"Die A 1 hat derzeit einen hohen Sanierungsbedarf"

Trier/Wittlich · Die Zentrale des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Trier ist auch für den Landkreis Bernkastel-Wittlich zuständig. Der Bau der B 50, die Eifel und Hunsrück verbinden soll, ist dabei ein wichtiges Thema, aber nicht das einzige. Allein 26 Straßenkilometer im Kreis wurden im vergangenen Jahr vom LBM repariert, wie sein Jahresbericht ausweist. Edeltrud Bayer, Leiterin des LBM, erzählt von den Herausforderungen ihrer Behörde.

Trier/Wittlich. 70 Millionen Euro beträgt das Budget des Landesbetriebs Mobilität. Das weist sein Jahresbericht aus. Herausragend ist dabei der Bau der B 50. Im August 2012 konnte das erste Teilstück zwischen Platten und Altrich in Betrieb genommen werden, was die Ortslagen Osann-Monzel, Altrich und Platten vom Durchgangsverkehr entlastet. Im Kreis Bernkastel-Wittlich wurden darüber hinaus im vergangenen Jahr 26 Straßenkilometer repariert. Insgesamt gibt es 1050 Straßenkilometer, die gepflegt werden müssen. Edeltrud Bayer, Leiterin des LBM, berichtet TV-Redakteur Hans-Peter Linz im TV-Interview von den vielfachen Aufgaben ihrer Behörde. Frau Bayer, der Bau des B-50-Anschlusses ist ein wichtiges Thema, das den Landkreis Bernkastel-Wittlich und die gesamte Region betrifft. Welche bedeutenden Projekte gibt es sonst noch?Bayer: Die Wolfer Brücke ist schon im Bau und die Vorbereitung für einen Brückenneubau in Mülheim ist angelaufen. Dazu zählt auch eine Veränderung der geplanten Verkehrsführung während der Bauzeit, die nach den Sommerferien geklärt sein wird. Wir simulieren derzeit unterschiedliche Ampelregelungen, um die beste Option herauszufinden. Dabei wird besonders der Verkehrsfluss zwischen 7 und 8 Uhr und der zwischen 16 und 18 Uhr berücksichtigt, wenn das Aufkommen am höchsten ist. Auch die Ortsdurchfahrt in Gonzerath ist auf der Agenda. Was muss bei der Erneuerung einer Ortsdurchfahrt denn alles beachtet werden?Bayer: Da gibt es viele Aspekte. Es geht um Verkehrsberuhigung, die Gestaltung von Gehwegen und die Neuordnung von Parkstrukturen - alles in Absprache mit der Ortsgemeinde. Außerdem muss der Untergrund geprüft werden. Man arbeitet sich von der Kanalisation über die Wasserleitungen und Strom/Kommunikationsleitungen nach oben durch bis zu den 60 Zentimetern Straße, die dann darüber liegen sollen. Der Zeitaufwand für den Straßenbau ist am Ende nur das letzte Drittel der Bauzeit. Auch der gegebenenfalls notwendige Grunderwerb muss geregelt werden. Da können wenige Quadratmeter zu längeren Diskussionen führen. Wie wird ermittelt, welche Straßen repariert werden müssen?Bayer: Alle fünf Jahre wird eine messtechnische Zustandserfassung gemacht. Dann fährt ein mit Kameras und Messgeräten ausgerüsteter Spezialwagen über die Straßen und macht eine Bestandsaufnahme. Mit diesen Daten wird eine Karte angefertigt, die den Zustand der Straßen zeigt. Der Zustand wird also objektiv ermittelt. Dann müssen freilich Prioritäten gesetzt werden. Welche Straßen im Landkreis sind denn noch besonders sanierungsbedürftig?Bayer: In den letzten Jahren haben wir über die Hälfte der Bundesstraßen saniert. Besonders stark belastet sind die B 53, die B 327 und die B 49, die inzwischen alle repariert sind. Auch im Heckenland, wo viele Kreisstraßen in einem schlechten Zustand waren, haben wir inzwischen sehr viel getan. Aufgrund ihres Alters hat die Autobahn derzeit einen höheren Sanierungsbedarf. Die A 1 zwischen Wittlich und Trier kommt jetzt in diese Phase. Da fließt schließlich mehr Verkehr als vor 20, 30 Jahren. Liegt das auch am LKW-Verkehr?Bayer: Ja, der LKW-Verkehr hat deutlich zugenommen. Der Straßenverschleiß bei LKWs ist um den Faktor 1000 bis 10 000 höher als bei PKWs. Der Verkehr, auch aus dem europäischen Ausland, hat zugenommen. Das macht sich jetzt im gesamten Autobahnnetz bemerkbar. Da stehen noch viele Sanierungen an.Bei Straßenneubauten und Sanierungen muss auch dem Umweltschutz Rechnung getragen werden. Wie ist der Anteil an den Kosten?Bayer: Maßgebend sind die Naturschutzgesetze auf Bundes- und Landesebene. Bei der Verbreiterung oder Verlegung von bestehenden Strecken prüfen wir die Beeinträchtigung von Fauna und Flora. In der Regel ist das ein überschaubares Problem, das bei etwa 20 Prozent der Bauprojekte vorkommt. Mal muss neben der Straße eine Obstwiese angelegt werden oder aber ein ganzes Bachtal landespflegerisch umgestaltet werden wie bei den Kreisstraßen 42, 43 und 37. Dort werden zwei Hektar Ausgleichsfläche für das Ökokonto "Unteres Gladbachtal" geschaffen. Fichten werden gefällt, um Raum für natürlich wachsende Gehölze wie die Erle zu schaffen. Wir lassen Flächen vernässen, nehmen sie aus der Nutzung heraus. Der Kostenanteil bei diesen Projekten liegt bei unter fünf Prozent.Wie ist die Situation bei Neubauten?Bayer: Bei Neubauten - und das kann man an der B 50 gut sehen - ist der Anteil höher. Die Kosten des Naturschutzes liegen bei 10 bis 15 Prozent der Gesamtkosten. Dort müssen Wildbrücken und Amphibienleiteinrichtungen gebaut werden - bis hin zum wildkatzensicheren Schutzzaun, der auch noch ins Erdreich geht, um ihn untergrabungssicher zu machen. Damit die Wildkatzen nicht darüberklettern, sind die Zäune mit Blechen versehen, an denen die Krallen der Tiere keinen Halt finden. Diese Bleche sind an der Autobahn A 60 gut zu sehen.Gilt Naturschutz auch bei der Straßenpflege?Bayer: Ja, wir haben eine ganze Reihe von Vorgaben zu beachten. Wir dürfen keine Pflanzenschutzmittel verwenden. Entwässerungsrinnen werden daher maschinell mit Stahlbesen ausgebürstet. Die Bäume werden kontrolliert, schadhafte Äste werden zurückgeschnitten. Das ist besonders bei alten Alleen wie zum Beispiel bei Irmenach wichtig. Im Einzelfall müssen alte Bäume ganz gefällt werden. hplExtra

Edeltrud Bayer. TV-Foto: Archiv

Edeltrud Bayer. TV-Foto: Archiv

Der Bund, das Land und der Kreis sind jeweils für die folgenden Straßenlängen im Kreis Bernkastel-Wittlich zuständig: Bund: 171,5 Kilometer, Land: 398,5 Kilometer, Kreis: 479,9 Kilometer. Insgesamt sind es 1049,9 Kilometer. hpl

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