen für sie. "Den Teufel habe ich Hermann genannt, wie mein Schwiegervater. Aber das soll jetzt nichts heißen."
Rüdiger, ihre erste Puppe, könnte sie nie verkaufen. Die anderen schon, sagt sie, aber auch das würde ihr sicher schwerfallen. Ein bisschen gelitten habe sie vor kurzem wegen Bobby. "Er war krank." Das heißt: Er musste repariert werden.
"Ich bin immer noch Kind und will\'s auch bleiben", sagt Monika Hosp. Ihre drei Kinder seien damit großgeworden, dass sie "ein bisschen verrückt" sei. Und ihr Mann habe sie schließlich so geheiratet. "Er lässt mich das ausleben", erzählt sie. "Und wenn die Puppen anfangen, mit ihm zu reden, lacht er und sagt, komm und setz dich wieder."
Tatsächlich kann Monika Hosp ein bisschen bauchreden. Ihre Puppen sind auch Bauchredner-Handpuppen, haben also alle bewegliche Münder. Erst vor kurzem habe sie sich einen Profi angeschaut: Sascha Grammel. "Den find ich nicht schlecht", sagt sie. "Und wenn so jemand Berühmtes käme und eine Puppe von mir wollte, dann wäre ich schon stolz." Monika Hosp erzählt, dass behinderte Kinder und ältere Menschen sehr gut auf die Puppen reagierten und diese sich auch zur Therapie eigneten. In ihren Kursen will sie vor allem anderen Menschen vermitteln, auch Freude an den Puppen zu haben. So viel Freude wie sie selbst.
Infos zu den Kursen gibt es unter bauchredner-handpuppen.de

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