Die Angst der Unternehmer

Das Klischee des Unternehmers: Nerven aus Stahl, souverän, sachlich, hart, erfolgreich. Die Realität hinter den Fassaden sieht anders aus - erst recht in Krisenzeiten, wie das von Unternehmensberater Ekkehard Nau moderierte Forum praxisnah darstellte.

 Christoph Schwind, Winfried Panse und Ekkehard Nau (von links) diskutieren. TV-Foto: Helmut Gassen

Christoph Schwind, Winfried Panse und Ekkehard Nau (von links) diskutieren. TV-Foto: Helmut Gassen

Großlittgen. (ako) Der eine beschäftigt sich theoretisch und wissenschaftlich mit dem Phänomen Angst in Führungsetagen, der andere hat derartige Zustände praktisch durchlebt und den Mut, nun mit offenen Schilderungen vom Tabu zu befreien: Professor Winfried Panse von der FH Köln und Christoph Schwind, Geschäftsführer der Firma Meetingmasters in Trier, erläuterten verborgene, aber sehr wirksame Seiten des Lebens von Chefs und Vorgesetzten.

Panse betonte die Grundvor aussetzung, dass Angst eine in allen Menschen verankerte Emotion und immer latent vorhanden, aber nicht in jedem Moment präsent sei. Es gebe keine echte Angstfreiheit.

Zudem sei dieses oft verdrängte Gefühl ein notwendiger Schutz vor Fehlentscheidungen; wird es nicht mehr wahrgenommen - wie im Vorfeld der Wirtschaftskrise - seien gravierende Probleme die zwangsläufige Folge. Paradoxe Ergebnisse könne wiederum der Versuch zeigen, in völliger Angstfreiheit zu erziehen oder zu führen.

"Unverbindlichkeit und zu große Spielräume führen zu Unsicherheit und zum Gegenteil des Erwünschten: zu Angst." Panse bestätigte Schwinds Schilderungen aus der Praxis: Es gibt eine konstruktive und eine destruktive Angst. Die destruktive bleibe lähmend und mache ohnmächtig. Sie basiere auf der Situation, nicht selbstbestimmt handeln zu können und etwa durch das verbreitete Konkurrenzverhalten innerhalb der Führungsriege bedroht zu sein.

"Eine konstruktive Angst aber gehört unbedingt zum Leben als selbstständiger Unternehmer", resümierte Schwind die Erfahrungen. "Ohne sie bleibt man bequem in der so genannten Komfortzone und treibt nichts voran. Mit konstruktiver Angst fühle ich mich nicht als Opfer, sondern die schlaflosen Nächte bringen am Ende positive Ergebnisse."

Wichtig sei es, Angst überhaupt als solche zu erkennen - ein Schritt, der mit dem üblichen Selbstbild einer Führungskraft nicht selbstverständlich sei: "Anfangs ist das eine sehr diffuse Befindlichkeit. Es ist leicht, sie mit rein körperlichen Beschwerden zu verwechseln."

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