Die Gefahr lauert am Straßenrand - Schon 837 Wildunfälle im Kreis Bernkastel-Wittlich

Bernkastel-Wittlich · Mehr als ein Viertel der Unfälle im Kreis Bernkastel-Wittlich sind Wildunfälle. Mit der Gefahr aus dem Wald ist jetzt wieder vermehrt zu rechnen. Denn die Tiere sind in der Dämmerung aktiv - genau zur Zeit des Berufsverkehrs.

 Durch das „Zeichen 142“ wird meist vor Waldstrecken auf Wildwechsel aufmerksam gemacht. Trotz der Warnungkommt es zu vielen Unfällen – oft mit fatalen Folgen. TV-Foto: Julia Schneider

Durch das „Zeichen 142“ wird meist vor Waldstrecken auf Wildwechsel aufmerksam gemacht. Trotz der Warnungkommt es zu vielen Unfällen – oft mit fatalen Folgen. TV-Foto: Julia Schneider

Bernkastel-Wittlich. Es dämmert. Weit und breit kein Auto zu sehen. Freie Fahrt, denkt sich eine 19-jährige Autofahrerin, die auf der K 44 in Richtung Bergweiler unterwegs ist. Doch plötzlich taucht unmittelbar vor ihr ein Tier auf. Die junge Frau weicht aus, schleudert, ihr Wagen kommt nach rechts von der Fahrbahn ab. Mit voller Wucht prallt er mit der Fahrerseite gegen einen Baum. Schwer verletzt wird die 19-Jährige ins Krankenhaus eingeliefert.Vorsicht in der Dämmerung


Das ist 2014 glücklicherweise der einzige Wildunfall im Kreis Bernkastel-Wittlich, bei dem eine Person schweren Schaden genommen hat. Ein Wunder, denkt man an die 837 durch größtenteils Rehwild verursachten Unfälle, die die Polizei dieses Jahr bereits im Kreis verbucht hat. Bei fast 3000 Karambolagen insgesamt bedeutet das: An jedem vierten Unfall ist Wild beteiligt.
Mit dem Herbst beginnt nun wieder die Zeit, in der vermehrt mit Wildwechsel zu rechnen ist. In der Dämmerung ist also höchste Vorsicht geboten. Kreisjagdmeister Hans-Günther Vanck erklärt, warum: "Wenn es dunkel wird, ziehen die Tiere zur Futtersuche vom Wald auf das Feld. Und das ist zurzeit genau dann, wenn die meisten Autofahrer unterwegs sind." Und warum gerade auf das Feld? "Die Tiere hoffen, dort Mais und Rüben zu finden. Oft wird Raps als Zwischenfrucht zur Gründüngung angepflanzt. Der wird vom Schalenwild natürlich gern angenommen."
Wer jetzt einen Blick auf die Felder wirft, dem fällt auf: weite braune Flächen, kaum noch Bepflanzung. Das ist ebenfalls einer der Gründe, warum Wild gerade im Herbst oft die Straßen kreuzt. "Der Mais bietet über lange Zeit eine sehr große Fläche", erzählt Jagdmeister Vanck. In den hohen Maispflanzen könne sich Reh, Wildschwein und Co. Tag und Nacht aufhalten und müsse nicht zwischen Wald und Feld wechseln. "Jetzt, wo der Mais geerntet ist, kann das Wild nicht mehr dort bleiben." So sind Begegnungen mit den Tieren oft unvermeidlich und gehen teilweise nicht glimpflich aus. Wenn es einmal so weit kommt, rät Hans-Günther Vanck, solle man zunächst beobachten, ob das angefahrene Stück Wild noch Lebenszeichen von sich gibt. "Wenn es lebt, sollte man fern bleiben", sagt der erfahrene Jäger. Nicht jeder Autofahrer ist jedoch mutig genug, nach einem Unfall sein Fahrzeug zu verlassen, aus Angst vor folgenden Tieren, insbesondere Wildschweinen. "Ist ein Tier tot, hat man auch von seiner Herde keine Gefahr mehr zu erwarten. Die rennen einfach weiter.", berichtet Vanck. Beispielsweise bei einer Mutter von Frischlingen müsse man allerdings Vorsicht walten lassen, denn ein starkes Wildschwein könne einem gefährlich nahe kommen. Damit es gar nicht erst zu einem Wildunfall kommt, heißt es nun wieder für alle Autofahrer: langsam fahren und wachsam sein.Extra

Das rät die Polizei: Grundsätzlich sollte man in Waldgebieten die Geschwindigkeit verringern und jederzeit bremsbereit sein. Insbesondere dort, wo durch Beschilderung auf Wildwechsel aufmerksam gemacht wird (siehe Foto). Vorbeugend soll man die Geschwindigkeit den Sichtverhältnissen anpassen. Zeigt sich ein Tier am Waldrand gilt: Fuß vom Gas nehmen, bremsen und das Lenkrad festhalten. Eine Vollbremsung sollte man nur dann machen, wenn dies ohne Gefahr - auch für andere Verkehrsteilnehmer - möglich ist. Kommt es dennoch zu einem Unfall, muss die Unfallstelle durch Einschalten des Warnblinklichts abgesichert werden. Anschließend sollte man versuchen, das Stück Wild von der Straße zu entfernen und die Polizei zu verständigen. Ist die sofortige Räumung nicht möglich, muss in ausreichender Entfernung ein Warndreieck aufgestellt werden. jas

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