Der Türöffner steht bereit

BERNKASTEL-KUES. Fast 25 Prozent der Arbeitslosen in der Region Trier sind über 50 Jahre alt. Etwa die Hälfte von ihnen soll innerhalb von zwei Jahren für eine neue Berufslaufbahn fit gemacht werden.

Im ehemaligen Regierungsbezirk Trier liegt die Zahl der Arbeitslosen bei zirka 6,3 Prozent. Von der Gesamtzahl der Arbeitslosen sind etwa 24 Prozent älter als 50 Jahre. Mehr Zahlen sind nicht vonnöten, um zu sehen, wo es im Bereich "Beschäftigung" besonders hakt: Spätestens ab 50 stehen viele Menschen auf der Straße. Um Abhilfe zu schaffen, läuft seit November 2005 bundesweit das Projekt "Perspektive 50plus - Beschäftigungspakete für Ältere in den Regionen". Das Programm ist vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales ins Leben gerufen worden, um die Beschäftigungs-Chancen von älteren Langzeitarbeitslosen zu verbessern. In der Region Trier sind neun Vermittlungszentren aufgebaut worden. In jedem von ihnen werden jeweils 20 ältere Menschen drei Monate lang von montags bis freitags trainiert, gecoacht, beraten und vermittelt. Diese Aufgabe übernehmen zum Beispiel Diplom-Pädagogen. An diese Zeit schließt sich eine dreimonatige so genannte Coaching-Phase an, die keine tägliche Anwesenheit erfordert. Schafft jemand vorher den Sprung in einen sozialversicherungspflichtigen Job, rückt sofort jemand nach. Damit ist ein Ziel klar. Die Leute sollen sich nicht mit 400-Euro-Jobs begnügen, sondern eine Arbeit bekommen, mit der sie auch Rentenansprüche erwerben. Etwa 5500 über 50-jährige Arbeitslose sind in der Region registriert. Etwa 2500 von ihnen sollen eines der neuen Vermittlungszentren durchlaufen. Und es gibt ein ehrgeiziges Ziel. "Ein Viertel von ihnen wollen wir wieder in feste Arbeitsverhältnisse bringen", sagt Projektleiter Franz Donkers. Dafür fließen fünf Millionen Euro in der Region Trier in das erst einmal auf zwei Jahre ausgelegte Projekt. Arbeit soll transparent werden

Donkers vertritt die Arbeitsgemeinschaften der Agentur für Arbeit Trier und der Landkreise Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Daun sowie der Stadt Trier. In Bernkastel-Kues ist die DAA (Deutsche Angestellten Akademie) Job Plus GmbH deren Leistungsträger. Um die Arbeit transparent und damit wirkungsvoller zu machen, suchten die Organisatoren nach einem Paten. Sie fanden ihn in Stadtbürgermeister Wolfgang Port. "Ein Pate ist beispielsweise wichtig, um bei Terminen auf das Projekt hinzuweisen", sagt DAA-Institutsleiterin Ulrike Katschinski-Niemeyer. Ein solcher Pate übernehme die Funktion eines Türöffners, betonen Katschinski-Niemeyer und Donkers. "Er kann helfen, leichter Zugang zu Firmen zu finden", glauben sie. Es sei wichtig, diese Arbeit bekannt zu machen, sagt Port. Anfangs habe er auch nicht gewusst, was sich im ersten Stock des Mosel-Gäste-Zentrums tut. "Ältere Arbeitslose haben es schwer, in der Leitungsgesellschaft wieder zu Fuß zu fassen. Sie glauben, nichts mehr wert zu sein", sagt er. Er sei bereit, seine Kontakte spielen zu lassen. Motivationsprobleme bei den durchschnittlich seit fünf Jahren arbeitslosen Leuten - vom Ungelernten bis zum Akademiker - gibt es offenbar nicht. Diplom-Pädagoge Torsten Lampe ist "positiv überrascht", wie problemlos die Leute sich integrieren lassen und wie interessiert sie sind. Immerhin habe ein Teil von ihnen schon einen großen Leidensdruck erfahren. In den Dörfern sei es beispielsweise gar nicht so leicht, Arbeitslosigkeit zuzugeben. Lampe: "Die Leute schämen sich." In den Vermittlungszentren soll ihnen auch neues Selbswertgefühl vermittelt werden. Sie lernen, wie sie sich wieder in die Gesellschaft integrieren können. In einwöchigen Praktika, die den potenziellen Arbeitgeber nichts kosten, können sich beide Seiten "beschnuppern". Zwei Leute sind in Bernkastel-Kues schon vermittelt worden. Franz Donkers hofft auf weitere vier in absehbarer Zeit. Kein schlechtes Ergebnis für eine Jahreszeit, in der kaum Leute eingestellt werden. Das Vermittlungszentrum wird vom 17. bis 19. März bei der Gewerbeschau auf dem Kueser Plateau vertreten sein. Die Mitarbeiter werden dabei auch Kontakt zu den anderen Ausstellern suchen und für ihr Projekt werben.

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