Die Glücksminuten gibt es immer noch

Etwa 2000 kulturelle Veran staltungen hat Hermann Lewen seit 1983 organisiert. Er hat Stars an die Mittelmosel geholt, aber auch Rückschläge verkraftet. Dabei ist er immer Optimist geblieben.

 Das Plakat der „Tage voller Glücksminuten“ begleitet Hermann Lewen noch genauso wie der Terminkalender, der die Veranstaltungen von 24 Jahren auflistet. TV-Foto: Clemens Beckmann

Das Plakat der „Tage voller Glücksminuten“ begleitet Hermann Lewen noch genauso wie der Terminkalender, der die Veranstaltungen von 24 Jahren auflistet. TV-Foto: Clemens Beckmann

Bernkastel-Kues. Gesucht wird "eine männliche Kraft als Leiter des Büros". So hieß es in der Stellenanzeige, auf die sich Hermann Lewen 1982 bewarb. Gesucht wurde eine Person, die im neuen Kur- und Veranstaltungsbüro der Stadt Bernkastel-Kues die Veranstaltungen organisiert. Lewen, der damals in gleicher Funktion in Wittlich tätig war, bekam den Job. Genau vor 25 Jahren trat er die Stelle an — und hat sie immer noch inne. Zu Beginn ging es darum, die neue Mosellandhalle mit Leben zu erfüllen. Davon profitieren sollten in erster Linie die Kurgäste. "Doch dann kam die erste Krise im Gesundheitswesen, und Kurgäste blieben aus", erinnert er sich. Und so erweiterte sich sein Auftrag auf die Bürgerinnen und Bürger sowie die Touristen. 1985 kam mit den von Stadt und Verbandsgemeinde getragenen "Mosel Festwochen" ein weiteres starkes Standbein hinzu. Stars wie Udo Jürgens, Howard Carpendale, Reinhard Mey, Matthias Richling, Hape Kerkeling, Gruppen wie Pur, Münchener Freiheit, Prinzen und die Flippers hat Lewen verpflichtet. Bei Großveranstaltungen wurde die Tennishalle des Hotels "Moselpark" umgerüstet, in der bis zu 2000 Besucher Platz fanden. Höhepunkt für ihn war 1998 die Veranstaltungsreihe "Tage voller Glücksminuten" von und mit Rolf Zuckowski und 25 000 Besuchern."Es gab lange keine Konkurrenz, weil rundherum keine Veranstaltungsorte zur Verfügung standen", erinnert sich Lewen. Das hat sich geändert. Lewen ist aber selbstbewusst. Die damalige Kulturpolitik sei für andere Städte und Gemeinden wegweisend gewesen. Gleichzeitig bedauert er, dass die Stadt keine Stadthalle besitzt. Die Mosellandhalle sei nur ein Provisorium. Trotzdem können sich das Kulturprogramm, das Jahr für Jahr auf die Beine gestellt werde, sehen lassen.Wegweisend für ihn selbst war das erste dienstliche Gespräch mir dem damaligen Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, Wilhelm Kreuzberg. "Wenn Sie eine Idee haben und sie unter allen Umständen durchsetzen wollen, machen Sie es. Haben Sie Mut", sagte der zu ihm. Er müsse allerdings damit rechnen, dass sich Politiker die Erfolge auf die eigenen Fahnen schreiben, Misserfolge aber an ihm hängen bleiben. Kreuzberg und dessen Nachfolger Peter Knüpper waren starke Förderer Lewens. "Damals konnte man Vieles entwickeln. Mit Räten, die an einen geglaubt und die einen gelassen haben", sagt der 55-Jährige. Die mittlerweile herrschenden finanziellen Zwänge lassen den Spielraum kleiner werden. "Wenn man aber jedes Risiko ausschließt, haben wir nichts mehr", sagt Lewen.Etwa 2000 Veranstaltungen hat er seit 1983 organisiert. Die meisten sind in einem Terminkalender festgehalten, den er in seiner Wittlicher Zeit angelegt hat. Der Titel: Mainz der Zeit voraus — 24-jähriger Terminkalender für Optimisten. "Ich bin Optimist geblieben", sagt Hermann Lewen. Meinung Kulturspinner mit Visionen Hermann Lewen prägt das kulturelle Leben der Region seit 25 Jahren. Dass sich manche Zeitgenossen an ihm reiben, liegt in der Natur der Sache. Kultur ist ein weites Feld, und er kann es nie allen Recht machen. Er kann auch nicht immer das vorgegebene Budget einhalten, was aber natürlich ein Ziel sein muss. Doch ohne Lewens Ideen wäre das kulturelle Leben ärmer. Er bezeichnet sich selbst als Kulturspinner und wird wahrscheinlich auch von Kritikern so tituliert. Das dürften die Leute sein, denen sowieso egal ist, was sich kulturell tut. Lewen gehört zu der seltener werdenden Spezies von Menschen, die Visionen entwickeln, auch wenn sie wissen, dass sie nur schwer umzusetzen sind. Hoffentlich hat er noch lange Visionen. c.beckmann@volksfreund.de

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