Die alte Dame kehrt heim

Mehr als zwei Jahre hat die Restaurierung der wertvollen barocken Stumm-Orgel in der evangelischen Kirche zu Trarbach gedauert. Mit einem festlichen, musikalisch gestalteten Gottesdienst wurde das in seinen Originalzustand zurückgebaute Instrument jetzt wieder eingeweiht.

 Orgelbauer Rainer Müller (vorne) und Kantor Bernhard Rörich freuen sich über die restaurierte Orgel aus dem Jahr 1760. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Orgelbauer Rainer Müller (vorne) und Kantor Bernhard Rörich freuen sich über die restaurierte Orgel aus dem Jahr 1760. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. Kaiserwetter am Ostersonntag, das Gotteshaus voll besetzt, der Pfarrer gut gelaunt, ein zufriedener Orgelbaumeister und ein Kantor, der mit seiner Komposition ein kleines Stück Kirchenmusikgeschichte geschrieben hat: Mit einem wunderbaren Festgottesdienst feierten die evangelische Kirchengemeinde und viele Bürger, die sich für den Erhalt des Kulturgutes Stumm-Orgel eingesetzt hatten, die Wiedereinweihung des barocken Instrumentes, das 1750 in die Trarbacher Kirche kam.

1748 hatte Johann Niclas Stumm in seiner Hunsrücker Werkstatt mit dem Bau der Orgel begonnen. Am 21. September 1750 wurde sie geweiht. Eingriffe im 19. und 20. Jahrhundert und das fortschreitende Alter hatten dem Instrument im Verlauf der Jahre arg zugesetzt. Am 28. Juni 2006 gründeten 16 Mitglieder einen Förderverein unter Vorsitz von Klaus Weinmann, der sich ein ehrgeiziges Ziel setzte: Es galt, zu den bereits seit einiger Zeit von der Kirchengemeinde gesammelten Geldern noch 125 000 Euro für die insgesamt 260 000 Euro teure Restaurierung zusammenzutragen.

Orgelkosmetik für 260 000 Euro



Mit viel Idealismus ging der Vorstand an die Arbeit, es gab unter anderem eine biblische Weinprobe, Wein- und Gläserverkäufe und Konzerte, deren Erlöse für die Restaurierung bestimmt waren. Immer mehr Bürger traten dem Verein bei. Im Oktober 2008 brachte Orgelbaumeister Rainer Müller das Instrument in seine Werkstatt nach Merxheim/Nahe, wo er es mit seinen Mitarbeitern fachmännisch und originalgetreu restaurierte. Anfang März 2010 kehrte die Stumm-Orgel in die Kirche zurück; dem wochenlangen Einbau folgte die monatelange Feinarbeit des Orgelbaumeisters; es galt, 1300 Pfeifen zu stimmen.

Überwältigend schön brauste der Orgelklang durch die Kirche. Pfarrer Jörg-Walter Henrich gestaltete den Gottesdienst, Kantor Bernhard Rörich saß am Spieltisch. Wie einst sein Vorgänger im Jahr 1760 hatte er zur Einweihung eine Kantate auf den 150. Psalm komponiert. Der Posaunenchor des CVJM, Martin Barth an der Pauke und Peter Federhenn an der Orgel führten das mit begeistertem Beifall bedachte Werk erstmalig auf.

Am Ostermontag wurden die Feierlichkeiten mit einem Einführungskonzert fortgesetzt: Orgelbaumeister Rainer Müller erzählte die Geschichte der Orgel und stellte verschiedene Pfeifen vor. Bernhard Rörich brachte Klangbeispiele und begeisterte die Gäste mit Orgelwerken vom 17. bis zum 21. Jahrhundert. Bei Wein und Speckkuchen wurde anschließend die Rückkehr des kostbaren Instrumentes in heiterer Atmosphäre gefeiert.

"Die Heimkehr der alten Dame"- unter diesem Titel gibt es am Mittwoch, 11. Mai, 19 Uhr, einen Vortrag über die technischen und musikalischen Besonderheiten der Trarbacher Stumm-Orgel von der Klasse 9a des Gymnasiums Traben-Trarbach, betreut durch Wolfgang Fink. Die Orgel spielt Kantor Bernhard Rörich. Am Samstag, 28. Mai, um 19 Uhr spielt Jürgen Essl aus Stuttgart Werke verschiedener Epochen und Improvisationen auf der Stumm-Orgel. (GKB)

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