Die Auflösung des Klosters ist vom Tisch

Großlittgen · Vor wenigen Jahren stand die Abtei Himmerod bei Großlittgen noch vor der Insolvenz. Damals hatte sich ein Förderverein gegründet. Inzwischen erzielt die Abtei mit Fischzucht und Konzerten wieder Gewinne. Auch ein Kräutergarten soll Einnahmen bringen.

Großlittgen. Die Zisterzienserabtei Himmerod ist seit Jahrzehnten bei vielen Menschen beliebt. Sie machen dort Urlaub, um in der Abgeschiedenheit wieder zur Ruhe zu kommen, oder besuchen die vielfältigen Veranstaltungen. Die Abtei musste aber vor drei Jahren Insolvenz anmelden - sie war wirtschaftlich nicht mehr rentabel. Ein damals gegründeter Förderverein rettete schließlich das Anwesen. Um den Finanzbedarf abzudecken, hat sich inzwischen die Himmeroder Fischzucht etabliert. So kauft dort die regionale Gastronomie bis zu 3000 Forellen pro Monat (der TV berichtete). Frisch aus dem Kräutergarten: Nun will die Abtei auch in die Vermarktung von Gärtnereiprodukten einsteigen. Dazu will die Abtei mit der Dividendo Integration gGmbH des DRK-Sozialwerks Bernkastel-Wittlich zusammenarbeiten, die auch die Fischzucht in Himmerod betreibt. Wie Wolfgang Valerius von der Abtei Himmerod mitteilt, soll das Unternehmen, das als Integrationsprojekt Arbeitsplätze für nichtbehinderte und behinderte Menschen schafft, die Anbauflächen und deren Bewirtschaftung nach und nach ausbauen. Bislang betreibt Bruder Michael einen kleinen Nutzgarten als Klostergärtnerei. In absehbarer Zeit soll dieser Garten die Klostergastronomie versorgen und die Produkte auch über den freien Verkauf vertreiben. Das Projekt soll, so Valerius, der Öffentlichkeit während eines Benefizkonzerts präsentiert werden. Dazu werden am Sonntag, 19. Oktober, um 15 Uhr, die Mainzer Hofsänger auftreten. Musiker von Weltrang: Die Konzertaktivitäten der Abtei sind auch ein weiterer Baustein, der die wirtschaftliche Existenz Himmerods sichert. "Vor Kurzem hatten wir einen Besucherrekord," weiß Valerius zu berichten. Denn zum Orgelkonzert mit Sängerin Kirstin Chávez kamen erstmals 700 Gäste in die Abtei. "Der Erlös dieser Konzertreihe, die es schon seit Jahren gibt, geht direkt ans Kloster," sagt Valerius. Dabei kommen Summen zwischen 1000 und 2000 Euro zusammen. "Das zeigt, dass sich Kultur auch selbst tragen kann. Meine Vorgabe ist, dass kein Minus gemacht werden darf. Und das funktioniert schon seit 15 Jahren mit unserer Konzertreihe ,Himmeroder Orgelsommer\'", berichtet der künstlerische Leiter des Musikprogramms der Abtei. In der Regel würden 400 bis 500 Besucher den Weg in die Eifel finden, um eines der Konzerte zu hören. Sein Erfolgsrezept? "Unser Profil setzt auf die englische Konzerttradition. Da geht es nicht darum, dass der Organist seine Virtuosität in den Vordergrund stellt, sondern das Publikum. Und das läuft seit Jahren erfolgreich." Zur inneren Ruhe finden: Thomas Simon, Vorsitzender vom Förderverein, bestätigt diese Entwicklung. Der Förderverein habe inzwischen rund 900 zahlende Mitglieder. Er verweist auf eine weitere Einnahmesäule: Die Übernachtungsgäste. "Himmerod bietet Null-Sterne-Luxus-Übernachtungen, ohne Internet, ohne Fernsehen, ohne Telefon," sagt Simon. Und von dieser Gelegenheit, auszuspannen, um zur inneren Ruhe zu finden, machen viele Menschen Gebrauch. Himmerod verzeichne etwa 10 000 Übernachtungen im Jahr, davon sind etwa 3000 Übernachtungen von Wanderern, die den Eifelsteig entlang gehen. Derzeit seien die Monate Oktober, November, Januar und März weniger frequentiert, so Simon. Gastronomie erfolgreich: Walter Densborn hatte die Gastronomie vor drei Jahren ehrenamtlich übernommen, um sie aus der Insolvenz zu bringen. "Statt 200 000 Euro Minus erwirtschaften wir nun Gewinn und können dem Kloster jährlich 80 000 Euro Pacht und laufende Kosten bezahlen," sagt der 70-jährige Densborner, der inzwischen Ausschau nach einem passenden Nachfolger hält. "Der muss aber in ein Gesamtkonzept passen," so der ehemalige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Manderscheid. In der Gastronomie habe er 13 feste Arbeitsplätze geschaffen und weitere 15 Aushilfen würden beschäftigt. Große Kapazitäten: Pater Johannes Müller, Administrator des Klosters freut sich über die Entwicklung: "Das ist unbedingt positiv. Außerdem ist vom Tisch, dass das Kloster aufgelöst wird. Und das hat ganz wesentlich was mit unserem Förderverein zu tun. Auch die Gaststätte und der Klosterladen erwirtschaften Einnahmen." Müller bemerkt, dass im Kloster immer noch viel Platz für weitere Aktivitäten ist: "Wir sind nur zehn Brüder im Konvent - unser Haus hat aber größere Kapazitäten mit 110 Betten für Übernachtungsgäste und weiteren Räumen. Wir sind auf der Suche nach anderen Nutzungsmöglichkeiten, zum Beispiel für Reha-Maßnahmen. Aber da ist noch nichts konkret."

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