Die beste Sahne gab's bei Spoos Fritz

Auf große Resonanz ist bei den Lesern der "Einkaufsbummel" durch die Trarbacher Moselstraße des vergangenen Jahrhunderts mit Heinz Kayser gestoßen. In der heutigen Stadtgeschichte werden die Geschäfte auf der rechten Straßenseite "besucht".

 Einst war die Moselstraße eine beschauliche Einkaufsstraße; heute leidet sie unter dem Auto- und Schwerlastverkehr. Falschparker zwingen die LKW-Fahrer oft, auf die Bürgersteige auszuweichen. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Einst war die Moselstraße eine beschauliche Einkaufsstraße; heute leidet sie unter dem Auto- und Schwerlastverkehr. Falschparker zwingen die LKW-Fahrer oft, auf die Bürgersteige auszuweichen. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. Aus Ediger-Eller meldete sich Madlen Roth, aus Bernkastel-Kues Martin Schmitz, beide stammen aus Trarbach, und sie ergänzen den Rundgang durch die alten Geschäfte. Von der Mosel kommend ist das erste Haus der Barockbau Böcking. Es schließt sich das Hotel Brauneberg an, und in der Schloßberg-Schänke befanden sich einst der kleine Lebensmittelladen Schilz und Schuster Krempel.

Direkt daneben fotografierte Herr Lambrecht. Richard Ochs weiß noch, wie er als Zwölfjähriger ein Passbild brauchte und von Frau Lambrecht ins Wohnzimmer geführt wurde. "Es war Hochsommer, und mitten in der guten Stube stand in voller Pracht der festlich geschmückte Weihnachtsbaum." Vor Lambrechts war für eine kurze Zeit ein kleiner jüdischer Lebensmittelladen in dem Haus. Gut 80 Jahre später gesteht Madlen Roth, dass sie dort seinerzeit zwei Zuckerbonbons hat mitgehen lassen. "Zuhause kriegten wir ja nichts", sagt sie.

Nebenan steht einer der schönsten Rokokobauten an der Mosel, das Haus von Heinz und Helga Kayser, das 1762 erbaut wurde. "Der Platz, wo jetzt unser Haus steht, hieß früher Heumarkt", weiß Helga Kayser und Ehemann Heinz erzählt, dass sein Großvater Emil von Sattler Heitz nebenan seinerzeit das "Lichtrecht" abgekauft hat. Zubauen war nicht erlaubt, "und das hat heute noch Gültigkeit", betont Kayser.

"Es ist Wahrheit und kein Witz, die beste Sahne hat Spoos Fritz", lautete der Wahlspruch des Milchgeschäfts im nächsten Haus. In den Folgejahren verkaufte das Ehepaar Spoo, das seine beiden Söhne im Weltkrieg verlor, auch Feinkost. Es schloss sich die Arztpraxis von Dr. Spier an, dann das Kurzwarengeschäft der Geschwister Würz. Später hatte Uhrmachermeister Knechtges seinen Laden darin.

Die heutige Eisdiele Simonetti beherbergte Kaisers Kaffeegeschäft. "Da wollte ich auch mal schaffen", erinnert sich Madlen Roth schmunzelnd. Sie stammte aus dem Wolfer Weg und machte als Kind Besorgungen für die Mitbürger.

"Für die alte Jule Ludwig aus der Kuhtrifft kaufte ich auch ein, und ich war glücklich, wenn ich von ihr zum Dank ein Krüstchen vom Brot bekam". Die Rabattmarken aus dem Kaffeegeschäft durfte sie immer behalten; ein sechsteiliges Kaffeeservice hat sie sich so zusammengespart. "Vier Gedecke habe ich heute noch", freut sich die 87-Jährige.

"Sehr gute und preiswerte Textilien gab es bei Schneider Würz", weiß Helga Kayser über das nächste Haus. Wo heute der Goldschmied seinen Laden hat, war einst das Geschäft von Juwelier Tönnberg, und daneben, die Metzgerei Kuss.

Es folgte die kleine Etikettendruckerei von Richard Balmer (heute Gensich Moden) und gegenüber befand sich seine Buchhandlung. "Im nächsten Haus hatten meine Eltern ein Trikotagengeschäft", erzählt der 88-jährige Martin Schmitz, dessen Eltern im KZ Auschwitz ermordet wurden. Später hatte Uhrmachermeister Paul Faust seinen Laden dort.

Das letzte Gebäude vor dem Rathaus war das Wohnhaus von Winzer Bartz. Martin Schmitz erinnert sich noch an die 30er Jahre, als kaum einer einen Traktor besaß und nur Fuhrwerke mit Kühen in der Moselstraße unterwegs waren. "Und heute ist durch den Autoverkehr kaum noch ein Durchkommen", stöhnt er. "In der Moselstraße war in jedem Haus ein Lädchen", resümiert Werner Arbogast, "und alle haben davon gelebt".

Extra Heitere Erinnerungen: Das Ehepaar Spoo ist mit seinem Feinkostladen in die Literatur eingegangen. "Wilhelmine Spoo war eine betriebsame, fleißige Frau", erinnert sich Heinz Kayser. Der im Mai verstorbene Karl Peter Reinhard schildert in seinem Buch "Ein Blick zurück", wie er sich als Junge beim Straßenkehren für Spiers und Spoos ein Taschengeld verdiente. Das Angebot von Wilhelmine Spoo "wenn du unsere Straße mit Spiers ihrem Besen fegst, dann bekommst du pro Woche zehn Pfennige mehr", lehnte er seinerzeit entrüstet ab. Werner Arbogast schildert in seinem Buch "In Vino Veritas", wie einst ein Dienstmädchen aus feinem Hause bei Herrn Spoo zögerlich "Popo-Soße" verlangte und sagte, dass das ein Käse sei. Fritz Spoo wusste sofort, was gemeint war: "Fromage de Brie". Werner Arbogast merkt an, dass sich das Fräulein besser in schnellem Platt geäußert hätte: "Vom Arsch de Brie". (GKB)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort