"Die andere Heimat" kommt ins Museum

Simmern · Pünktlich zur Filmvorführung am 28. September von "Die andere Heimat" eröffnet im Simmerner Hunsrück-Museum eine Sonderaustellung zum Edgar-Reitz-Werk. Damit können auch diejenigen, die den Film sehen dürfen, einen Eindruck davon erhalten, worum es geht.

Simmern. Fritz Schellack klebt an Edgar Reitz. Der Leiter des Hunsrück-Museums legt fachmännisch eine Rolle nach der anderen auf den Tapeziertisch, streicht sie mit Kleister ein und zieht die Bahnen geduldig und professionell auf die Wand, bis die gesamte Kulisse steht. Es ist vielleicht etwas ungewöhnlich, dass ein Museumsleiter auf der Leiter steht, um eine Ausstellung zu tapezieren. Aber als Schellack fertig ist, glänzt ihm das Ergebnis entgegen. Es ist eine auf Tapete gebannte und technisch hervorragende stimmungsvolle Reproduktion eines Fotos der Simmerner Fotografin Petra Stüning - der Blick auf die Häuserkulisse von Gehlweiler während der Dreharbeiten von "Die andere Heimat". Ein echter Hingucker.
Verheißungsvolle Aussichten


Der Himmel prangt düster, aber zugleich verheißungsvoll über dem Auswanderungsdorf. Auf 3,50 mal 7 Metern ist eine intensive, stimmungsvolle Kulisse im Hunsrück-Museum entstanden, die der perfekte Empfang für die Besucher der Sonderausstellung zur "anderen Heimat" ist. Parallel zur Filmvorführung wird es im Simmerner Schloss am 28. September auch eine weitere Reitz-Premiere im Museum geben.
Die Ausstellung zur Weltpremiere ist ein wichtiger Baustein im Konzept des Simmerner Organisationsteams, das den 28. September vorbereitet. Je nach Witterung werden mehrere Tausend Premierengäste in der Stadt erwartet. Nicht alle werden einen der insgesamt 1600 Plätze im Kino und in der Hunsrückhalle bekommen können, aber zum einen werden die geladenen Gäste allein durch die jeweils rund vierstündige Dauer der beiden Filmvorführungen lange in der Stadt sein. Zum anderen sollen sich viele Gäste aus der Region vom Premierentag angesprochen fühlen und nach Simmern kommen, auch wenn sie "Die andere Heimat" erst ab dem folgenden Tag im Pro-Winzkino ansehen können.
"Wir haben für jeden etwas, der sich mit Heimat und mit Edgar Reitz beschäftigt", verspricht Stadtbürgermeister Andreas Nikolay. Dafür hat Fritz Schellack unter anderem diese zehn ganz besonderen Tapetenbahnen geklebt. "Die Idee ist", erklärt der Museumsleiter, "dass diejenigen, die den Film am 28. September sehen dürfen, sich in der Ausstellung daran erinnert fühlen - und dass diejenigen, die keine Karte bekommen konnten, einen Eindruck davon erhalten, worum es geht." Der Museumsleiter hat mit viel Hingabe und großem Erfolg bereits dazu beigetragen, dass Edgar Reitz einen Film gedreht hat, der auch historisch den Gegebenheiten um 1850 auf dem Hunsrück entspricht. "Die Trachten damals waren nicht so bunt, wie man sie sich heute vorstellt", erklärt Schellack beim Rundgang durch die bereits in Großteilen aufgebaute Ausstellung. Auch andere Details der Zeit der Auswanderung mussten für den Film auf den (armen) Hunsrück übertragen werden. "Der Gedanke, dass die Dacheindeckungen auf dem Hunsrück damals aus Schiefer waren, stimmte nicht", sagt Schellack. "Das Material war Stroh."
Solche wichtigen inhaltlichen Fragen hat er für den Film mitbeantwortet und beispielsweise mit Leihgaben aus dem Museum auch dafür gesorgt, dass Tisch, Stühle und ein Bauernschrank, die im Film zu sehen sind, in die Zeit passen, in der "Die andere Heimat" spielt. So entsprechen Beerdigungs- und Alltagsszenen jenen aus der Zeit um 1850.
Präzise Darstellung


Schellack hat sich darüber gefreut, dass er in den ersten Kritiken zum Film lesen konnte, dass insbesondere die Darstellung der Zeit sehr präzise gelungen ist. "Das ehrt mich mit", sagt er lächelnd, während er in der gut 180 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche steht, die um das Thema des Films, Fragen der harten Lebensbedingungen und schwierigen Ernährungssituation sowie natürlich auch um Edgar Reitz gestaltet wird. Von den Geschichten aus den Hunsrückdörfern über die "Heimat"-Trilogie bis zur "anderen Heimat" tritt der Besucher visuell mit dem Regisseur in Kontakt - von Originalen des 2010 verstorbenen Trie rer Plakatmalers Willi Laschet, Filmszenen, Requisiten bis hin zu Überraschungen und besonderen Leihgaben. Bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung am 28. September kann sich der Gast ein Bild davon machen, wie es in "Die andere Heimat" aussieht und was den Werdegang von Edgar Reitz bis zu diesem Film geprägt hat.
Die Ausstellung im Hunsrück-Museum (Schlossstraße 4, Simmern) wird am Samstag, 28. September, um 17 Uhr feierlich mit Edgar Reitz eröffnet. Das Museum ist an diesem Tag um 10 Uhr und bis 21 Uhr geöffnet.

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