Der Weg zum Bargeld wird weiter - Unmut über Schließung von drei Filialen der VR-Bank Hunsrück-Mosel

Wintrich/Ürzig/Gonzerath · Die Aufgabe von drei Filialen der VR-Bank Hunsrück-Mosel sorgt für Unmut. Politiker befürchten Auswirkungen auf den Tourismus.

 Die Filiale in Wintrich wird wie die Standorte ´in Ürzig und Gonzerath zum 30. April geschlossen. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Die Filiale in Wintrich wird wie die Standorte ´in Ürzig und Gonzerath zum 30. April geschlossen. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Die Nachricht kam kurzfristig und sorgt für Unverständnis und Ärger - zumindest in der Politik. Denn die VR-Bank Hunsrück-Mosel hatte kurz vor dem vergangenen Wochenende vermeldet, dass drei ihrer Filialen zum 30. April aufgegeben werden sollen: Wintrich, Ürzig und Gonzerath.

Als Ursache gibt die Bankzentrale in Morbach an, dass in der Finanzbranche die Folgen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zunehmend spürbar werden. Das bedeutet, dass Bankkredite kaum mehr Zinsen für die Banken bringen - und damit Erlöse verloren gehen. Die Ertragssituation sei rückläufig und dementsprechend müssten die Kosten angepasst werden. Das seit zehn Jahren bestehende Filialnetz müsse gestrafft werden.

"Die damit verbundene Schließung von Geschäftsstellen fällt uns nicht leicht", teilen die beiden Vorstandsmitglieder Markus Bäumler und Klaus Born mit. Für die Kunden aus diesen Orten bedeute dies, die jeweils nächstgelegenen Filialen in Morbach, Zeltingen oder Piesport zu besuchen. Älteren und weniger mobilen Menschen werde ein Bargeld-Nachhause-Service angeboten. Dieser werde schon seit über zehn Jahren von Kunden genutzt, versichert Vorstandsmitglied Markus Bäumler. Die drei betroffenen Filialen seien schon seit längerem nur noch an einzelnen Tagen geöffnet gewesen. Zu Entlassungen komme es nicht. "Alle Mitarbeiter werden hausintern weiterbeschäftigt. Das ist gar kein Thema", sagt Bäumler auf TV-Nachfrage. Viele Kunden würden das auch verstehen, dass in diesen Zeiten Filialen geschlossen werden müssen, fügt er hinzu.

Das sehen die politisch Verantwortlichen jedoch anders. Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach, teilte bereits mit, dass mit jeder Schließung einer Filiale ein Stück mehr Infrastruktur auf dem Lande verschwinde (der TV berichtete am 8. April).
Dietmar Thömmes, Ortsvorsteher von Gonzerath, findet deutlichere Worte: "Ich habe nur über Umwege davon erfahren, dass die Filiale geschlossen wird. Das ist ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die sich für die Attraktivität auf dem Land einsetzen. Wir machen uns Mühe, weisen Baugebiete aus - das ist einfach ärgerlich." Viele Gonzerather seien empört, vor allem, weil sie wegen der Schließungswelle der Sparkasse Mittelmosel Ende vergangenen Jahres zur VR-Bank gewechselt seien. Auch Dirk Kessler, Bürgermeister von Wintrich, ist verärgert. Es sei nicht einmal ansatzweise eine Information an die Gemeinde erfolgt, zudem sei nicht über den Erhalt eines Bankautomaten gesprochen worden, sagt Kessler. Es sei schlimm, wenn ein Ortsbürgermeister so etwas "aus dem Dorf" erfahre.

Auch Arno Simon, Ortsbürgermeister von Ürzig, reagiert mit Unverständnis: "Die Dörfer werden im Stich gelassen. Das ist in anderen touristischen Regionen besser gelöst. Das wird für die Touristen ein Problem werden. Die stehen beim Weinfest immer Schlange am Automaten. Seit es den Moselsteig gibt, sehe ich auch viele Wanderer, die sich am Bankautomaten Geld besorgen."
Aber auch auf Bankautomaten werden die drei Gemeinden in Zukunft verzichten müssen. Wie Markus Bäumler von der VR-Bank mitteilt, hätte man die drei Automaten in nächster Zeit erneuern müssen. Er verweist deshalb auf die Geldautomaten in den Nachbarorten.KommentarMeinung

Kaufmännisch nachvollziehbar
Immer mehr Menschen machen Online-Banking und besuchen kaum mehr ihre Bankfilialen. Dass alle drei von der Schließung betroffenen Filialen nur noch an einigen Tagen in der Woche geöffnet waren, spiegelt diese geringere Nachfrage auch wider. Die Schließungen sind ärgerlich, aber als kaufmännische Entscheidung nachvollziehbar. Dem Tourismus schadet das aber trotzdem: Viele Straußwirtschaften können sich keine bargeldlosen Bezahlsysteme leisten und sind auf Touristen mit Bargeld angewiesen. Da herrscht Handlungsbedarf, um die Region attraktiv zu halten.

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