"Die Druckwelle hat mich umgeworfen"

Wittlich · Vor dem Haupteingang der Wittlicher Klinik ist eine Frau gestürzt und hat sich den Arm gebrochen. Sie sagt, die Druckwelle des landenden Rettungshubschraubers habe sie umgeworfen. Klinik und ADAC haben eine Prüfung veranlasst. Nur in Ausnahmefällen landet der Gelbe Engel des ADAC direkt vor dem Haupteingang. Das galt bislang als sicher.

 Rettungshubschrauber im Anflug: In schweren Notfällen landet er direkt vor der Klinik. Eine Wittlicherin ist überzeugt, dass das gefährlich ist, denn sie ist dabei gestürzt und hat sich Knochen gebrochen. Foto: Sonja Sünnen

Rettungshubschrauber im Anflug: In schweren Notfällen landet er direkt vor der Klinik. Eine Wittlicherin ist überzeugt, dass das gefährlich ist, denn sie ist dabei gestürzt und hat sich Knochen gebrochen. Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Sie wollte einen Patienten des Wittlicher Krankenhauses besuchen und wurde selbst zur Patientin. Als Monika Wächter im Dezember zum Haupteingang der Klinik ging, war gerade der ADAC-Rettungshubschrauber im Landeflug. Der Pilot steuerte wegen eines schweren Notfalls nicht den üblichen Platz unterhalb des Krankenhauses an, sondern eine Sonderfläche vor dem Haupteingang.
Bevor der Hubschrauber dort landen kann, wird per Lautsprecher zum Verlassen des Bereichs aufgefordert. Ist der Vorplatz frei, schließt eine Schranke, zeitgleich wird der Haupteingang verriegelt. All das geschah auch, als sich Monika Wächter näherte: "Ich sah, dass der Sicherheitsbereich durch das elektrische Tor bereits abgesperrt war. Ich befand mich außerhalb des Sicherheitsbereiches auf dem Bürgersteig, etwa 40 Meter davon entfernt." Dann sei alles sehr schnell gegangen: "Plötzlich erfasste mich eine sehr starke Druckwelle, die mich ungebremst auf den Bürgersteig schleuderte, der zudem noch stark abschüssig ist." Sie stürzte auf die linke Körperseite: "Ich hatte heftigste Schmerzen." Dann seien ihr Frauen zur Hilfe geeilt. Auch der Pilot habe sie gestützt und beruhigt.
"Wie ein Baum gefällt"


Für Monika Wächter stand nun statt des Besuchs des Freundes der Besuch der Unfallambulanz an: Ihr Arm wurde geröntgt, es wurden zwei Brüche (Oberarm, Mittelhand) festgestellt, die mit zwei Operationen in einem zweiwöchigen Klinikaufenthalt behandelt wurden.
Nächste Woche werde ihr der Draht aus der Hand entfernt, die Titanplatte zwischen Schultergelenk und Oberarm müsse sie wohl noch ein Dreiviertel Jahr in sich tragen, sagt sie. Und: "Ich will das nicht auf sich beruhen lassen. Das soll nicht im Sande verlaufen. Es geht mir darum, dass nicht noch andere zu Schaden kommen, denn die Planung des Eingangsbereichs mit dem Notlandeplatz ist meiner Meinung nach so, dass man verunfallen kann. Wenn man gesund ist, macht man sich natürlich keine Gedanken darüber", sagt sie und: "Dem Piloten mache ich keinen Vorwurf. Aber das ist da keine gute Situation. Und wer mir nicht glaubt, dass mich die Druckwelle wie ein Baum gefällt hat, den lade ich zu einem Ortstermin ein."
Der Unfall in Zusammenhang mit einer Hubschrauberlandung ist der erste, der an der Wittlicher Klinik bekannt wird. Monika Wächter hat ihn nach den Feiertagen offiziell gemacht und einen Bericht an die Klinikleitung geschickt: "Ich habe auch mit dem Leiter Peter Schon gesprochen, aber danach hat sich die Klinik nicht mehr gemeldet."
"Die Klinik und der Betreiber der Luftrettungsstation - die ADAC-Luftrettung GmbH - bedauern den Unfall. In enger Abstimmung zwischen Klinik und ADAC werden die Umstände daher derzeit umfassend geprüft. Aktuell liegen noch keine Ergebnisse der Prüfung vor", sagt Sabine Zimmer, Pressesprecherin des Verbundkrankenhauses. Sie erklärt auch, warum bei durchschnittlich 2000 Einsätzen des Gelben Engels im Jahr, ausnahmsweise auch vor dem Haupteingang gelandet wird: "Die Landung erfolgt dort nur dann, wenn die Benutzung des unterhalb der Klinik gelegenen Landeplatzes und das damit verbundene Umladen für den Patienten lebensbedrohlich wäre oder gravierende Nachteile für seinen Gesundheitszustand konkret zu befürchten wären. Die vor dem Haupteingang gelegene Landefläche bietet einen direkten Zugang zur Notaufnahme der Klinik. So können Patienten direkt in der Klinik aufgenommen und mit dem direkten Eingreifen durch ein Notfallmanagement rasch und gezielte behandelt werden." Weiter steht in einer Stellungnahme des Krankenhauses: "Die Klinikleitung steht in direktem Kontakt zur Betroffenen." "Ja, aber auf meine Initiative", sagt Monika Wächter. Als sie in Behandlung war, habe sie im Krankenhaus "mindestens 20 Personen meinen Unfall geschildert. Keinerlei Reaktion oder Sonstiges." Dem Ergebnis der Prüfung sieht sie mit Interesse entgegen: "Ich gucke nach vorn."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort