Derrick als ständiger Begleiter
Wittlich/Bausendorf · Eine Dame und ihr Auto: Auf den ersten Blick sind Maria Bastgen und ihr 1978er BMW 520 ein ungleiches Paar. Doch haben beide zusammen bereits einen langen Weg hinter sich. Der TV auf der Fährte zweier Oldtimer.
Wittlich/Bausendorf. Jeden ersten Freitag im Monat öffnet sich in Bausendorf ein Garagentor. Heraus rollt ein wunderbar erhaltener BMW 520 aus dem Jahre 1978. Auf dem Beifahrersitz: Derrick. Zumindest sein Abbild auf einer annähernd lebensgroßen Pappschablone.
Der Wagen verlässt röhrend die Einfahrt Richtung Wittlich, und mit einem Kopfnicken entfernt sich der auf der Hutablage platzierte Wackeldackel. Noch wunderlicher erscheint die Szene, wenn man bedenkt, dass eine 78-Jährige hinter dem großen Lenkrad des Sechszylinders sitzt.
Extraanfertigung aus Pappe
Maria Bastgen geht einer für ältere Damen eher ungewöhnlichen Beschäftigung nach. Sie fährt nicht nur einen Oldtimer, sie redet auch gerne darüber.
Deshalb trifft sie sich auch einmal im Monat mit Gleichgesinnten des Young & Oldtimer-Stammtisches im Gasthaus zur Breit in Wittlich. Normalerweise schreibt man die innige Beziehung zu einem Auto eher dem männlichen Geschlecht zu.
Die lebhafte 78-Jährige stellt auf diesem Gebiet wohl eine Ausnahme dar. Die BMW-Stammtisch-Mutti, wie sie in Freundeskreisen liebevoll genannt wird, ist die einzige Frau am Oldtimer-Stammtisch: "Die anderen Frauen sind nur als Beifahrer dabei", sagt die Dame scherzhaft.
Menschen ganz nah
Doch das stört sie nicht. Anfangs - ihr erster Besuch des Stammtisches war 2001 - hatte sie Bedenken, das Auto würde zwar anerkannt werden, sie jedoch nicht. Dies erwies sich aber als unbegründet. Vollständig integriert, organisiert sie Treffen und Fahrten; eine Urkunde mit Danksagungen hängt an der Wohnzimmerwand.
Wie kam es zu diesem Werdegang? Die Geschichte reicht bis in die 50er Jahre zurück. Maria Bastgen war damals in einem Autobetrieb beschäftigt. Früher Auto Kranz, heute Auto Scheider. Die große landwirtschaftliche Ausstellung "Wittlich einst und jetzt" brachte sie erstmals mit einem Oldtimer in Berührung. Hier wurden Autos der Vergangenheit und Gegenwart präsentiert.
Ein Herz für alte Autos
Die Firma DKW stellte ein Museumsfahrzeug zur Verfügung, in dem sie als Beifahrerin eine Schaufahrt durch Wittlich erleben durfte. Und schon war es passiert. Seither schlägt ihr Herz für elegante, ältere Fahrzeuge. Danach war aber erst mal eine lange Zeit Schluss mit Oldtimern.
Damals brandneu, kaufte sie 1978 einen BMW. Mit 122,4 Pferdestärken annähernd dasselbe Modell, wie es auch Derrick in der gleichnamigen Fernsehserie fuhr. Diese Ähnlichkeit und die Vorliebe Maria Bastgens für den Protagonisten erklärt das Konterfei des legendären Kriminaloberinspektors auf dem Beifahrersitz.
Nachdem das erste Bildnis des Schauspielers über die Jahre verblichen war, haben Freunde ihr eine neue Extraanfertigung geschenkt. "Er gehört einfach zu diesem Auto", sagt sie. Als sie im Jahr 2000 den BMW verkaufen wollte, hatte keiner Interesse an dem Wagen. Kurzerhand entschied sich Maria Bastgen, das Fahrzeug vor der Verschrottung zu retten und ihn als Youngtimer umzumelden.
Die Investition zahlte sich aus. Erst als Nutzfahrzeug angeschafft, wurde der Wagen mit den Jahren nicht nur zum Klassiker, sondern sorgte auch immer wieder für verdutzte Autofahrer.
Die Kombination macht es aus: Die aufgeweckte Dame in einem für seine Zeiten sportlichen Wagen. Durch die Heckscheibe erblickt man die Autobiografie Horst Tapperts neben der obligatorischen umhäkelten Klopapierrolle - Überbleibsel aus einer anderen Zeit. Die 78-jährige Maria Bastgen und ihr Auto sind ein ungwöhnliches, aber tolles Team.
