Die Chance auf mildere Strafe verspielt

Trier/Morbach · Mit einem großen Zeugenaufgebot wird vor der Ersten Großen Jugendkammer des Landgerichts Trier der Morbacher Missbrauchsprozess fortgesetzt. Dem 53-jährigen Angeklagten wird schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen.

Der Hauptvorwurf der Staatsanwaltschaft gegen den Mann auf der Anklagebank ist massiv: Von 2010 bis 2012 soll er in Morbach über Monate hinweg ein zwölfjähriges Mädchen aus der Nachbarschaft sexuell schwer missbraucht haben. In einem Fall soll es auch zu sexuellen Handlungen mit zwei Freundinnen des Hauptopfers gekommen sein. Letzteren Tatbestand hatte der Angeklagte am zweiten Verhandlungstag eingeräumt - ebenso einen Jahre zurückliegenden Vorfall mit seiner eigenen Tochter - damals noch ein fünfjähriges Kleinkind (der TV berichtete).

Zum Prozessauftakt in der vergangenen Woche hatte der 53-Jährige noch die Chance, ein Gesamtgeständnis abzulegen, das sich strafmildernd augewirkt hätte. Dadurch wäre den meist minderjährigen Zeuginnen der unangenehme und zumeist peinliche Auftritt vor Gericht erspart geblieben. Doch der Angeklagte wollte diese Möglichkeit nicht wahrnehmen und legte ein Gesamtgeständnis nicht ab. Deshalb müssen nun insgesamt 22 Zeugen vernommen werden. Für den Angeklagten kommt damit erschwerend hinzu, dass es sich nach dem Ergebnis des polizeilichen Ermittlungsverfahrens bei den Zeugen fast ausnahmslos um Belastungszeugen der Staatsanwaltschaft handelt. Selbst der Vorsitzende Richter Albrecht Keimburg spricht von einem "Bombardement an Belastungsaussagen aus allen Ecken."

Dies bestätigte am jüngsten Verhandlungstag die Anhörung einer Mutter. Ihre zwölfjährige Tochter gehört zu den möglichen Opfern. Die Mutter sagte aus, was ihr die Tochter über ein Treffen im Haus des Angeklagten gebeichtet hatte.

In den polizeilichen Ermittlungsakten sind diese Angaben übrigens nicht komplett enthalten - das Kind hatte sich bei der Vernehmung bei der Polizei zu sehr geschämt. Als die 13-Jährige im Anschluss selbst vernommen wurde, musste die Öffentlichkeit auf Beschluss der Kammer den Saal verlassen. Ein Vorgang, der sich bei zahlreichen weiteren Zeugenanhörungen wiederholen dürfte. Der Prozess wird am Mittwochvormittag und am kommenden Dienstag fortgesetzt.

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