Tradition Fintenkapelle: Ort des Glaubens und der Hoffnung 

Bergweiler · Die Fintenkapelle, zwischen Wittlich und Bergweiler in unmittelbarer Nähe der Autobahn A 60 gelegen wurde erstmals 1656 erwähnt. Sie hat mehrmals große Epidemien, Kriege und unheilvolle Zeiten erlebt und vor allem auch die Pest überstanden, eine der größten und schrecklichsten, und wie eine zeitgenössische Mitteilung sagt: „Eine Menschen fressende Seuche“, die in mehreren Wellen von 1350 an bis ins 17. Jahrhundert hinein andauerte und allein in Europa rund 25 Millionen Menschenleben forderte.

 Fintenkapelle

Fintenkapelle

Foto: TV/Lothar Eckstein

Die Fintenkapelle war und ist immer auch ein Ort der Andacht, des Bittens und des Flehens, der Zuversicht und der Hoffnung. Aber auch ein Ort an dem Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht wird. Sie steht immer zur Einkehr, Andacht und zum Verweilen, zum Innehalten offen.

Die Kapelle wurde 1717 von den Bewohnern des Fintenhofes, der nachweislich bis mindestens 1793 bewohnt war, auf den Fundamenten der Vorgänger-Kapelle „St. Helenae Imperatoriae“, wieder aufgebaut.

 Fintenkapelle

Fintenkapelle

Foto: TV/Lothar Eckstein

Sie ist ein Stein gewordenes Zeichen der Dankbarkeit für die Heilung einer der Söhne von einer seinerzeit stark grassierenden Kinderkrankheit, der Rachitis, die vor allem auf Vitamin-B-Mangel beruhte und kaum eine Chance auf Heilung bot, oder der damals noch weitverbreiteten TBC, der zumeist tödlichen Lungenerkrankung.

 Die Fintenkapelle (oben) findet auch heute großen Zuspruch. Innen zeugt die Wäschestange (unten) von den Bitten der Mütter. Auf einem Holztableau (links) sind die Dankes-Bezeugungen zu sehen.

Die Fintenkapelle (oben) findet auch heute großen Zuspruch. Innen zeugt die Wäschestange (unten) von den Bitten der Mütter. Auf einem Holztableau (links) sind die Dankes-Bezeugungen zu sehen.

Foto: TV/Lothar Eckstein

Ursprünglich zu dem Hof Finten gehörend, pflegten anschließend die Jungfrauen aus Bergweiler die Kapelle. Wegen eines Erlasses der NSDAP von 1935 konnten im Dritten Reich die jungen Frauen die Reinigung der Kapelle nicht mehr fortsetzen, dafür übernahmen, auch gegen alle Widerstände von oben, die Kriegerwitwen und -waisen die Pflege – noch bis lange nach dem Krieg. Unmittelbar nach ihrer Gründung 1956 übernahm die Katholische Frauen- und Müttergemeinschaft Bergweiler die Pflege, die sie auch über die 2004 erfolgte Generalsanierung der Kapelle hinaus bis heute ausführt.

Die Fintenkapelle findet auch heute großen Zuspruch. Innen an der linken Chorseite kann man auf der Wäschestange Bitten und Anliegen von Müttern sehen. Die Gesundung eines Kindes im vergangenen Jahrhundert von Rachitis nach einem Gebet der Mutter in der Fintenkapelle verschaffte dieser einen heilenden Ruf. Seitdem wallfahrteten vor allem Mütter rachitischer Kinder nach Bergweiler, beteten für ihr Kind und ließen dort als Votivgabe ein Kleidungsstück des Kindes. Rechts im Raum sind auf einem Holztableau die Dankes-Bezeugungen zu sehen.

Am oder in der Zeit um den Helenentag (18. August) findet jährlich von der Pfarrkirche St. Johannes Apostel in Bergweiler aus eine Wallfahrt zur Fintenkapelle statt, wo eine Dankmesse gefeiert wird. Die Frauen- und Müttergemeinschaft hat dies bisher immer mit einem Festessen und gemütlichem Nachmittag im Bürgersaal, der sogenannten Fintenkirmes  verbunden.

In diesem Jahr ist wegen Corona alles etwas anders. Es wird zwar keine Wallfahrt von der Pfarrkirche aus geben. Doch die jährliche Dank- oder Festmesse wird am Sonntag, 2. August, um 10.30 Uhr unter den Pandemie bedingten Abstands- und Hygiene-Vorschriften von Pfarrer Rudolf Heck zelebriert, allerdings ohne Bekleitung des Musikvereins. Auch das gemeinschaftliche Festessen und der gemütliche Nachmittag im Bürgersaal müssen ausfallen.

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