"Die Amerikaner entscheiden allein"

SPANGDAHLEM. In den Vereinigten Staaten Lobbyarbeit für die Airbase Spangdahlem machen - mit diesem Ziel haben Politiker und Unternehmer aus der Region vergangenes Jahr den "Host Nation Council Spangdahlem" gegründet. Im TV -Interview zieht Vereinschef Michael Dietzsch, der gerade von einer USA-Reise zurückgekommen ist, Zwischenbilanz und sagt, wie er die Perspektiven für den Eifel-Stützpunkt einschätzt.

Es hat in jüngster Zeit Irritationen über die Zukunft der Air-Base Spangdahlem gegeben. Was ist Ihr Kenntnisstand? Dietzsch: In einem aktuellen Schreiben eines ranghohen Generals an mich steht, dass die beiden Stützpunkte Ramstein und Spangdahlem unverzichtbar seien. Den US-Flugplatz Spangdahlem wird es also auf jeden Fall weiter geben. Klar ist aber auch, dass es strukturelle Änderungen geben wird… Dietzsch: Die amerikanischen Militärs haben deutlich gemacht, dass die Ausgaben gesenkt werden müssen. Weniger Menschen und effektiver muss es sein. Die Brac-Commission (Anmerkung: Kommission, die Schließungen und Umstrukturierungen von US-Militäreinrichtungen vorschlägt) wird zwischen November und Frühjahr 2005 eine Entscheidungsvorlage vorbereiten. Es werden Stützpunkte reduziert, hauptsächlich im Bereich der Bodentruppen und der Artillerie. Ich glaube nicht, dass Ramstein betroffen sein wird. Und Ramstein braucht einen Ausweichflughafen wie Spangdahlem sowie Schutz mit taktischen Jägern. Wann gibt es eine Entscheidung? Dietzsch: Präsident und Kongress werden letztlich entscheiden. Das wird aber noch etwas dauern. Sie waren als Host-Nation-Vorsitzender gerade in den USA. Was haben Sie dort gemacht? Die Delegation, der ich angehörte, hat mit vielen US-Generälen und Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums gesprochen. Man hat uns dabei sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt und deutlich gemacht, dass die Amerikaner an einem guten Verhältnis zu deutschen Stellen interessiert sind. Lassen sich die Strategen im Pentagon von einem Verein wie dem Host Nation Council Spangdahlem beeinflussen? Dietzsch: Die Frage ist überflüssig. Die Amerikaner entscheiden alleine und lassen sich nicht reinreden. Wozu brauchen man dann einen Host Nation Council? Dietzsch: Er hat keinen politischen Einfluss. Wir können doch nicht im Kongress Partei ergreifen, das gäbe es auch bei uns nicht. Aber wir können den Offizieren der Air-Force deutlich machen, dass wir das Hierbleiben der Amerikaner begrüßen. Kommt diese Botschaft an? Dietzsch: Auf jeden Fall. Bitburg war in aller Munde. Es gibt alte Brücken, die ich immer wieder als "Soft-Facts" (Anmerkung: weiche Standortfaktoren) in den Diskussionen genannt habe. Die Stützpunkte verbinden die USA mit Deutschland. Bei vielen Bürgern geht die Angst um, dass die Air-Base Spangdahlem zwar erhalten bleibt, aber nur in reduziertem Umfang .Dietzsch: Meiner Einschätzung nach wird allenfalls ein Teil der in Spangdahlem stationierten Maschinen abgezogen. Womöglich wird es statt zwei F 16-Staffeln künftig nur noch eine F 16-Staffel geben. Dafür habe ich aber keine Signal erhalten. Und wie beurteilt der Council einen möglichen Teil-Abzug? Dietzsch: Die wirtschaftliche Bedeutung der Air-Base hängt davon ab, dass der volle Flugbetrieb erhalten bleibt. Ziel unserer Arbeit ist aber die Unterstützung des Personals und der Familienangehörigen. Der Host-Nation kann keine Politik und erst recht keine Militär-Politik beeinflussen, der Verein ist zur freundschaftlichen und kulturellen Unterstützung da. Zu Beginn des Councils gab es Irritationen in der Vereinsspitze, in deren Verlauf die Bernkastel-Wittlicher Landrätin Beate Läsch-Weber die Brocken hinwarf. Sind die Streitereien mittlerweile Schnee von gestern? Dietzsch: Ja. Wittlichs Bürgermeister Ralf Bußmer war mit in den USA und unterstützt als Mitglied den Host Nation Council. Wie bewerten Sie, dass einige Kommunen nicht Mitglied des Host Nation Councils werden wollten? Dietzsch: So ist das heute mit der Bevölkerung. Die Leute wollen den Strom in der Steckdose und das Geld auf dem Konto haben. Wo das herkommt, interessiert sie nicht mehr. Viele sind träge und nur schwer zu einem Engagement zu bewegen. Möglicherweise liegt's ja auch ein wenig an den saftigen Mitgliedsbeiträgen für den Host Nation. Wie viel Geld ist denn inzwischen zusammengekommen? Dietzsch: Wir haben eine schöne Summe erreicht. Es reicht aus, um verschiedene Aktionen zu finanzieren. Meine Amerika-Reise inklusive der Geschenke habe ich übrigens privat bezahlt. Welche konkreten Aktionen des Councils sind geplant? Dietzsch: Wir haben gerade ein umfangreiches Programm für die National-Air-Transportation-Association gemacht. Wir planen etwas zum Grenzlandtreffen. Außerdem arbeiten wir noch an einem Film und haben die Internet-Seite fertiggestellt. Zudem wollen wir ein Büro einrichten, wo sich jemand um die Anfragen der Amerikaner kümmert. Seien es Wohnraumfragen, Schul-Fragen oder kulturelle Fragen. Mit Michael Dietzsch sprachen die TV -Redakteure Harald P. Jansen und Rolf Seydewitz.

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