Tourismus Das Aus für die Mosel-Card

Bernkastel-Kues/Trier · Die geplante Gästekarte sollte im nächsten Jahr starten. Mit ihr hätten Übernachtungsgäste zahlreiche Einrichtungen ohne Extrakosten nutzen können. Doch aus dem Projekt wird nichts.

Die geplante MoselCard sollte im nächsten Jahr starten.
Foto: Mosellandtouristik

Von Ilse Rosenschild

Es wäre eine runde Sache gewesen: Mit der MoselCard hätten Feriengäste, die in der Region Urlaub machen, sich beispielweise in Cochem in den Zug setzen, nach Trier fahren, dort etwa an einer Schiffsrundfahrt teilnehmen, Abstecher zur Porta Nigra und den Kaiserthermen machen und wieder zurückfahren können – ohne einen einzigen Euro zusätzlich zahlen zu müssen. Für die Touristen, die in Trier Urlaub machen, hätte es ähnliche Angebote gegeben. Die MoselCard sollte möglich machen, was in anderen Ferienregionen wie im Schwarzwald oder in Südtirol längst gang und gäbe ist. Die Karte hätten die Touristen für einen fixen Betrag in  ihren jeweiligen Beherbergungsbetrieben erhalten. Mit im Paket wäre die Nutzung von Bussen der Verkehrsverbünde Region Trier (VRT) und Rhein-Mosel (VRM) gewesen. Doch daraus wird nichts.

Was sind die Gründe für das Aus? Es beteiligen sich zu wenige Beherbungsbetriebe, lautet die Information von der Mosellandtouristik GmbH. Die Gästekarte wäre umlagefinanziert gewesen. Das heißt: Teilnehmende Gastgeber – egal ob Hotel oder Campingplatz – hätten zunächst einen Fixbetrag von 2,80 Euro pro Nacht (Erwachsene) und 1,70 Euro (Jugendliche) zahlen müssen, egal ob ihre Gäste später bereit sind, diesen Beitrag zu übernehmen. Bis zum gesetzten Fristende am 30. Juni hätten sich mit 67 Betrieben zu wenige für eine Teilnahme entschieden.

Laut Gregor Eibes, Landrat im Kreis Bernkastel-Wittlich und Aufsichtsratsvorsitzender der Mosellandtouristik, waren es lediglich Gastgeber mit 230 000 Übernachtungen statt wie erforderlich eine Million. Damit sei ein erfolgreiche Einführung nicht möglich, bedauert er. „Wir bedanken uns bei den Betrieben und Leistungsträgern, die das Projekt mit ihrer Teilnahmezusage unterstützt haben“, so Eibes weiter.

„Fast alle Gastgeber haben das Projekt zwar grundsätzlich befürwortet und den Mehrwert für die Region gesehen, weitaus die Mehrzahl hat sich dann gegen die eigene Teilnahme entschieden“, sagt ­Sabine Winkhaus-Robert, Geschäftsführerin der Mosellandtouristik. Als Gründe seien vor allem der zu hoch empfundene Umlagebeitrag und der erhöhte Personalaufwand genannt worden.

Und das Angebot für die Gäste? Das sei stimmig gewesen, erklärt Eibes weiter. „Es wäre der große Wurf für die Region gewesen“, bedauert er. Schon allein wegen der kostenlosen Nutzung von Bus und Bahn und der Teilnahmezusage von bereits 55 Kultur- und Freizeitangeboten. „Es ist eine verpasste Chance“, meint auch Thomas Kalff, stellvertretender Geschäftsführer der Mosellandtouristik.

Was sagen die Befürworter: Durch die Karte habe es einen „Hauch von Aufbruchstimmung gegeben. Die verebbt dann gerade wieder“, bedauert  Ulrike Boor vom Ferienweingut Louis Klein in Traben-Trarbach die Entscheidung. Das geplante Produkt hätte für die Moselregion eine ganz andere Wahrnehmung nach außen ermöglicht und die Mosel als Urlaubsregion gestärkt. Jetzt müsse wieder jedes Dorf und jede Stadt ihre eigene Extra-Werbung machen. Auch Matthias Ganter, Inhaber des Hotels Moselschlösschen und des Jugendstilhotels Bellvue, beide Traben-
Trarbach, wertete die MoselCard als „historische Chance für die Region“.

So hatte er sich im Februar im Volksfreund geäußert. Am Dienstag war er für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Was sagen die Kritiker? „Wir hätten nicht mitgemacht, schon allein aus bürokratischen Gründen“, sagt Tanja Kettermann vom Hotel Bären in Bernkastel-Kues. Die Teilnahme hätte mehr Papierkram bedeutet und mehr Personal gebunden. Und außerdem: „Wir möchten unseren Gästen Bernkastel-Kues schmackhaft machen.“ Deshalb sieht sie es kritisch, ihnen kostenlose Angebote in Trier zu machen.

Auch für Sven Schiffmann vom Kur- und Gesundheitshotel Schiffmann in Mülheim macht das Projekt   wenig Sinn: „Wir bieten unseren Gästen Anwendungen bei uns an“, sagt er. Es sei aus der Sicht seines Betriebes eher kontraproduktiv, ihnen eine freie Busfahrt und freien Eintritt ins Schwimmbad in Traben-Trarbach zu bieten. Für die Region sei die Karte eine schöne Sache, erklärt Andrea Weber vom Hotel Deutscher Hof in Trier. Der Nutzen eines solchen Angebotes in Trier sei allerdings wegen der geringeren Verweildauer der Gäste und Alternativ-Gästekarten eher marginal.

Zudem habe man bei insgesamt 100 Zimmern kaum eine Chance gesehen, diese Kosten zu refinanzieren, ergänzt Tochter Susanne. Auch Sabine Schmitz zog die Karte für den Campingplatz Erden nicht in Betracht: „Das wäre finanziell nicht gegangen.“ Und wenn sie den Betrag auf die Gäste umgelegt hätte, wären diese weggeblieben, ist sie überzeugt.

Wird es einen neuen Anlauf für das Projekt geben? Wohl nicht. Jedenfalls schließt Thomas Kalff von der Mosellandtouristik dies  ausrücklich aus.

(red/iro)
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