Derbe Prügel aus dem Korb der Gemüsefrau

WITTLICH. (ger) Neues vom "Pichtermännchen": In unserer heutigen Stadtgeschichte geht es darum, wie der Korb der Wittlicher Sagengestalt gestohlen wurde.

Annemie Schilz aus Wengerohr war viele Jahre im Lebensmittelgeschäft Krementz an der Ecke Burgstraße/Schloßstraße tätig. Mittlerweile ist sie in Rente. Noch heute ist der Name "Krementz" am Eingang zum Geschäft zu lesen, obwohl die Euskirchener Firma längst nicht mehr existiert und der Wittlicher Laden zu einer großen Einzelhandelskette gehört. Annemie Schilz aus Wengerohr erzählt heute im TV zusammen mit ihrer langjährigen Arbeitskollegin Marlies Follmann die Geschichte vom gestohlenen Korb des Pichtermännchens. In unserer letzten Geschichte hat der TV vom Korb des Pichtermännchens erzählt, der die Gemüsefrau vor allerhand Unheil bewahrte. Aber niemand im Dorf auf der Höhe des Pichterberges wusste, was der Korb mit dem bescheidenen Wohlstand der Gemüsefrau zu tun hatte. Die einen meinten, sie verwahre darin einen Schatz. Andere sagten, es sei ein Zauberkorb, aus dem immer wieder Geld komme. Ein junger Tunichtgut, der kaum einer Arbeit nachging, überlegte ständig, wie er der Gemüsefrau das Geheimnis des Korbes entreißen konnte, um an das vermeintliche Geld zu kommen. Aber er traute sich nicht, den Korb zu stehlen. Eines Tages kam ein fremder Kerl ins Wirtshaus, der von seinen Reisen erzählte und auch, dass er auf der Suche nach einer nie versiegenden Geldquelle sei. Als der Tunichtgut das hörte, sagte er leise, er kenne einen solchen Zauber. Der Fremde wurde hellhörig und ließ sich vom Korb der Gemüsefrau berichten. Schließlich teilte er dem Fremden mit, dass die Gemüsefrau am Rande des Dorfes in einem kleinen Häuschen wohne. Wenn er, der Fremde, den Korb stehle, dann wollten sich beide die Beute teilen, so die Übereinkunft zu nächtlicher Stunde. Gesagt, getan. Der Fremde schlich sich in das Häuschen der Gemüsefrau, das wie damals in den Dörfern üblich, unverschlossen war. Und tatsächlich - schnell fand er den Korb und stahl ihn unbemerkt, weil die Gemüsefrau nach einem anstrengenden Arbeitstag fest schlief. Im Haus des Tunichtguts wollten sie den Korb öffnen und das Geld entnehmen. Es war ungefähr Mitternacht, als die Bauern des Dorfes durch ein furchtbares Geschrei aufgeweckt wurden. Schnell fanden sie heraus, dass es aus dem Haus des Tunichtguts kam. Sie eilten dorthin und sahen in der Wohnstube einen fremden Kerl am Boden liegen, neben ihm der Tunichtgut. Beide stöhnten und wimmerten kläglich. Auf dem Tisch stand ein Henkelkorb, der Deckel schien sich soeben zu schließen. Einer der Bauern wollte ihn öffnen, da schrien die beiden am Boden Liegenden: "Nicht öffnen", so dass der Bauer entsetzt zurückfuhr. Mittlerweile hatten die Anwesenden gemerkt, dass es sich um den Korb der Gemüsefrau handelte. Es rumpelte und polterte im Korb. Da schien sich was zu bewegen. Angst machte sich breit. Die Bauern gingen nach Hause. Denn sie hatten erkannt, dass hier zwei Diebe ihre gerechte Strafe erhalten hatten. Sie informierten die Gemüsefrau vom Diebstahl. Diese nahm den Korb wieder an sich. Die beiden Geprügelten haben nie etwas darüber verraten, was sich zu mitternächtlicher Stunde zugetragen hatte. Die Gemüsefrau aber hatte erkannt, dass der Korb seine Dienste geleistet hatte und brachte ihn in den Wald zurück. "Pichtermännchen, hier ist dein Korb". Da sich das Pichtermännchen aber nicht sehen ließ, stellte die Gemüsefrau den Korb in das Dickicht und schickte sich an, nach Hause zu gehen. Ein leises Rascheln im Gebüsch ließ sie noch einmal stehen bleiben. Als sie sich umsah, war der Korb verschwunden. Das Pichtermännchen hatte ihn wieder zurückgenommen. Das Geheimnis um den Korb aber bewahrte die Gemüsefrau für sich. Nur dem alten Küster hat sie es erzählt. Und der hat die Geschichte der Nachwelt überliefert.

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