Die Gruft bleibt in der Familie

Die mehr als 100 Jahre Familiengruft auf dem Trarbacher Friedhof, die einstmals der berühmten Weinguts-Familie Dr. Fritz Melsheimer gehörte, ist gestern beim Amtsgericht Bernkastel-Kues für 3500 Euro unter den Hammer gekommen. Käufer ist ein Melsheimer-Nachfahre.

Traben-Trarbach. (sim) Es war kurz nach 11 Uhr, als gestern Rechtspfleger Stefan Dreher den Hammer fallen ließ: 3500 Euro zum Ersten, 3500 Euro zum Zweiten und 3500 Euro zum Dritten, gab der Jurist bekannt. Damit endete ein bizarrer Streit um eine auf dem Trarbacher Friedhof befindliche Familiengruft. Käufer ist Walter Michael Robert Gerling aus Köln, der zusammen mit seiner Schwester Dagmar Carmelita Gerling zum Gerichtstermin erschienen war. Bruder und Schwester sowie die in Toronto (Kanada) lebende Schwester Ingrid Reyers hatten die Teilungsversteigerung - dies ist eine besondere Form der Zwangsversteigerung - beantragt, weil sich die Erbengemeinschaft offenbar nicht einigen konnte, was mit der baufälligen Grabstätte geschehen soll. Außer Gerling gab niemand ein Gebot ab. Der Gutachterausschuss beim Katasteramt Bernkastel-Wittlich hatte den Verkehrwert des Objekts mit 6900 Euro angegeben. Das Mindestgebot zur Zuschlagserteilung lag bei 3450 Euro. Die Familiengruft ist ein einseitig offener Kuppelbau; im nicht zugänglichen Keller befinden sich die Grabstätten. Wie viele Tote bestattet sind, ist unklar, der letzte Leichnam wurde 1967 dort beerdigt. Was er mit der baufälligen Familiengruft machen werde, wollte Gerling gegenüber dem TV nicht sagen.Anfragen auch von "Schnäppchenjägern"

Eingetragen im Grundbuch als Besitzer der Gruft waren bislang acht Personen, allesamt Nachfahren des bekannten Weingutsbesitzers Dr. Fritz Melsheimer, ein in der Traben-Trarbacher Stadtpolitik der 30er- und 40er-Jahre einflussreicher Mann. Unter ihnen die drei genannten Geschwister, deren Mutter eine Tochter von Dr. Fritz Melsheimer war, ferner Walter Meyerhoff, Laurita Lemmer, geborene Melsheimer, Carlotta Köhl, geborene Melsheimer, Fritz Horst Melsheimer, Hubertus Melsheimer, Libertas Weiden-Melsheimer, Christa Carmen Habig, geborene Melsheimer und Ingeborg Gerling, geborene Melsheimer. Die zerstrittene Erbengemeinschaft, größtenteils Nachfahren der Eigentümer, umfasst einen noch größeren Personenkreis. Laut Rechtspfleger Stefan Dreher hatte es vor der Versteigerung einige Anfragen beim Amtsgericht wegen des Objekts gegeben. Unter anderem wollte ein Interessent wissen, ob Schmuck, der eventuell den Toten als Grabbeilage mitgeben wird, ebenfalls an den Käufer übergeht. Dreher gegenüber dem TV: "So etwas müssten Käufer und Verkäufer dann unter sich ausmachen."Ursprünglich gehörte das Grabmal zur Villa Sonora in Traben-Trarbach, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts von Napoleon Graff. Laut Kreisverwaltung handelt es sich bei der Gruft um ein Kulturdenkmal, die Denkmalpflegebehörde habe das Bauwerk aber noch nicht förmlich unter Schutz gestellt.

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