Der Verwaltung den Spiegel vorgehalten

Viel Lob, aber auch einige Minuspunkte: So lautete insgesamt das Ergebnis der Morbacher Unternehmerbefragung 2006, als sie im Januar das erste Mal im Trierischen Volksfreund vorgestellt wurde. Nun liegen dem TV die detaillierten Ergebnisse der Studie vor. Darin finden sich unter anderem Geschichten von arroganten Amtschefs bis hin zu unfreundlichen Rathaus-Pförtnern.

 Die auf Hochglanz polierte neue Rathaus-Fassade kann nicht darüber hinwegtäuschen: Für ihre Arbeit wird die Morbacher Verwaltung von ansässigen Unternehmen nicht nur gelobt, sondern auch harsch kritisiert. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Die auf Hochglanz polierte neue Rathaus-Fassade kann nicht darüber hinwegtäuschen: Für ihre Arbeit wird die Morbacher Verwaltung von ansässigen Unternehmen nicht nur gelobt, sondern auch harsch kritisiert. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Morbach. "Bürgermeister Eibes ist der Freund aller, es fehlt eine klare Linie." Oder: "Der Chef des Ordnungsamtes ist arrogant und unfreundlich, und sein Fachwissen ist beschränkt." Starker Tobak. Kritik, die es in sich hat. Beides sind Beschwerden, die Morbacher Firmenchefs im Zuge einer Unternehmerbefragung im Auftrag der Gemeinde geäußert haben. Über erste, zentrale Zwischenergebnisse dieser "Unternehmerbefragung 2006" (siehe Hintergrund) hat der TV bereits berichtet: So sind Morbacher Unternehmer mit ihrem Standort im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Besonders positiv bewertete der Einzelhandel beispielsweise die Parkplatzsituation vor Ort. Unmut über Morbacher Verwaltung

Als Schwächen schätzten Firmenchefs hingegen vor allem die große Entfernung zur Autobahn und das ÖPNV-Angebot ein. Jetzt liegen dem Trierischen Volksfreund die detaillierten Ergebnisse der Studie vor. Eine Frage, die insgesamt 91 Unternehmer beantwortet haben lautet: "Welche Erfahrungen haben Sie als Unternehmer mit der Gemeindeverwaltung Morbach gemacht?" Und eben bei dieser Frage machten 37 Prozent der antwortenden Firmenchefs ihrem Unmut über die Morbacher Verwaltung ohne Tabus Luft. Neben der harschen Kritik an Eibes und dem Ordnungsamtsleiter finden sich dort auch Antworten wie: "Manche Unternehmen werden geschnitten", "Angestellte des Ordnungsamtes entscheiden nicht neutral", "unfreundlicher Empfang (Pförtnerloge)" bis hin zur pauschalen Unterstellung eines "Mangels an fachlicher Kompetenz". Ein Unternehmer beklagt unnötige Wartezeiten durch unbesetzte Büros, ein anderer beschwert sich, dass es in Morbach keine freie Marktwirtschaft gebe, weil nicht gleiches Recht für alle gelte. "Das sind überwiegend Einzelmeinungen", kontert Morbachs Büroleiter Theodor Gätz. Zwar versuche die Verwaltung immer, im Sinne aller tätig zu werden. Dass das nicht immer möglich sei, liege jedoch in der Natur der Sache. "Manchmal müssen halt auch negative Entscheidungen gefällt werden", sagt Gätz. Dennoch nehme er die Eingaben natürlich ernst. Der Büroleiter verspricht zudem, dass seine Mannschaft bei berechtigter Kritik an den Problemen arbeiten werde.Gätz: Berechtigte Kritik wird ernst genommen

Doch verstecken müssen sich die Gemeindebediensteten ohnehin nicht: Denn neben der Kritik berichtete ein deutlich überwiegender Teil der Befragten (62 Prozent) von äußerst positiven Erfahrungen mit den Angestellten der Morbacher Verwaltung. An erster Stelle steht mit neun Nennungen deren "Freundlichkeit". Jeweils sieben Mal wurden deren "Hilfsbereitschaft" und die "gute Zusammenarbeit" genannt. Weitere Punkte sind die Kooperationsbereitschaft des Bürgermeisters und seines Teams, eine schnelle und unbürokratische Herangehensweise, gute Beratung und Öffnungszeiten oder zum Beispiel die professionelle Lösung von Problemstellungen.BeFragung Die Gemeinde Morbach steht mit anderen Kommunen im Wettbewerb. Um die Kaufkraft der Bürger, um Tagesgäste und Touristen, um ansiedlungswillige Unternehmen, um Arbeitsplätze und Fördergelder. In diesem Wettbewerb will die Morbacher Politik und Verwaltung gut abschneiden. Ziel ist, die Standortqualität durch einen kontinuierlichen Marketingprozess besser zu verkaufen. Im Zuge dieses Prozesses wurde im Auftrag der Gemeinde die "Unternehmerbefragung 2006" durchgeführt, um Stärken und Schwächen des Standorts zu ermitteln. (fun)

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