Geldgrüße aus Brüssel Wie die EU Hunde-Schwimmbäder im Hunsrück und eine goldene Traube an der Mosel finanziert

Bernkastel-Wittlich · Das Förderprogramm Leader ruft wieder dazu auf, innovative Projekte einzureichen. Auch für private Investoren winkt unter Umständen eine Menge Geld. Der TV erklärt, welche Projekte im Kreis bislang davon profitiert haben – und was Leader überhaupt ist.

 Was ist eigentlich Leader? Kurz erklärt werden dort mit EU-Mitteln innovative Ideen gefördert. Wie zum Beispiel ein Hundeschwimmbad im Hunsrück.

Was ist eigentlich Leader? Kurz erklärt werden dort mit EU-Mitteln innovative Ideen gefördert. Wie zum Beispiel ein Hundeschwimmbad im Hunsrück.

Foto: picture alliance / dpa/David Ebener

Hatte nicht jeder schon einmal eine Geschäftsidee? Egal wie absurd und ungewöhnlich, theoretisch hätte sich damit vielleicht Geld verdienen lassen. Meist scheitert es jedoch am Grundkapital. Ach, wäre das toll, wenn man sich einfach Geld von der EU nehmen könnte. Dieser Gedanke ist gar nicht so abwegig.

Denn das europäische Förderprogramm Leader möchte eben diese Ideen unterstützen. Auf regionaler Ebene laufen momentan bei drei der vier Lokalen Aktionsgruppen, die für den Landkreis Bernkastel-Wittlich zuständig sind, Förderaufrufe. Projekte einreichen können nicht nur Kommunen, sondern auch ganz normale Bürger. Vorausgesetzt ihre Idee erfüllt einige Voraussetzungen – dann kann Europa einen Teil der Kosten übernehmen.

Die Förderperiode der LAG Mosel läuft noch bis März. Im April werden wieder Projekte ausgewählt, die durch Gelder aus der Europäischen Union gefördert werden. Bis zum 1. März besteht noch die Möglichkeit, ein solches Projekt einzureichen. Wichtig ist laut LAG bei der Idee, dass sie „die Mosel-Region mit neuen Ideen voranbringt“. 

Dies sollte in Handlungsfeldern geschehen, die Genuss (Landschaft und Produkte), Vielfalt (Dörfer und Kultur) und Qualität (Tourismus und Freizeit) lauten. Der Aufruf steht dabei unter dem Motto „WeinKulturLand Mosel Genuss – Vielfalt – Qualität“. Er umfasst in diesem Aufruf finanzielle Mittel in Höhe von insgesamt 582 000 Euro.

Das Einreichen der Projekte geschieht über einen Steckbrief. Dieser ist zugegebenermaßen nicht wirklich einfach auszufüllen. Doch Hilfe naht. Denn zum Einen weisen die LAGs darauf hin, dass man sich vor dem Einreichen ruhig melden soll: „Eine Beratung zum Antragsverfahren ist empfehlenswert“. Zum anderen bietet die LAG Mosel einen Leader-Info-Tag am Dienstag, 15. Januar, an.

Dort wird dann erklärt, wie man möglicherweise an das Geld aus der EU kommt. Nicht nur an der Mosel könnten bald die Kassen klingeln. Auch die LAG Hunsrück ruft zum Einreichen der Projekte auf. Der siebte Förderaufruf der aktuellen Förderperiode umfasst dabei ein Volumen von 409 000 Euro. Bis 28. September können Projekte eingereicht werden, die „der Hunsrückregion einen besonderen Mehrwert versprechen“.

Auch diese Projekte müssen Handlungsfeldern zuzuordnen sein. Leader will dadurch lebendige Orte gestalten, nachhaltige Wirtschaft fördern, regionale Identität und Kultur sowie überörtliche Kooperation stärken.

Der Förderaufruf der LAG Erbeskopf startet derweil am 14. Januar. Fristende zum Einreichen der Projektsteckbriefe ist der 8. März. Insgesamt umfasst dieser Aufruf 1,8 Millionen Euro Fördersumme. Diese Mittel stammen teilweise aus EU- und teilweise aus Landesmitteln.

