"Die Andere Heimat" hinterlässt Spuren

Gehlweiler · Die Dreharbeiten sind abgeschlossen, die Aufraümarbeiten beginnen: In Gehweiler wird derzeit die Kulisse des Films "Die andere Heimat" entsorgt. Die künftige Vermarktung des Filmerbes ist indes immer noch ungeklärt.

 Ein Teil der Kulissen in Gehweiler ist bereits gefallen. Die Balken werden zu Brennholz für die Anwohner verarbeitet. In das Haus von Familie Michel (rechts) kommt nach dem Abbau der Fassade wieder Luft und Sonne. Foto: Werner Dupuis

Ein Teil der Kulissen in Gehweiler ist bereits gefallen. Die Balken werden zu Brennholz für die Anwohner verarbeitet. In das Haus von Familie Michel (rechts) kommt nach dem Abbau der Fassade wieder Luft und Sonne. Foto: Werner Dupuis

Gehlweiler. Wo vor wenigen Wochen noch die Scheinwerfer brannten, Kameras liefen, Schauspieler in Kostümen agierten und nach Vorgaben des peniblen Edgar Reitz jedes Detail dem historischen Vorbild exakt entsprechen musste, sieht es heute aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Überall liegen Trümmer herum. Heruntergerissene Fassaden, zersplitterte Holzbalken und Handwerker, die keine Rücksicht auf Verluste nehmen, bestimmen die Szenerie. Die Kulissen für den Film "Die Andere Heimat" werden nach Ende der Dreharbeiten abgebaut.
Monatelang hatten Kulissenbauer den Ortskern von Gehlweiler in die Zeit um 1820 zurückversetzt. Und es sah wirklich so aus, als hätte man die Uhr um knapp zweihundert Jahre zurückgedreht. Jetzt hievt ein 30-Meter-Kran die schweren Lasten über die Dächer. Zwei Steiger sind im Einsatz, um die Handwerker auch an schwer zugängliche Stellen in luftiger Höhe zu bringen. Maler entfernen vom Fachwerk und den Gefachen der Schmiede Farbschichten, die aufgetragen wurden, um das Gebäude noch älter zu machen, als es ohnehin schon ist.
Schaulustige auf der Baustelle


Die Hauptstraße ist weiterhin mit einer dicken Lehmschicht bedeckt. "Achtung Abriss, Lebensgefahr" ist auf Warnschildern zu lesen. Das verhindert aber nicht, dass Neugierige immer wieder mitten in der eigenartigen Baustelle stehen, um mit Neugier und Verwunderung das Geschehen zu verfolgen. Familie Michel, deren Haus mitten im Zentrum des Sets stand und dementsprechend konsequent auf alt getrimmt war, ist froh, dass die vor ihr Haus geklatschte Scheinfassade gefallen ist. "Endlich kommen wieder Licht, Luft und Sonne", bemerkt der Hausherr. So geht es auch den anderen Dorfbewohnern, deren Alltag durch die Dreharbeiten arg eingeschränkt war.
Der Architekt Wolfgang Heldt aus Seibersbach leitet den Rückbau. Er ist hoch zufrieden mit dem, was seine Handwerker bisher geleistet haben. Ende September muss Gehlweiler besenrein sein. Heldt hofft, dass er und seine bis zu 15 Helfer früher fertig sind. Damit rechnet auch Bürgermeister Kurt Aßmann. Zwar ist die Straßensperrung bis zum 30. September genehmigt, aber er geht fest davon aus, dass die Straße schon vorher wieder ungehindert befahrbar ist.
Noch erheblicher Diskussions- und Klärungsbedarf besteht darüber, wie das Erbe der Filmtrilogie Heimat und des Spielfilms "Die Andere Heimat", der im Sommer 2013 als Kinofilm Premiere hat und 2014 im Fernsehen ausgestrahlt wird, für Gehlweiler bewahrt werden kann. Fest steht nur, dass an den Häusern großformatige Fotos von den Dreharbeiten angebracht werden. Als unrealistisch erwies sich der Wunsch, Teile der Filmkulissen dauerhaft zu erhalten. Nur ein Brunnen aus dem Filmfundus soll weiterhin plätschern.Optionen für Vermarktung


Touristiker planen eine Heimattour, die vom anvisierten Heimat-Café in Morbach über Woppenroth, Gehlweiler und das Hunsrück-Museum in Simmern zum Günderrodehaus bei Oberwesel führt. Überlegungen in Gehlweiler, eine dauerhafte Dokumentation zu Edgar Reitz und seinen Filmen zu installieren, müssen noch intensiv diskutiert werden. Möglicher Standort könnten die Schmiede oder ein kleines, uraltes Fachwerkhaus an der Brücke sein. Vor dem Abriss bewahrt ist die Kirche.
Der Gastwirt Rolf Tiemann aus Gemünden hat die klerikale Kulisse zur Verschönerung seines Biergartens erworben. Der Turm ist bereits in Gemünden angekommen. Noch gibt es eine Fülle von weiteren Requisiten.
Informationen zu den restlichen Requisiten gibt es unter Telefon 0160/95394409.

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