Die Bibel - Lektüre oder mehr?

Das Jahr der Bibel ist in vieler Munde. Nun neigt es sich schon dem Ende zu. Hat sich dadurch etwas bewegt? Mit Sicherheit sind die Auflagen der Verlage gestiegen. Vielfältig wird das Buch der Bücher in großer Auswahl angeboten.

Als Zeichen der Allgemeinbildung fehlt es in kaum einem Bücherschrank. Doch das "Innenleben"- ist es auch so begehrt? Bei einer Großveranstaltung in Südamerika gab ein Indianerhäuptling dem Papst die Bibel, die die Kirche ihnen vor 400 Jahren gebracht hatte, zurück mit den Worten: "Wir wurden von Christen ausgebeutet. Der Papst soll die Bibel unseren Unterdrückern geben, deren Herzen und Gehirne die biblische Lehre am meisten brauchen!" Ein hartes Urteil. Inzwischen ist die Bibel in etwa 2000 Sprachen übersetzt. Sie will aber nicht nur gelesen, sondern gelebt werden. Franz von Assisi soll einst das Evangelium verkauft haben, um den Erlös einer armen Frau zu schenken, mit der Bemerkung: "Es ist besser, man lebt davon als man liest bloß darin." Leidenschaftlich fordert Paulus: "Wer sich dem Evangelium verpflichtet weiß, der muss allen alles werden, den Schwachen ein Schwacher, den Armen ein Armer, den Verlassenen ein Verlassener, den Hungernden ein Hungernder, den Opfern ein Opfer, eben allen alles, damit Hoffnung entsteht, das Leben wächst." Leben kann aber nur wachsen bei entsprechender Nahrung. Genau das will das Bild sagen, bei dem ein Mann die Bibel förmlich aufisst, ja verschlingt. Nur was in uns eingeht, zur eigenen Substanz wird, schafft und erhält Leben. "Nimm und lies!", hörte Augustinus eine Stimme sagen. Er nahm, las, ließ sich anrühren - und sein Leben wurde umgekrempelt. Aus dem egoistischen Lebemann wurde ein eifriger Christ und großer Kirchenlehrer. "Suchen. Und finden", heißt die Losung zum Jahr der Bibel. Wenn ich offen bin, werde ich mich irgendwo selbst in dieser Beziehungsgeschichte zwischen Gott und den Menschen wiederfinden und auch meinen Platz im Heilsplan Gottes erkennen. Ich werde Orientierung und Ermutigung erfahren, aber auch Befremdlichkeit als Anstoß zur inneren Auseinandersetzung. Trotz zeitbedingter menschlicher Sprache wird in der Bibel eine zeitlose Botschaft verkündet, denn Gott, der darin zur Sprache kommt, ist immer der gleiche. Elfriede Klar, Esch

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