"Die da oben machen mit den kleinen Leuten, was sie wollen"

Unter den Mitgliedern des VG-Rates Kröv-Bausendorf ist es Brauch, dass jeder von ihnen nach der ersten Ratssitzung im neuen Jahr eine gute Flasche Wein mitbringt. Diesmal leitete Paul Schnitzius die hochkarätige Probe. Der Kröver Ehrenbürger kündigte mit einer gewohnt gepfefferten Rede seinen Abschied aus der Kommunalpolitik an.

 Paul Schnitzius, Ehrenbürger von Kröv (rechts), ist ein Freund eines guten Weines und klarer Worte. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Paul Schnitzius, Ehrenbürger von Kröv (rechts), ist ein Freund eines guten Weines und klarer Worte. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Kröv. (sim) Paul Schnitzius (76) haut ganz gerne mal auf den Putz. Der knorrige Kröver Altbürgermeister - 21 Jahre leitete er die Geschicke des Ortes - nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er das Gefühl hat, dass die Gemeinden immer mehr "von denen da oben" geknebelt und in ihren Entscheidungen beschnitten werden. Vor den Mitgliedern des VG-Rats, die sich nach der jüngsten Sitzung zu einer von Schnitzius kommentierten Weinprobe in Kinderbeuern trafen, holte er, der nach fast 40 Jahren Mitgliedschaft im VG-Rat nicht mehr erneut kandidieren wird, zu einem Rundumschlag aus: "Wir sind Leibeigene unserer Regierungen, Politiker, Konzerne, Banken, der Gewerkschaften, Justiz, überörtlichen Behörden und öffentlichen Institutionen. Denn sie machen mit den einfachen, wehrlosen, kleinen Leuten rücksichtslos, was sie wollen", sagte er.

Scharf kritisierte Schnitzius, dass der Staat den Gemeinden immer weitere Aufgaben übertrage, für deren Finanzierung sie aufkommen müssten. Die Folge seien höhere Steuern, Gebühren und Beiträge, die die Gemeinden von ihren Bürgern einfordern müssten. Alle Bürger, Arme und Wehrlose, besonders aber Arbeitslose, sozial Schwache und Kleinrentner würden dadurch erheblich belastet. Auf Veränderungswünsche der Kommunalpolitiker werde leider keine Rücksicht genommen.

Abschließend forderte Schnitzius seine Ratskollegen dazu auf, dennoch weiterhin Zusammenhalt und Einigkeit zu pflegen.

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