Die Auszeichnung bleibt in der Familie

Brauneberg/Mainz · Die neuen Weinführer überbieten sich derzeit an Lob für die Mosel. Dabei gibt es eine Besonderheit: Oliver Haag aus Brauneberg folgt im Eichelmann 2014 seinem Bruder Thomas als Spitzenreiter in derselben Kategorie.

 Oliver Haag hat viel Erfolg. Foto: privat

Oliver Haag hat viel Erfolg. Foto: privat

Brauneberg/Mainz. Ob die Weinwelt so etwas schon einmal gesehen hat? Im vergangenen Jahr vergab der Eichelmann, neben dem Gault Millau der zweite große deutsche Weinführer, die Auszeichnung "Beste edelsüße Kollektion" an Thomas Haag (Weingut Schloss Lieser in Lieser). Gestern, Mittwoch, stand sein jüngerer Bruder Oliver in Mainz auf dem Siegertreppchen und erhielt für den Jahrgang 2012 die gleiche Auszeichnung. "Frische und Frucht, Eleganz und Finesse, Reintönigkeit und Komplexität: Faszination Mosel-Riesling, eine großartige edelsüße Kollektion." So würdigt Autor Gerhard Eichelmann die Weine von Oliver Haag, der seit 2005 das Weingut Fritz Haag in Brauneberg führt.
In aller Welt begehrt


Die Besonderheit der im Eichelmann aufgeführten und mit Bestnoten versehenen Weine (vom Kabinett bis zur Auslese): Keiner weist mehr als 7,5 Prozent Alkohol auf.
Wer die Familie Haag kennt, wundert sich nicht über die Erfolge. Vater Wilhelm, Inbegriff des klassischen Moselwinzers, war 1994 der erste "Winzer des Jahres" im Gault Millau. Er gehört zu den Winzern, die Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre den Ruf des Moselrieslings wieder aufwerteten und ihn nach Jahren der Krise erneut zu einem der edelsten Getränke auf der Welt machten.
Sohn Oliver stellte im Gault Millau im Jahr 2006 bereits die Kollektion des Jahres. "Solche Auszeichnungen haben einen hohen Stellenwert. Sie sind eine Bestätigung der Arbeit", sagt er.
Oliver Haag ist genau wie sein Bruder niemand, der sich in den Vordergrund drängt. "Wir sind bodenständig erzogen worden. Jeder gönnt dem anderen den Erfolg", sagt er. Man gehe gemeinsam zu Präsentationen, habe zum Teil die gleichen Kunden, probiere gegenseitig den Wein, finde offene Worte und lobe natürlich auch.
2013 nur eine kleine Ernte


Haag-Weine sind in aller Welt begehrt und schnell ausverkauft. Auch deshalb ist der Betrieb von Oliver Haag, der in etwa 40 Länder exportiert, mittlerweile auf 18,5 Hektar gewachsen. Neben Lagen in der Brauneberger Juffer und der Brauneberger Juffer-Sonnenuhr bewirtschaftet er auch Flächen in der Mülheimer Sonnenlay.
2013 muss sich Haag wie die anderen Winzer aus der Region mit einer mengenmäßig kleinen Ernte begnügen. "50 Prozent eines Normaljahrgangs", berichtet er. Er wird nicht alle Kunden wie bisher bedienen können. Doch Klagen kommen ihm nicht über die Lippen. "Das ist eben Natur. Und die Qualität des Jahrgangs ist okay", sagt er.
Und was hält der Vater von der Arbeit seiner Sprösslinge? "Jeder hat seine eigene Philosophie, keiner will den anderen imitieren", sagt Wilhelm Haag. Besonders froh ist er, dass beide, wie er selbst, Verfechter des klassischen Moselrieslings sind. Feinfruchtig, filigran und leicht müsse der Wein sein. cb

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