Gastronomie Hotel Erbeskopf in Deuselbach schließt - Was dahinter steckt

Deuselbach · Ende einer Ära in der Hunsrück-Gemeinde Deuselbach: Warum die Betreiber schließen. Und was nun mit dem Gebäude passieren könnte.

 Ursula und Erwin Molter an einem Tisch in ihrer Gaststätte. Im Januar haben sie noch diamantene Hochzeit gefeiert, jetzt verabschieden sie sich aus Deuselbach.

Ursula und Erwin Molter an einem Tisch in ihrer Gaststätte. Im Januar haben sie noch diamantene Hochzeit gefeiert, jetzt verabschieden sie sich aus Deuselbach.

Foto: Strouvelle Christoph

In Deuselbach geht eine Ära zu Ende. Denn Erwin und Ursula Molter schließen zum Ende des Monats ihre Gaststätte zum Erbeskopf. „Wir verabschieden uns von Deuselbach. Unsere Tochter lebt in Köln, und wir ziehen dorthin“, sagt Erwin Molter.

Grund für die Aufgabe des Lokals, das bis vor wenigen Jahren auch noch als Übernachtungsmöglichkeit für Wanderer diente, ist das fortgeschrittene Alter der beiden gelernten Köche und deren Gesundheitszustand.

Erwin Molter wird in Kürze 85 Jahre alt und hat zwei Schlaganfälle überstanden, seine Frau ist fünf Jahre jünger. 1962 haben die Molters das Hotel Erbeskopf übernommen, ein Zeitpunkt, an dem Deuselbach noch vom Fremdenverkehr profitiert hat.

Besucher des Erbeskopfs gastierten einst gerne in dem Hotel. Zuletzt ist der Betrieb weniger geworden, den Übernachtungsbetrieb hat das Ehepaar schon vor einigen Jahren eingestellt. Die Deuselbacher Vereine haben ihre eigenen Räume, die jungen Leute „schwirren aus“ und fahren in die Städte. Die Gäste aus Hoxel und Morscheid-Riedenburg hätten den Molters aber bis zuletzt die Treue gehalten, freuen sie sich.

Einst war Deuselbach ein begehrter Urlaubsort, erinnern sie sich. Drei Hotels habe es gegeben, dazu einige Privatpensionen. Die Molters waren als einzige übrig geblieben, sagen sie.

Drei bis vier Wochen hätten die Gäste in den 1960er Jahre im Hotel zugebracht und seien jeden Tag gewandert. Die Lage am Deuselbacher Bahnhof sei für Urlauber aus dem Ruhrgebiet oder dem Rheinland ideal gewesen. „20 Betten haben wir gehabt. Von Ostern bis Oktober ist immer alles voll gewesen“, sagen sie. Viele Stammgäste seien darunter gewesen. „Es gab Gäste, die kamen jedes Jahr“, erinnert sich Erwin Molter. Ebenfalls wichtige Gäste waren die Waldarbeiter, die nach der Arbeit dort ihr Bier getrunken und nach Erhalt der Lohntüte am Wochenende ihren Deckel bezahlt haben.

Und auch die Einheimischen, die mit dem sogenannten „Bärenzug“ sonntags nachts in die Hütten im Saarland zur Arbeit gefahren sind, sind bei ihrer Rückkehr am Samstag erst einmal dort eingekehrt, bevor sie dann zu ihren Familien gegangen sind.

Jetzt haben die Molters das Gebäude und die dazugehörigen Grundstücke zum Verkauf angeboten. „Interessenten hat es schon gegeben“, sagt Erwin Molter. Doch jüngst hatte einer abgesagt: Das gesamte Gelände sei ihm zu groß gewesen, sagt er. Angeboten wird das Hotel mit Inventar. Zum Preis wollen die beiden nichts sagen, aber es sei klar, dass ein Nachfolger viel investieren muss, sagt Ursula Molter. „Es muss grundrenoviert werden“, sagt ihr Mann. Er könnte sich vorstellen, dass das Gebäude als Altenheim oder als Pflegeheim genutzt werden könnte. Ein Teil des Inventars haben die Molters bereits gespendet. Bettwäsche, Teller, Schüsseln und Verschiedenes mehr seien nach der Flutkatastrophe 2021 an Menschen an der Ahr gegangen.

Den beiden fällt der Abschied schwer. Denn Erwin Molter hat sein ganzes Leben von der Kindheit an in Deuselbach zugebracht. Und auch seine Frau Ursula, eine gebürtige Pfälzerin, hat 63 Jahre in dem Hunsrückdorf gewohnt. „Ich bin eine Deuselbacherin geworden“, sagt sie.

Was werden die beiden am meisten vermissen, wenn sie kommenden Monat aus dem beschaulichen Deuselbach in einen Stadtteil der Millionenstadt Köln ziehen? „Die Natur, die schöne Aussicht bis hin zu den Moselbergen“, sagt Erwin Molter und zeigt aus dem Fenster seines Gastraums. Außerdem den Gesangverein, in dem er 60 Jahre aktiv gewesen ist, und den Schwimmverein. Wobei seine Frau schon nach vorne schaut: „Wenn wir künftig Natur wollen, dann schauen wir halt auf den Rhein.“

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