Die gute Seele vom Cusanusstift

Bernkastel-Kues · Das St.-Nikolaus-Hospital war ihr Zuhause. 50 Jahre lang hat Rosalia Hoffmann als "Mädchen für alles" hier gearbeitet. Sie erinnert sich gerne an die Zeit, als sich das von Nikolaus Cusanus gestiftete Hospital noch aus der eigenen Landwirtschaft versorgte.

 50 Jahre lang hat Rosalia Hoffmann im Cusanusstift als „Mädchen für alles“ gearbeitet, die 87-jährige erinnert sich gerne an diese Zeit. TV-Foto: Marita Blahak

50 Jahre lang hat Rosalia Hoffmann im Cusanusstift als „Mädchen für alles“ gearbeitet, die 87-jährige erinnert sich gerne an diese Zeit. TV-Foto: Marita Blahak

Foto: Marita Blahak (mbl) ("TV-Upload Blahak"

Bernkastel-Kues. Auf dem Tisch liegen Zeitungsausschnitte und Fotoalben mit Bildern aus vergangenen Tagen. "Schauen sie, den alten Herrn hier habe ich noch persönlich gekannt", sagt Rosalia Hoffmann beim Durchblättern von Zeitungsberichten mit alten Fotos. Viel kann sie über frühere Zeiten erzählen, als sich das St.-Nikolaus-Hospital, auch Stift genannt, noch aus eigener Landwirtschaft versorgte.
Wenn Rosalia auf frühere Zeiten zurückblickt, strahlen ihre Augen. Denn das Stift war 50 Jahre lang ihr Zuhause. Hier hat sie sich trotz der vielen Arbeit wohlgefühlt. Auch heute noch führt sie ihr Weg regelmäßig zu den Gottesdiensten. Dann schaut die 87-Jährige auch, ob sie sich noch nützlich machen kann. Rosalia kam mit allen gut aus, auch mit den sieben Rektoren. "Unter Rektor Hommer (1959 bis 1969) bekamen wir Hausgehilfinnen sonntags Schokolade", verrät sie. Zu damaliger Zeit etwas Besonderes, denn an Lohn gab es außer Kost und Logis monatlich nur 30 Mark. Hoffmann begann ihren Dienst im Stift 1948 als neunzehnjähriges Mädchen. Als Köchin war sie sehr geschätzt. Ihre Weincreme war begehrt.Allein unter Männern


Anfangs lebte sie hier alleine unter Männern. Erst Ende der 1960er Jahre zog die erste Frau ins Stift ein. "Die landwirtschaftlichen Flächen erstreckten sich in der heutigen Planterre und dort, wo die Sparkasse steht, da haben wir auf den Feldern die Erdbeeren gepflückt", erinnert sie sich. Milch, Eier, Butter und Brot kamen bis 1950, als hier noch die "Armen Dienstmägde Christi" tätig waren, aus der stiftseigenen Landwirtschaft. Vieles sah anders aus als heute. Auf dem Platz, auf dem heute die Akademie Kues steht, wurden Pferde, Kühe und Schweine gehalten.Für Theodor Heuss gekocht


Die landwirtschaftlichen Produkte wurden auch auf dem Hospitalsgelände angeboten, die in aller Herrgottsfrühe gepflückten Erdbeeren auf dem Bernkasteler Marktplatz verkauft.
Auch die Haushälterin des damaligen Stadtbürgermeisters kaufte im Stift Eier, Milch und Gemüse. Hoffmann: "In Zimmer drei hat der Bürgermeister oftmals mit amerikanischen Gästen Kaffee getrunken, dafür schenkten sie den alten Leuten hier leckere Plätzchen."
Ihre Kochkunst schätzten nicht nur die Bewohner. Zu den prominentesten Gästen, die sie bewirtete, gehörte anlässlich der 500-Jahr-Feier des Stiftes Bundespräsident Theodor Heuss und später auch Bundeskanzler Ludwig Erhardt.
So wie heute wurde auch damals das Patronatsfest am Nikolaustag gefeiert. Früher kam dann der Bischof aus Trier zu Besuch, hat in der Kapelle die Messe gehalten und zusammen mit den Heimbewohnern gespeist. "Dann wurde die lange Tafel im sonst eher schlichten Speisesaal festlich eingedeckt", denkt Hoffmann an alte Zeiten zurück.
Als das Refektorium noch einen Holzboden hatte, wurde dieser mit der ersten Milch der kalbenden Kuh gebohnert. "Dann haben die Dielen wunderbar geglänzt", erinnert sich Rosalia.
Sie freut sich, dass sie zu den jährlichen Festen im Cusanusstift eingeladen wird. Denn sie gehört immer noch zur großen Gemeinschaft im St. Nikolaus-Hospital dazu.

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