Auch die Lokale Aktionsgruppe  Erbeskopf bietet eine Beratung zum richtigen Ausfüllen der Bewerbung an. Lokale Aktionsgruppen? Förderperiode? Projektsteckbrief? Das klingt alles zunächst wirklich etwas abstrakt. Was ist Leader eigentlich?

Es ist ein Akronym. Verstehen Sie nicht? Nun gut, zweiter Versuch: Es ist eine Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft. Immer noch zu abstrakt? Dann auf Französisch: „Liaison entre actions de développement de l‘économie rurale“.

Jetzt sind Sie komplett verwirrt? Na gut, dann nehmen wir die ersten Buchstaben der französischen Übersetzung und bilden das Wort Leader. Das kann man nun zumindest aussprechen. Doch was hat es damit eigentlich auf sich?

Immer wieder geistert dieser Begriff durch die Region, wenn es um finanzielle Förderungen geht. Doch von Grund auf ist für viele Menschen alles, was mit Förderungen und Bürokratie zu tun hat, zunächst abstrakt. Also, wer oder was ist eigentlich dieses Leader und was macht es?

Was ist Leader? Eigentlich erklärt sich das ganz leicht. Die Europäische Union hat 1991 beschlossen, dass sie innovative Aktionen im ländlichen Raum fördern will. Dazu muss ausgewählt werden, wer wie viel Geld bekommt. Damit die EU das alles nicht alleine machen muss, hat sie einzelne Lokale Arbeitsgruppen (LAG) gegründet.

Diese rufen immer wieder dazu auf, Projekte einzureichen. Eine „Jury“ aus Vertretern von Stiftungen, Verbänden, Schulen und Kommunen an bewertet die Vorschläge und entscheidet, welches Projekt gefördert wird. Von diesen LAGs gibt es 321 deutschlandweit, für den Landkreis Bernkastel-Wittlich sind derer vier maßgeblich. Die LAGs Vulkaneifel, Mosel, Erbeskopf und Hunsrück teilen sich den Landkreis wie auf der Karte zu sehen.

Welche Projekte bekommen Geld von der EU? Gefördert werden können sowohl private, als auch öffentliche Projekte. Dadurch soll möglich gemacht werden, dass der ländliche Raum eine eigenständige Entwicklung nehmen kann. Immer wieder rufen die einzelnen LAGs dazu auf, Projekte einzureichen. Dabei ist immer wieder eine Summe vorgegeben. Beim aktuellen Aufruf der LAG Hunsrück zum Beispiel sind das 409 000 Euro.

Um beim Verfahren eine Chance zu haben, muss das jeweilige Projekt durch einen Steckbrief eingereicht werden. Wenn die Frist abgelaufen ist, entscheidet die LAG-Jury, wer das Geld am dringendsten braucht und am meisten verdient – und wie viel.

Wo genau hat der Landkreis in den letzten Jahren profitiert? Die LAGs arbeiten nach Föderperioden. Diese dauern sechs Jahre und richtet sich nach dem mehrjährigen Finanzrahmen – sprich dem Haushalt – der EU. Die aktuelle Periode läuft seit 2014 und endet 2020. Nicht in allen LAGs wurden für den Landkreis in der aktuellen Periode Förderungen ausgesprochen. Dabei ist zu beachten, dass LAG-Grenzen und Kreisgrenzen unterschiedlich sind.

 Vier LAGs für einen Kreis: So teilen sich die Aktionsgruppen im Landkreis Bernkastel-Wittlich auf.

Vier LAGs für einen Kreis: So teilen sich die Aktionsgruppen im Landkreis Bernkastel-Wittlich auf.

Foto: TV/Lambrecht, Jana

So wurden im LAG Hunsrück zwar Gelder verteilt, jedoch nicht im Kreis Bernkastel-Wittlich. Das Gebiet der LAG Hunsrück umfasst in großen Teilen den Rhein-Hunsrück-Kreis. Im Bernkastel-Wittlicher Teil der LAG laufen momentan Gespräche, etwa über einen Wanderweg vom Saar-Hunsrück-Steig zum Moselsteig.

