Die dunkle Seite der Vergangenheit

Neumagen-Dhron · "Die jüdische Schule in Neumagen" heißt das Werk, das Autor Hermann Erschens am Donnerstag, 20. Juni, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Römerkastell in Neumagen-Dhron vorstellen wird. Der TV sprach mit dem pensionierten Schulleiter.

 Hermann Erschens hat sich mit der jüdischen Schule in Neumagen beschäftigt und ein Buch darüber verfasst. TV-Foto: Claudia Szellas

Hermann Erschens hat sich mit der jüdischen Schule in Neumagen beschäftigt und ein Buch darüber verfasst. TV-Foto: Claudia Szellas

Neumagen-Dhron. Ein Jahr Recherche stecken in der Veröffentlichung "Die jüdische Schule in Neumagen": Dafür tauchte der ehemalige Realschul-Schulleiter aus Neumagen-Dhron, Hermann Erschens, tief in die Bücher des Landesarchives Koblenz und des Stadtarchivs Trier ein. "Erstmals erwähnt wurde die jüdische Schule 1803. Gesichert ist, dass es ab 1851 eine private Institution gab und diese ab 1891 eine öffentlich anerkannte Volksschule wurde", erläutert der passionierte Geschichtslehrer Erschens.
Bereits in Leiwen veröffentlichte er seine Nachforschungen über die Juden im Ort. "Diese Thematik mit den Geschehnissen in den einzelnen Gemeinden interessiert mich deswegen, da das Nicht-Wissen immer noch sehr groß ist." Er selbst habe 1956 Abitur gemacht und "mit der Weimarer Republik war Schluss im Unterricht, das Dritte Reich haben wir gar nicht behandelt". Wenn Erschens von seinen Kontakten zu jüdischen Nachfahren in den USA berichtet, glaubt man, seine Recherchen seien einfach gewesen, aber: "Immer noch gibt es Zeitzeugen, die entweder nicht reden möchten, nicht reden können oder aber alles schönreden." Erschens, der Deutsch und Geschichte unterrichtet hat, stammt aus Kell, wo er als Junge mitansehen musste, wie Juden per Zug dort am Bahnhof abgeladen und weitergetrieben worden sind.
"Es sind zwar nur verschwommene Erinnerungen, aber ich habe immer nachgefragt, was da passierte. Früher sprach keiner darüber, und heute ist es wichtig, dass diese dunkle Seite der Vergangenheit aufgearbeitet wird." Dabei beleuchtet er in seinem "Büchlein", wie Erschens es selbst nennt, die Entwicklung des Unterrichts der jüdischen Kinder und die Stellung des Lehrers. "Die hatten früher einen Hungerlohn, und es gibt Schriftstücke, in denen nachzulesen ist, dass sie teilweise weniger verdienten als ein Dienstmädchen." Deshalb lehrten sie an verschiedenen Orten Religion oder betätigten sich zusätzlich als Kantor. Für 2 796 Reichsmark kaufte die Gemeinde am 25. April 1940 den Komplex. 36 französische Kriegsgefangene wurden untergebracht. 1959 fiel "dieses altertümliche Gebäude der Spitzhacke zum Opfer". Tafeln mit Informationen zur Synagoge und Schule in Neumagen-Dhron erinnern und erläutern diesen Part der Ereignisse. jo

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