Heimat Als die Bläck Fööss in der Eifel Lieder schrieben
Hasborn · Die alte Mühle in Hasborn steht seit Jahren verlassen am Sammetbach und ist in einem sehr renovierungsbedürftigen Zustand. Früher war sie für die Bauern ein wichtiger Anlaufpunkt und später als Ausflugslokal sehr beliebt.
Wenn man nicht weiß, wo sie ist, kann man leicht an ihr vorbeilaufen, denn der Weg zur alten Hasborner Mühle ist unauffällig, erste Brombeersträucher haben ihn erobert, und einige abgeknickte Bäume versperren die Zufahrt. Nur ein angelehntes Schild einer Brauerei lässt den Besucher erahnen, dass er richtig ist. Der Anblick, der sich einem bietet, wenn man schließlich vor dem Gebäude steht, das am Sammetbach bei Hasborn Richtung Niederscheidweiler liegt, ist ein trauriger. Fensterscheiben sind eingeschlagen, die Leuchtreklame am Haus ist kaputt, Türen hängen nicht mehr richtig in den Angeln und etliches an Müll und früherem Inventar sind rundum verstreut.
Dennoch kann man erahnen, dass hier einmal das Leben pulsiert und die Mühle, die aus mehreren Gebäuden besteht, eine lange und für Hasborn wichtige Geschichte hat. In seinem Buch „Die Gärten der verlorenen Erinnerung - Eifel Hasborn unvergessen“, hat Professor Hermann Simon einiges zur Geschichte der Mühle zusammengetragen.
So soll der Kurfürst von Metternich 1612 die Erlaubnis zum Bau am Sammetbach erteilt haben. „Bei Hochwasser kann der Sammetbach zu einem reißenden Fluss werden“, berichtet Professor Simon. Weiter schildert er: „Einmal fanden wir nach einer solchen Flut ein ausgewachsenes Schwein, das tot am Bachufer lag. Mein Vater war zu der Zeit Bürgermeister und musste sich um die Beseitigung des Kadavers kümmern. Diese Aufgabe delegierte er an mich. Mit einem Spaten grub ich ein Loch, schob das tote Schwein hinein und deckte alles mit Erde und Reisern zu.“ Beim Hochwasser 1907 richtete eine Flutwelle große Schäden an der Hasborner Mühle an.
Bis 1957 wurde in der Mühle gemahlen. Viele Hasborner erinnern sich noch daran, beispielsweise Walter Schuh, heute 86 Jahre alt. Er weiß noch: „Das Getreide musste man selbst zur Mühle bringen, das wurde nicht abgeholt. Während des Krieges sind wir durch den Wald auf Schleichwegen zur Mühle gegangen mit einem Sack Getreide, den wir haben mahlen lassen.“Und: „Ein Wohnhaus hat dazu gehört, die Mahlgänge und Landwirtschaft. Das werden damals 30 Morgen Land gewesen sein, die zur Mühle gehört haben.“
Als Professor Hermann Simon noch Kind war, wurde die Mühle von Hubert Schönhofen betrieben, der sie von der Eigentümerin Elisabeth Schwarz gepachtet hatte. Wenn er mit seinem Vater das Getreide zur Mühle brachte, das der Müller zu dieser Zeit normalerweise bei den Bauern abholte, durfte er das Mühlwerk besichtigen und war von Achsen, Zahnrädern und Antrieben beeindruckt.
Ende der 1950er Jahre wurde die Mühle verkauft an eine Kölner Familie mit Namen Brück. Sie baute Ferienwohnungen, es entstand ein Schwimmbad, und verschiedene Gastronomen waren dort tätig.
Der heutige Ortsbürgermeister Hermann Leister ist in seiner Kindheit vor Ostern immer mit anderen Kindern zur Mühle rappeln gegangen. Er sagt: „Bei der Mühle haben wir an Karsamstag immer sehr viele Eier von den Besitzern und den Gästen bekommen, die dort Urlaub gemacht haben.“ Auch an einen Italiener, der dort vor etwa 35 Jahren ein Restaurant betrieb, erinnern sich die Hasborner noch gern. So wie Helga Maas: „Da sind wir mit der Familie gerne hingegangen, und auch Vereine waren dort zu Gast. Es hat sehr gut geschmeckt. Es war schade, dass der Wirt dann nach Trier gegangen ist.“
Auch prominente Besucher hatte die Mühle über einige Jahre. Die Kölner Band Bläck Fööss war dort häufiger zu Gast, um Ideen für neue Lieder zu finden. Heute könnten die Musiker dort ein schauriges, trauriges Lied über eine leerstehende Mühle singen, die von der Natur mehr und mehr zurückerobert wird.
Die Informationen zur Mühle von Professor Hermann Simon sind in seinem Buch „Die Gärten der verlorenen Erinnerung - Eifel Hasborn unvergessen“ nachzulesen.
Wenn Sie, liebe Leser, verlassene Plätze kennen, die eine interessante
Geschichte haben, mailen Sie an
mosel@volksfreund.de