Im Gebiet der LAG Erbeskopf sieht das schon anders aus. Dort wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Projekte gefördert, sowohl öffentlicher, als auch privater Natur. Bei den öffentlichen Projekten ist unter anderem der Dorfmittelpunkt in Gielert zu nennen. Dieser wird von der EU über Leader mit 48 925,53 Euro unterstützt.

9 063,33 Euro flossen aus Brüssel nach Morbach. Damit wurde das Corporate Design der Einheitsgemeinde unterstützt. Im Paket waren der Entwurf eines neuen touristischen Logos, die Erstellung eines Stilrahmens für Veröffentlichungen und der Entwurf von Gestaltungsrichtlinien.

Ein Beispiel für ein privates Projekt ist Caniplace, ein Freizeit- und Gesundheitspark für Hundemenschen und deren vierbeinige Freunde in Thalfang. Caniplace umfasst Spielplätze und eine SB-Waschanlage für Hunde sowie ein beheiztes eingezäuntes Hunde-Freibad, bestehend aus drei unterschiedlich tiefen und elf Meter langen Edelstahlbecken mit Podesten und Rampen zum Einstieg – natürlich auch für die Vierbeiner. Europa lässt sich das 74 103 Euro kosten. Das Projekt „Wilde Heimat“, das kurz gesagt zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur der Nationalpark-Region in Thalfang beitragen soll, liegt momentan auf Eis. Vorgesehen sind dafür 200 000 Euro.

Auch im Bereich der LAG Mosel rollt unterdessen der Rubel. Beispielsweise wird die ehemalige Textilfabrik in Bernkastel-Kues (das Wenzelband) zu einem Hotel umgebaut. Dort werden in Zukunft 31 Prozent der Zimmer so eingerichtet, dass auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen dort übernachten können. Die barrierefrei eingerichteten Zimmer werden von EU und Land mit 190 000 Euro gefördert.

Ein weiteres privates Vorhaben ist die Sanierung des leerstehenden Hotels zur Goldenen Traube in der Altstadt von Trarbach. Auch hier wurde der barrierefreie Ausbau mit 98 204 Euro gefördert. Auch kommunale Projekte werden momentan im Bereich der LAG Mosel umgesetzt. In Neumagen-Dhron wird die Filialkirche Papiermühle zu einem Multifunktionsraum umgebaut. Dadurch sollen Räumlichkeiten geschaffen werden, die zukünftig sowohl für Aktivitäten der Kirchengemeinde (Gottesdienste, Beerdigungen, Taufen) als auch für Veranstaltungen der Zivilgemeinde genutzt werden. Für das Projekt wurden 65 506 Euro bewilligt.

Die letzte LAG ist die in der Vulkaneifel. Dort wurden beispielsweise etwa 50 000 Euro dafür bewilligt, das Hotel zur Post in Meerfeld zu modernisieren und den Wellnessbereich auszubauen.

Die Restaurierung der Goldenen Traube in Trarbach wird teilweise mit Geld aus dem Förderprogramm finanziert.

Die Restaurierung der Goldenen Traube in Trarbach wird teilweise mit Geld aus dem Förderprogramm finanziert.

Foto: TV/Winfried Simon

In der Ortsgemeinde Salmtal soll außerdem aus einem nicht mehr genutzten Brückenpfeiler eine Kletterwand werden. Dieses Angebot soll in Zukunft durch einen ortsansässigen Verein betreut werden und wird von Leader mit etwa 25 000 Euro gefördert. In Bergweiler wird außerdem das Museum des ehemaligen Pfarrers Gerhard Wax gefördert. Die Ortsgemeinde beschäftigt sich damit, das alte Pfarrhaus in ein Museum umzubauen. Dafür sollen von Leader etwa 10 000 Euro nach Bergweiler fließen.

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