Die Brücke veränderte alles

TRABEN-TRARBACH-WOLF. 1969 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Wolf ein Ortsteil der Stadt Traben-Trarbach. Wie nicht anders zu erwarten, gab es damals heftige Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern einer solchen Lösung. Eugen Schmidt (82) – viele Jahre kommunalpolitisch und im Ortswinzerverband ehrenamtlich tätig – erinnert sich.

Wohin soll Wolf sich wenden? Richtung Kröv oder Richtung Traben-Trarbach? Vor über 35 Jahren erhitzten sich an dieser Frage die Gemüter in Wolf. Eugen Schmidt gehörte damals dem Ortsgemeinderat an, und er zählte zu denjenigen, die sich für Traben-Trarbach aussprachen. Für die schwerwiegende Entscheidung, die kommunale Selbstständigkeit aufzugeben, gab es ein ganz gewichtiges Argument: Die Finanzlage der Gemeinde Wolf war damals mit 1300 Mark pro Kopf verschuldet, ein für jene Zeiten gewaltiger Betrag. Eugen Schmidt: "Die Gemeinde hatte Anfang der 60er Jahre aus eigenen Mitteln die Moselbrücke gebaut, und im Zuge der Moselkanalisation wurde viel Geld in den Straßenausbau und die Ortskanalisation gesteckt. Was ebenfalls für Traben-Trarbach sprach: die gemeinsame Konfession und enge wirtschaftliche Beziehungen. Wolf was bis Anfang der 60er-Jahre bezüglich der Infrastruktur recht rückständig. Giselher Castendyck schreibt dazu in dem Buch "Traben-Trarbach - Geschichte einer Doppelstadt": "Wolf hatte kaum eine Verbindung zur Außenwelt. Eine schmale Straße nach Trarbach, eine romantische Fähre zum gegenüberliegenden Steilufer und die Moseltalbahn waren die einzigen Zugänge zum Ort. Brückenbau als Gemeinschaftstat

Als eine existenzentscheidende Leistung und echte Gemeinschaftstat ist deshalb der Brückenbau zu werten. Da die Moseltalbahn am 1. Januar 1963 den Betrieb eingestellt hatte, wurde die Brücke zur Dominante aus einer jahrhundertelangen Isolation und ist in Bedeutung und Auswirkung auf Ort und Mensch nicht hoch genug einzuschätzen." Schmidt, ein gebürtiger Enkircher, erinnert sich an die "gute alte Zeit": "Wolf war, wie viele andere Moselorte auch, vom Weinbau und der Landwirtschaft geprägt. Wegen seiner geographischen Lage war der Ort aber stark in seiner Entwicklung gehemmt, anders als zum Beispiel Enkirch und Kröv." Hinzu kam laut Schmidt die politische Grenzlage. Wolf war der "letzte Ort" im damaligen Kreis Bernkastel und im damaligen Regierungsbezirk Trier. Völlig von der Außenwelt abgeschnitten war Wolf bei Hochwasser. Wenn der Fährbetrieb eingestellt werden musste, kam man weder rein noch raus. Mit der Brücke und dem Ausbau der B 53 änderte sich vieles. Es setzte eine rege Bautätigkeit ein, Baugebiete wurden erschlossen, unter anderem auf dem Koppelberg, wo heute 150 Menschen wohnen. Kurzzeitig wuchs die Bevölkerung von Wolf, bis nahezu an die 1000-Einwohner-Grenze. Heute hat Wolf 780 Einwohner. In einer unserer nächsten Ausgaben stellen wir die heutige Situation von Wolf dar. Aber wie wird Wolf im Jahr 2020 aussehen? Liebe Wolfer, bitte senden Sie uns Ihre Visionen zur Zukunft ihres Ortes bis Dienstag, 29. November, per E-Mail an w.simon@volksfreund.de, per Fax an 06541/839229 oder per Brief an Trierischer Volksfreund, Brückenstraße 21, 56841 Traben-Trarbach. Wir freuen uns über jede Zuschrift.

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